Wildwechsel: Gefahr lauert in der Dämmerung

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Begegnung mit Wild war die Ursache für diesen Unfall.Archivbild: Ronald Rinklef
Begegnung mit Wild war die Ursache für diesen Unfall.Archivbild: Ronald Rinklef
 
Das Opfer einer Begegnung im Straßenverkehr
Das Opfer einer Begegnung im Straßenverkehr
 

Wild und Fahrzeuge kommen einander öfter in die Quere. Gerade in der Dämmerung lauert die Gefahr.

Die Zahlen sprechen für sich: Fürs Jahr 2012 sind in der Region Bamberg (Stadt und Landkreis) 633 Wildunfälle mit 16 Verletzten dokumentiert, 2013 gab es schon 666 Unfälle, bei denen sieben Menschen verletzt wurden. In diesem Jahr hat die Polizei im Zeitraum bis Ende September 498 Unfälle mit drei Verletzten aufgenommen. "Tendenziell hat die Anzahl der Wildunfälle in den letzten Jahren etwas zugenommen," bilanziert Polizeipressesprecher Achim Dowerg.

Die Stellen, an denen Wild häufig über Straßen wechselt, hat die Straßenverkehrsbehörde mit dem entsprechenden Verkehrsschild (im roten Dreieck ist ein springender Rehbock zu sehen) versehen. Dowerg rät den Verkehrsteilnehmern dringend, insbesondere in diesen Bereichen auf der Hut zu sein, aufmerksam Straßenränder im Blick zu behalten und auch die Geschwindigkeit anzupassen.


Auf Wildwechsel gefasst sein sollte man gerade auf Strecken, die durch Waldgebiete führen, und natürlich an den Waldrändern, so Dowerg. Es gilt: runter vom Gas. Wildunfälle ereignen sich aber auch auch auf offener Strecke, wenn die Tiere aus einem hoch gewachsenen Maisfeldern oder Wiesen auf die Fahrbahn laufen. Besonders unberechenbar sei Wild während der Morgen- und Abenddämmerung.

Bei Unfall Polizei verständigen

"Blenden sie Ihre Scheinwerfer ab, bremsen Sie das Fahrzeug kontrolliert und hupen sie mehrmals," rät Dowerg im Falle einer tierischen Begegnung. Vor unkontrollierten Ausweichmanövern warnt er. Da es sich bei vielen Arten um Rudeltiere handelt, ist die Gefahr nach einem Tier oft noch nicht gebannt. Es gilt: "Vorsichtig weiterfahren, da noch weitere Tiere folgen könnten." Was, wenn es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen doch zur Kollision gekommen ist? Dann rät der Polizei-Pressesprecher: Vorsichtig anhalten, die Unfallstelle absichern, um Verletzte kümmern. Danach muss sofort die Polizei verständigt werden.

Wenn es gefahrlos möglich ist, sollte das (tote) Tier von der Straße entfernt werden: Der Körper stellt ein Hindernis für andere Verkehrsteilnehmer dar und erhöht das Risiko eines Unfalls. Ganz wichtig: Das tote Wild darf man nicht mitnehmen, denn genau damit macht man sich strafbar, warnt Dowerg, "das wäre Wilderei".

Was passiert damit? Die Polizei verständigt den Jagdpächter, der es abholt, erklärt Valentin Lang, Vorsitzender der Kreisgruppe Bamberg im Bayerischen Jägerverband. Nicht immer ist ein Tier nach der Kollision mit einem Fahrzeug tot. Meist sucht der Jagdpächter nach den oft schwer verletzten Tieren. Denn "Beckenbruch und dann Wundbrand sind nicht lustig," findet Lang. Die sogenannte Nachsuche würde übrigens schon dadurch erleichtert, wenn die Stelle markiert ist, an welcher der Unfall geschah. "Man kann dazu Kreide nehmen oder auch ein Trumm hinlegen", so Lang. Dann hat der Jäger einen Startpunkt. Was man auf keinen Fall tun sollte, das angefahrene Tier etwa erschlagen. Die Verletzung kann nur ein Fachmann beurteilen, sagen die Jäger. Gegebenfalls setzen Polizist den Gnadenschuss.

Präventionsmaßnahmen

Lang weiß im Übrigen darauf hin, dass die Jäger ihrerseits präventiv tätig geworden sind: Im vergangenen Jahr etwa wurden in der Region Bamberg für 16 000 Euro blaue Reflektoren angeschafft (das Stück kostet so um die fünf Euro). Sie werden in den Bereichen an Leitpfosten angebracht, wo sich Wildunfälle häuften. 50 solcher Reflektoren hat Lang im eigenen Revier bei Kübelstein angebracht. Mit Erfolg. Denn sonst hatte er im Schnitt jedes Jahr etwa vier Wildunfälle. In diesem Jahr bislang noch keinen.

Er selbst war - "zum Glück" noch nicht in einen Wildunfall verwickelt. Wohl auch, weil er weiß, an welchen Stellen Wild über die Straßen wechselt. Momentan müsse man verstärkt mit Wildschweinen rechnen: Da viele Maisfelder abgeerntet sind, begeben sie sich auf die Suche nach Eicheln.

An die Verkehrsteilnehmer gewandt weist Lang darauf hin, dass die Zeitumstellung Auswirkungen aufs Wild hat: Weniger die anstehende, als die auf Sommerzeit: Dann ist der starke Berufsverkehr schon eine Stunde früher auf den Straßen.
Wieso blaues Licht? Forschungen haben ergeben, dass Blau für Wild die Warnfarbe ist, so wie für uns Rot, sagt Helmut Wolf, Jäger und Polizist. Die Jäger setzen nicht nur auf Blaulicht. Es gibt weitere Prävantikonsmaßnahmen. Etwa würden an Stellen, wo Wild oft die Straße quert, Wildäcker angelegt. Das sind Flächen sozusagen mit Leckerbissen - Luzerne, Klee, Kräuter. Das fressen die Tier und müssen nicht auf der Suche nach Futter über die Straße. Dann gibt es noch Duftzäune: Daür wird entlang der Querungsstrecke an der Rückseite von Bäumen Bauschaum gesprüht und in den dann der Duft von Feinden injeziert. Die sicherste Methode stellen Maschendrahtzäune dar. Das wird entlang von Autobahnen aber auch an der B 505 gemacht. Diese Trassen durchschneide jahrhundertelang genutzte Routen. Nur hier gehen die Wildunfälle gegen null, die anderen Maßnahmen reduzieren Unfälle aber eben nicht zu 100 Prozent.

Hohe Schadenssummen

Wildunfälle beschäftigen freilich nicht nur Jäger und Polizisten. Gerade Versicherungen sind im Anschluss gefordert. Die Nachfrage beim größten Versicherer in Bayern, der Bayerischen Versicherungskammer zeigt erstaunliche Summen: Im Jahr 2012 wurden in Bayern und der Pfalz 7051 Wildunfälle bearbeitet, Schadenssumme: 14,7 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr waren es 6271 Fälle und 13, Millionen Euro.