Auch unter dem neuen Vorstand kommt das Tierheim Bamberg nicht zur Ruhe. Der Erste Vorsitzende trat zurück.
"Die Geldverschwendung muss gestoppt werden!" Das war im Februar das Motto der neuen Vorstandschaft des Tierschutzvereins um den Ersten Vorsitzenden Robert Pfuhlmann. Sieben Monate später entzweite gerade das Finanzproblem das Präsidium: Weil sich die Vorstände nicht einig werden konnten, ob man weiteres Personal entlassen sollte, trat Erster Vorsitzender Pfuhlmann zurück.
Zunächst soll nach Pfuhlmanns Schilderung alles in bester Ordnung gewesen sein: "Zwar war uns allen klar gewesen, dass wir über kurz oder lang die Finanzsituation des Tierheimes in Angriff nehmen müssen, aber dennoch wollten wir uns zunächst einen Überblick verschaffen und erst einmal den Alltag regeln."
Erst wurde repariert
Daher blieben die Bilanzen mehr oder weniger außen vor. Man brachte das Tierheim optisch auf Vordermann und führte in Eigenregie Reparaturarbeiten und Verschönerungen im und am Gebäude durch. Auch wollte man sich einen Überblick über die Hauptamtlichen verschaffen: wer beispielsweise welche Aufgaben erledigt und wie engagiert jeder einzelne ist.
"An Stellschrauben zu Einsparungen haben wir jedoch noch nicht gedreht. Wir haben lediglich die Tierheimleiterin entlassen und deren Stelle ehrenamtlich besetzt. Sprich', ich habe die Heimleitung übernommen und jeden Tag sechs bis sieben Stunden lang in meiner Freizeit den Betrieb geleitet", so Pfuhlmann.
Erfreulich sei nach der Amtsübernahme gewesen - so der stellvertretende Vorsitzende Peter König in einem eigenen Gespräch mit der Lokalredaktion -, dass viele Ehrenamtliche nach Absetzung der alten Vorstandschaft den Weg ins Tierheim zurückfanden. Diese hätten Arbeiten wie Rasenmähen oder Hausmeisterdienste unentgeltlich übernommen, wofür unter der alten Vorstandschaft viel Geld für Handwerker ausgegeben worden sei.
Böses Erwachen
Ein erstes Erwachen gab es laut Pfuhlmann im Sommer, nachdem die Finanzlage aufgearbeitet worden war. "Als wir die Bilanzen sahen, staunten wir nicht schlecht. Statt im Geld zu schwimmen, wie uns allen suggeriert worden war, fanden wir nur 720 000 Euro inklusive der Goldmünzen vor", erläuterte er. Der Verein nehme im Jahr durch Mitgliedsbeiträge und Tiervermittlungen sowie Kleinspenden nur rund 250 000 Euro sicher ein. Dem gegenüber stünden Ausgaben in Höhe von 450 000 Euro. Dies bedeute ein Minus von 200 000 Euro im Jahr.
Der größte Brocken sind laut Pfuhlmann die Personalkosten. "Da der alte Vorstand um Liebhard Löffler immer mehr Mitarbeiter einstellte, stiegen die Ausgaben für Löhne von 135 000 Euro im Jahr 2011 auf 248 000 im Jahr 2015." Löffler habe die jährlichen Defizite nur ausgleichen können, weil in den letzten Jahren hohe Summen durch Erbschaften eingegangen seien.
Entlassungen geplant
"Wir können aber nicht langfristig darauf bauen, dass wir jedes Jahr derart hohe Spenden bekommen. Vielmehr wären wir, wenn wir keine drastischen Änderungen an der Ausgabenseite vornähmen, spätestens in drei Jahren Pleite", glaubt Pfuhlmann. Aus diesem Grund sei man sich im Vorstand einig gewesen, weitere Hauptamtliche zu entlassen. "Nicht in Frage gestellt wurde die Entlassung der Tierärztin, durch die jährlich über 40 000 Euro eingespart werden. Ferner sollte eine geringfügig beschäftige Bürokraft gekündigt werden", so Robert Pfuhlmann. Strittig hingegen sei sein Vorschlag gewesen, zwei Mitarbeiterinnen der Katzenabteilung zu kündigen. Dies wollten die anderen Vorstände nicht mittragen und überstimmten ihren Ersten Vorsitzenden.
Emotionaler Disput
Danach folgte ein per Mail ausgefochtener, zum Teil emotionaler Disput, der darin endete, dass Pfuhlmann sein Amt niederlegte und die Schlüssel fürs Tierheim abgab. "Ich habe gerne meine Arbeit gemacht und der Schritt zum Rücktritt ist mir nicht leicht gefallen. Ich würde auch wieder erneut kandidieren, aber nur mit einer anderen Mannschaft."
Dies würde bedeuten, dass der gesamte Vorstand zurücktreten müsste, was er laut Peter König nicht tun wird: "Die restlichen vier Vorstandsmitglieder haben beschlossen, in ihren Ämtern zu bleiben. Die Aufgaben werden vorübergehend neu verteilt, ehe in der nächsten Mitgliederversammlung ein neuer Vorsitzender gewählt wird."
Suche nach neuem Vorsitzenden
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung werde es nicht geben. Ein neuer Vorsitzender müsse innerhalb der nächsten sechs Monate gewählt werden, und in dieser Zeit sei die jährliche Mitgliederversammlung anberaumt. Auf dieser Sitzung wolle man dann die Finanzzahlen der letzten Jahre öffentlich darlegen. Bis dahin sei auch genügend Zeit, nach einem neuen Vorstand Ausschau zu halten.
"Ablauf ohne Probleme"
Doch wer leitet aktuell das Tierheim, nachdem Pfuhlmann zurückgetreten und die Heimleitung vakant ist? "Es läuft alles seinen normalen Gang, und es gibt keine Lücke. Zumal zwei stellvertretende Heimleiter den Ablauf ohne Probleme fortführen", sagt König.
Glaubt man den Schilderungen eines Ehrenamtlichen, der nicht genannt sein möchte, stellt sich die Situation längst nicht so rosig dar. Das Zerwürfnis des Vorstandes scheint deutliche Spuren hinterlassen zu haben. "Das Tierheim ist führerlos, die Zustände sind chaotisch. Keiner fühlt sich so richtig zuständig. Nur durch das enorme Engagement einiger Hauptamtlicher und Ehrenamtlicher müssen die Tiere nicht leiden."