Wie versichern sich junge Bamberger?

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Ob im Internet oder direkt bei den Beratern der Verbraucherzentrale: Es sollten immer mehrere Angebote verglichen werden, bis man sich für einen Vertrag entscheidet. Symbolfoto: Sarah Dann
Ob im Internet oder direkt bei den Beratern der Verbraucherzentrale: Es sollten immer mehrere Angebote verglichen werden, bis man sich für einen Vertrag entscheidet.  Symbolfoto: Sarah Dann

Mit der ersten Festanstellung oder eigenen Wohnung kommen auf junge Menschen die ersten eigenen Versicherungen zu. Wer unabhängig leben will, muss sich unabhängig von den Verträgen der Eltern versichern. Die Bamberger Verbraucherzentrale weiß, welche Policen sinnvoll sind.

Am Anfang steht die Frage: "Wenn der Schaden eintritt, wie schlimm ist es dann finanziell für mich?" Brigitte Büttel von der Bamberger Verbraucherzentrale kennt sie, die Versicherungen, die den Verbrauchern nicht unnötig Geld kosten, sondern das Leben existenziell absichern sollen.

Doch als junger Mensch, gerade von daheim aus- und in einer Bamberger Wohnung eingezogen, mit dem ersten eigenen Einkommen auf dem Konto, gibt es oft Wichtigeres als die bewusste Auseinandersetzung mit Versicherungen. Dabei geht es bei einem Versicherungsabschluss darum, "existenzbedrohende Risiken" abzusichern, erklärt die Beraterin in ihrem Büro in den Theatergassen.


Automatisch versichert

Sabrina J. (Name von der Redaktion geändert) hat vor gut einem Jahr ihren ersten Arbeitsvertrag in einem Bamberger Unternehmen unterschrieben.
Sie ist zum Studieren aus Mittel- nach Oberfranken gezogen, wohnt in einer Ein-Zimmer-Wohnung und fährt ein eigenes Auto. Während des Studiums war die heute 24-Jährige über die Eltern mitversichert.

Wenn es um die Gesetzliche Krankenversicherung, Privathaftpflicht, Rechtsschutz oder Hausratversicherung geht, sind junge Leute oft noch über den Familientarif versichert, werden bestimmte Merkmale erfüllt: Mit dem 25. Geburtstag endet zum Beispiel die kostenlose Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenkasse. "Kinder können aber auch schon vorher rausfliegen, wenn sie berufstätig sind oder ein bestimmtes Einkommen überschreiten", erklärt ein Beitrag im Finanztest der Stiftung Warentest. Es sei ratsam, im Zweifel einen Blick in den Familien-Vertrag zu werfen oder direkt beim Versicherer nachzufragen, ob die aktuelle Situation die Bedingungen erfüllt.


Wechseln kann sparen

Grundsätzlich kann niemand in Deutschland auf den Schutz durch eine Krankenversicherung verzichten. Die junge Wahl-Bambergerin Sabrina hat einen eigenen Vertrag bei ihrer bisherigen Familien-Krankenkasse abgeschlossen. Auch weil sie fürchtet, eine aktuelle psychologische Behandlung werde bei einem Kassenwechsel Probleme machen. Die Verbraucherberaterin gibt aber Entwarnung: Auch wenn jemand in einer Behandlung ist, macht ein Wechsel innerhalb des gesetzlichen Systems keine Probleme. "Das ist ein Vorteil", sagt Büttel.
Wenn die Eltern dagegen privat versichert sind, haben die erwachsenen Kinder die Möglichkeit, sich bei Studienbeginn generell von der Versicherungspflicht befreien zu lassen. Interessant wird es, wenn die Eltern - beide zum Beispiel Beamte - einen Beihilfe-Anspruch für die Kinder haben. Dann benötigt der Studierende nur eine Teilversicherung und keine private Krankenvollversicherung.

Dann muss der Verbraucher allerdings nach Studienabschluss bei der privaten Krankenversicherung bleiben und den vollen Tarif bezahlen, selbst wenn er keinen Arbeitsplatz bekommt. Eine gesetzliche Versicherung wird zum Beispiel durch Aufnahme einer versicherungspflichtigen Beschäftigung wieder möglich.

Eine Krankenkasse schreibt zum Thema: "Die Befreiung von der Krankenversicherungspflicht können Sie nicht rückgängig machen. Für privat Versicherte bedeutet das, dass sie nach einer solchen Entscheidung meistens nicht mehr in die gesetzliche Krankenversicherung zurückkehren können." Nach Beratungserfahrungen der Verbraucherzentrale könnten viele Privatversicherte mit zunehmendem Alter die Beiträge der privaten Kassen nicht mehr zahlen. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung gibt es keine kostenlose Familienversicherung.

Seit ein paar Wochen hat Sabrina J. Haftpflicht-, Unfall- und Hausratversicherung. "Eine Berufsunfähigkeitsversicherung wollte ich eigentlich auch abschließen", erklärt die junge Frau. Da hierfür medizinische Behandlungen der letzten fünf Jahre bei Vertragsabschluss abgefragt werden und sie abgelehnt werden könnte, wartet sie mit dieser Versicherung noch. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt dann eine monatliche Rente, wenn aus gesundheitlichen Gründen der Beruf aufgegeben werden muss.


Arbeitskraft schützen

Diese Versicherung gehört für Brigitte Büttel auf jeden Fall zu den notwendigen Versicherungen. "Ganz wichtig: Arbeitskraft absichern!" Um im Ernstfall schon in frühen Jahren mit einem monatlichen Rentenbeitrag abgesichert zu sein, sollten junge Leute den Versicherungsvertrag "möglichst frühzeitig abschließen", die Laufzeit des Vertrages bis zum Eintritt in den Altersruhestand wählen und die monatliche Rente mindestens 1000 Euro betragen.

Durch "Dynamik und Nachversicherungsgarantie", so Büttel, kann die Monatsrente mit steigendem Einkommen nachträglich aufgestockt werden. Das hängt von den jeweiligen Vertragsbedingungen ab. Zumal Azubis oder Studierende zu guten Bedingungen den Berufsunfähigkeitsschutz abschließen können, weil sie eher selten schon mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben. Wer anderen Schaden zufügt - auch unabsichtlich -, muss dafür aufkommen. Ob es als Fußgänger oder Radfahrer zu einem Verkehrsunfall kommt oder man die teure Vase des Gastgebers fallen lässt - beides wären denkbare Szenarien, in denen eine Private Haftpflichtversicherung greift. "Unverheiratete Kinder sind in der Regel bis zum Ende ihrer Ausbildung über den Vertrag der Eltern mitversichert", schreibt der Finanztest.

Auch beim Thema Hausratversicherung zählt: "Wie viel ist mein Inventar wert?", sagt Büttel. Oder andersherum: Wie schlimm kann ein Schaden finanziell für mich werden? Für den einen ist möglicherweise ein neues Bett eher angeschafft, als die Versicherungssumme im Jahr gezahlt. Sabrina J. hat mit dem Einzug in ihre eigene Wohnung auch den kompletten Hausrat neu angeschafft: Geschirr, Sofa, Bett, Vitrinen.

Mit ihrem Anliegen ist Sabrina J. zum Berater "der Versicherungsagentur, bei der auch die Autos der Familienmitglieder versichert sind". Der Berater in ihrem Heimatort hat ihr dann in einem ersten Gespräch "alles erklärt und berechnet", beschreibt Sabrina J. die Situation. Unterschrieben hat sie nach dem ersten Treffen aber noch nichts. Anschließend "habe ich dann im Internet nachgeforscht und Preise verglichen und festgestellt, dass das Angebot perfekt passt", sagt sie: "Ging also recht schnell und unkompliziert."

Wer bei all den Versicherungsanbietern auf der Suche nach dem einen Vertrag ist, der auf die persönlichen Ansprüche zugeschnitten ist, der sollte nicht nur ein einziges Vergleichsportal bedienen. Bekannte Online-Portale wie Verivox oder Check24 sind teilweise auch über gewerbliche Anzeigen finanziert und leben, wie der Versicherungsmakler eben auch, von der Provision.

Wer Angebote auf Portalen einholt, sollte zusätzlich die Ergebnisse der Stiftung Warentest hinzuziehen oder, so Büttel, in der Verbraucherzentrale um Rat fragen sowie in jedem Fall mehrere Angebote vergleichen. Aus Erfahrung weiß sie: "Jeder Verbraucher ist anders gestrickt." Dementsprechend vielseitig ist das Spektrum der Policen, die auf dem Versicherungsmarkt angeboten werden.


Die richtigen Versicherungen finden

Vergleich Bei der Suche nach dem richtigen Versicherungsschutz kann man sich auf der Homepage der VBZ informieren. Außerdem hilft ein Vergleich mit den Ergebnissen von Stiftung Warentest.

Empfehlung Kranken-, Private Haftpflicht-und Berufsunfähigkeitsversicherung sind für junge Menschen besonders notwendig, da Schäden die Existenz bedrohen könnten.

Beratung In der Bamberger VBZ können die Berater auf der Suche nach dem richtigen Berufsunfähigkeitsschutz eine Computeranalyse für den einzelnen Kunden erstellen.

Test Welche Versicherungen in welcher Lebenssituation ratsam und welche überflüssig sind, erfährt man mit wenigen Klicks im Internet unter der Adresse: test.de/versicherungscheck.