Wie steht es um den Bamberger Schlachthof?

2 Min
Jährlich werden in Bamberg über 350 000 Schweine und Rinder geschlachtet. Foto: Sebastian Schanz
Jährlich werden in Bamberg über 350 000 Schweine und Rinder geschlachtet.  Foto: Sebastian Schanz

Gab es Tierwohlverletzungen im Bamberger Schlachthof. Die CSU spricht von Rindern, die im Wachzustand geschlachtet worden sein sollen.

Ist es im Bamberger Schlachthof zur Tötung von Rindern im Wachzustand gekommen? Hat der städtische Betrieb, in dem jährlich über 350 000 Tiere geschlachtet werden, deshalb eine Abmahnung von der Landesanstalt für Lebensmittelsicherheit erhalten (LGL)? Und wurden heimische Metzgereibetriebe durch die Großschlächter Tönnies und Südfleisch weitgehend verdrängt? Es ist eine ganze Reihe von Fragen, die Bambergs OB Andreas Starke (SPD) und die Verwaltung beantworten sollen. Die CSU-BA-Fraktion verlangt einen "Faktencheck". Sie treibt die Sorge um, dass es bei der zum Jahresende geplanten Umwandlung des Bamberger Schlachthofs in eine eigenständige GmbH zu überstürzten Entscheidungen kommen könnte. "Es kann nicht sein, dass der Stadtrat vor vollendete Tatsachen gestellt werden und unter Zeitdruck beschließen soll", erklären Peter Neller und Ursula Redler (beide CSU-BA-Fraktion). Beim Schlachthof gehe es um eine Vielzahl von Beschäftigten, um Gewerbesteuern und letztlich um das Tierwohl.

Noch sind es nur Fragen, mit denen die CSU-BA-Stadträte das Stadtoberhaupt bombardieren und mit denen sie Zweifel daran wecken, dass im Bamberger Schlachthof alles mit rechten Dingen zugeht. Neller und Redler berufen sich auf Nachfrage auf "sehr verlässliche Quellen". Die Aussagen der Personen, die sich an die CSU gewandt hätten, seien ernst zu nehmen und hätten die Fraktion veranlasst, nun nachzuhaken. So soll es an der Lichtenhaidestraße wiederholt dazu gekommen sein, dass bereits betäubte Rinder vor dem Schlachten wieder aufwachten, weil die Abläufe nicht schnell genug erfolgten. Die Landesanstalt für Lebensmittelsicherheit habe dieses Problem mit einer Abmahnung geahndet. Juristisch sei es als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz einzustufen

Auch arbeitsrechtlich könnte der Schlachthofcoup der Stadtverwaltung dunkle Motive haben, mutmaßt die CSU. So sei nicht auszuschließen, dass die geplante Privatisierung damit zusammenhänge, dass im Fleischzentrum künftig Subunternehmen zu Dumpinglöhnen beschäftigt werden können.

Die Stadtverwaltung, die wir mit den Fragen konfrontiert haben, wies die Anschuldigungen am Freitagnachmittag als haltlos zurück. "Es gibt keinerlei Missstände und auch keine Tierschutzvergehen im Schlachthof", erklärte Ulrike Siebenhaar, kommissarische Leiterin der Pressestelle. Auch eine Abmahnung der LGL habe es nie gegeben. Robert Sporer, Leiter des Schlachthofs, kann sich nicht erklären, wieso die CSU-BA "mit absoluten Falschaussagen" den guten Ruf des Bamberger Schlachtbetriebs gefährde. "Ich bin sehr unglücklich darüber. Denn das kann einen Schlachtbetrieb leicht in Schieflage bringen. Darunter leiden dann die 150 Beschäftigten. " Sie sind nur zum kleineren Teil als Lohnschlächter bei der Stadt selbst angestellt. Doch auch für die anderen schließt Sporer prekäre Arbeitsverhältnisse aus. Gerade für die Beschäftigten bringe die Umwandlung in eine GmbH Vorteile. Eine GmbH benötige keine Werkverträge, sondern könne sie direkt einstellen.

Ganz aus der Luft gegriffen scheinen die Spekulationen um den Tierschutz aber nicht zu sein. Es habe einen Vorfall gegeben, der Jahre zurückliege, räumt Siebenhaar ein. Sporer spricht von Begehungen durch die LGL, bei denen 2007, 2014 und 2015 dem Schlachthof eine relative lange "Zutriebszeit" bescheinigt worden sei. Doch auch damals hätte es keine Auffälligkeiten gegeben. Sporer, seit drei Jahren Chef im Fleischzentrum, verweist zudem auf 30 "Audits" in jedem Jahr. Als neutrale Stelle könne auch das Veterinäramt dem Schlachthof bestätigen, dass in Bamberg sämtliche Bestimmungen des Tierschutzes eingehalten würden.

Was ist mit den heimischen Betrieben? In der Tat habe es in den letzten Jahren ein Metzgereiensterben gegeben. Doch den Einstieg von Tönnies und Südfleisch wertet Sporer eher als Glücksfall. Nur durch ihre Finanzkraft sei es gelungen, die Schlachtungen für die verbliebenen Kleinen aufrecht zu halten. Es sind etwa ein Dutzend Metzger aus der Region, die laut Sporer davon profitieren. Den Anteil der Schlachtungen von Tönnies und Südfleisch beziffert er mit 60 bis 70 Prozent.