Werden die Bamberger nachlässig?

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Mit einer Vielzahl von Warntafeln reagieren Bambergs Wirte auf die Corona-Anforderungen. Manche unterlassen es freilich auch. Foto: Barbara Herbst
Mit einer Vielzahl von Warntafeln reagieren Bambergs Wirte auf die Corona-Anforderungen. Manche unterlassen es freilich auch.  Foto: Barbara Herbst
 
 
 

Bambergs OB warnt davor, die immer noch guten Corona-Zahlen in Bamberg zu gefährden. Grund ist auch eine Überprüfung von 14 Bamberger Gaststätten durch die Polizei.

Es war die zentrale Aussage des Bamberger Oberbürgermeisters in der Stadtratssitzung am Mittwoch - ein Appell, Rücksichtnahme zu üben: "Wir haben in Bamberg eine noch relativ gute Situation. Es ist die Aufgabe der Stadtgesellschaft, das Beste zu tun, dass es so bleibt." Das sagte Andreas Starke in seinem von Zahlen gespickten Zwischenbericht zur Corona-Lage. Dass offenbar nicht alle alles dafür tun, hatten die Zuhörer wenige Augenblicke zuvor ebenfalls aus dem Munde des Stadtoberhaupts vernommen. Bei einer Kontrolle von Gaststätten war es zu massiven Beanstandungen gekommen.

Noch scheint sich der teils wieder lockere Umgang mit den Coronaregeln nicht in einem starken Anstieg der Zahlen niederzuschlagen. Am Donnerstag kletterte die Zahl der wöchentlichen Neu-Infektionen in Bamberg Stadt und Landkreis leicht auf zwölf. Zum Vergleich: München machte diese Woche Schlagzeilen mit Zahlen über 35 pro 100 000 Einwohner.

In absoluten Zahlen waren in Bamberg am Donnerstag zwölf Menschen infiziert, 25 im Landkreis. Zwei Covid-Patienten werden im Klinikum intensivmedizinisch behandelt - die Maximalkapazität in Bamberg liegt bei 38 Betten.

Doch was läuft falsch in der Bamberger Gastronomie? Bambergs Polizeichef Thomas Schreiber bestätigt, dass sich eine Gruppe von Zivilbeamten vergangenen Freitag auf eine ungewöhnliche Kneipentour begeben hat. Es waren gemischte Ziele, die durchkämmt wurden: Von der Shisha-Bars bis zum Speiselokal war alles dabei. Das Ergebnis zeigt: Es gibt offenbar immer noch Flecken in Bamberg, die das Virus ziemlich kalt lässt: Nur vier Gastronomie-Betriebe überstanden den Polizei-Check ohne Kritik. Bei zehn Unternehmen mussten die Beamten Anzeige wegen Verstoßes gegen den Infektionsschutz erstatten, es drohen Strafen bis zu 25 000 Euro. Meist ging es um Tische, die zu eng standen, Personal, das ohne Maske unterwegs oder überhaupt ohne Maske war, Gäste, die ohne Maske auf die Toilette gingen, oder es fehlten Desinfektionsmittel. Schreiber klagt über merkwürdige Entschuldigungen: "Manche Betriebe konnten überhaupt kein Hygienekonzept vorweisen. Manche Betreiber gaben an, noch nie etwas von einem Hygienekonzept gehört zu haben. In einer Bar stießen wir auf einen Raucherraum und eine Fläche, auf der ohne Maske getanzt wurde." Ausdrücklich nicht überprüft hat die Polizei die Registrierung der Gäste. "Diese Daten können wir nur dann kontrollieren, wenn ein Verdacht auf schwerste Straftaten vorliegt."

Florian Müller vom Verband der Gaststätten in Bamberg ist weit davon entfernt, das Verhalten seiner Kollegen zu rechtfertigen. Die Corona-Vorgaben müssten ohne Wenn und Aber eingehalten werden, sagt er. Allerdings, und das gibt Müller zu bedenken, hätte sich die Gastronomie klarere Vorgaben von der Politik gewünscht. Viele Bestimmungen seien nicht genau formuliert oder führten zu hohem Personalbedarf. Nicht jeder Wirt könne zusätzliches Personal einstellen, um die Gäste zu überwachen. Auch die Stadt, die für die Einhaltung der Regeln zuständig ist, könne mehr tun. "Es wäre zum Beispiel schön gewesen, wenn das Ordnungsamt mit uns durchgegangen wäre und gesagt hätte, was geht und was nicht", sagt Müller. Pauschale Vorwürfe gegen die Gastronomie findet er deplatziert: "Wie schwierig die Coronaregeln einzuhalten sind, weiß der OB selbst am besten."