Wenn der reiche Mann weg ist, gibt es keinen Unterhalt mehr

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Symbolfoto: Jens Büttner/dpa
Symbolfoto: Jens Büttner/dpa

Ein Thema, das spaltet: Warum nicht ganz daheim bleiben, wenn der Liebste gut verdient? Ein Interview zum Weltfrauentag.

Sie will nicht belehren, sondern informieren - und vor allem Aufmerksamkeit schaffen: Gabriele Kepic, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bamberg und Bereichsleiterin Familie, Jugend und Senioren. Denn bei Kepic sitzen sie: Frauen, die nach einer Scheidung plötzlich Existenzängste aushalten müssen, weil sie sich zu sehr auf das Einkommen des Mannes verlassen haben.

Frau Kepic, die Lebens- und Familienplanung ist ein heikles Thema...
Gabriele Kepic: Ja. Wichtig ist, dass jeder sein für sich passendes Lebensmodell findet. Man sollte wegkommen von Vorurteilen, wenn zum Beispiel Frauen nach der Geburt des Kindes bald wieder arbeiten gehen. Oder umgekehrt, wenn eine Frau zu Hause bleibt. Bei uns in Deutschland liegt die Kinderbetreuung jedenfalls immer noch häufig bei den Frauen. Prinzipiell ist es aber möglich, sich die Betreuung zu teilen, wenn etwa beide Eltern ihre Stundenzahl auf der Arbeit zu gleichen Teilen reduzieren. Gerade für Männer ist der Gang zum Chef häufig noch ein schwerer.

Rein rechtlich wäre diese Option die bessere für die Frau?
Man muss einfach wissen: Was ich verdiene, wirkt sich später auf die Rente aus. Frauen unterbrechen, zum Beispiel wegen der Kinderbetreuung, in unserer Gesellschaft häufiger und länger die Erwerbstätigkeit als Männer. Noch dazu arbeiten Frauen seltener in bestimmten Berufsfeldern, in Chefpositionen dominieren meist noch Männer. Hinzu kommt, dass sich Mädchen bei der Berufswahl häufig noch für "typische" Frauenberufe entscheiden, die nicht so gut bezahlt sind. All das führt dazu, dass Frauen etwa 22 Prozent weniger verdienen als Männer, das ist der sogenannte geschlechtsspezifische Lohnunterschied.

Was spricht dagegen, dass die Frau einfach komplett daheim bleibt, wenn der Mann gut verdient?
Plakativ gesprochen - ich muss mir als Frau bewusst machen: Wenn der reiche Mann weg ist, muss ich mich selbst finanzieren. Im Jahr 2008 hat sich dahingehend das Unterhaltsrecht geändert, es war das Ende der sogenannten Versorgerehe. Nach der Scheidung, bei Krankheit oder Tod des Mannes, muss sich die Frau seitdem selbst finanzieren. Abgesehen vielleicht von einer Witwenrente, die allerdings sehr knapp ausfallen kann. Es gibt einfach für Frauen keinen Anspruch auf persönlichen Unterhalt mehr. Unterhaltszahlungen für Kinder sind da natürlich ausgenommen.
Da Frauen häufig noch den schlechter bezahlten Job haben, kommt es durchaus vor, dass sie nach der Heirat daheim bleiben und die Kinder großziehen - weil der Mann einfach mehr verdient. Wenn eine Frau abgesichert sein möchte, kann ein Ehevertrag in so einem Fall eine gute Lösung sein.

Die Fragen stellte Anna Lienhardt.