Der Neonazi-Prozess am Bamberger Landgericht hat mit Teilgeständnissen begonnen. Entscheidend wird sein, ob dem Quartett der "Weisse Wölfe Terrorcrew" Anschlagspläne nachgewiesen werden können.
Update vom 11.10.2018, 20.30 Uhr:
Den zweiten Verhandlungstag des Neonazi-Prozesses hat die Staatsschutzkammer des Bamberger Landgerichts der Aussage des Ermittlungsleiters der Kripo gewidmet. Der Polizist sagte am Donnerstag aus, wie sich die vier Angeklagten aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg direkt nach ihrer Festnahme im Oktober 2015 in ihren Aussagen schwer belasteten. Zwei Männer und eine Frau räumten damals eine Mitgliedschaft in der Bamberger Sektion der "Weisse Wölfe Terrorcrew" ein und legten teilweise Geständnisse ab. In zwei Aussagen war sogar explizit von Gewalt gegen Linke und Ausländer die Rede. Nur ein vierter Angeklagter, ein 24-jähriger aus dem Landkreis Bamberg, schwieg damals wie heute eisern. Am Freitag soll ein weiterer Ermittler vernommen werden.
Das geschah am zweiten Prozesstag in Bamberg: Kugelbomben auf Asylunterkünfte
Wie konkret waren die Anschlagspläne der vier Rechtsextremisten, die sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Bamberg verantworten müssen? Das ist die Kernfrage des lange erwarteten Prozesses gegen drei Männer und eine Frau aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg. Die Anklageschrift umfasst unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung, Sprengstoffdelikte und Körperverletzung.
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Staatsanwalt André Libischer warf den Angeklagten im Alter zwischen 24 und 39 Jahren vor, Gewalt und Brandanschläge gegen Linke und Ausländer geplant zu haben. So sollen zwei der Beschuldigten im August 2015 nachts an einer Bamberger Asylunterkunft vor einem Wachmann mit ihrer rechten Gesinnung geprahlt und Anschläge angedroht haben. "Es ging darum, Ängste vor einem Angriff, insbesondere vor einem Brandanschlag, auf die geplante Erstaufnahmeeinrichtung zu schüren", sagte der Staatsanwalt. Die Beschuldigten sollen sich für Aktionen wie diese 2014 und 2015 als Mitglieder der mittlerweile verbotenen, rechtsradikalen Vereinigung "Weisse Wölfe Terrorcrew" radikalisiert - und eine eigene "Sektion Bayern-Franken" als Untergruppe betrieben haben.
Anschlag auf Asylheim geplant
Konkret sollen zwei der Angeklagten am 19. August 2015 vor Ort einen Anschlag auf ein Bamberger Asylheim angedroht haben. Laut Anklageschrift trafen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma die beiden Männer damals in den frühen Morgenstunden vor der Unterkunft. Dabei sollte es zu einem Brandanschlag kommen. Die illegalen Feuerwerkskörper sollen sich die Neonazis im Internet besorgt haben. Bei einer anderen Aktion sollte ein linker Treffpunkt attackiert werden. Wie weit die Pläne gediehen waren, wird der Prozess zeigen.