Nach der Gartenschau wird die Erba-Insel zum Wohngebiet. Gerüchte über einen finanziellen Engpass hat die Baugesellschaft Insula als unwahr bezeichnet.
Es gibt wohl kaum ein Bauprojekt, das unter größerer öffentlicher Beobachtung stünde als jenes am Werkkanal auf der Erba-Halbinsel. Zehntausende Augen aus ganz Deutschland haben die vierstöckigen Baukörper aus Beton in den letzten Wochen wie von einem Logenplatz aus gesehen, denn sie stehen direkt hinter dem Erba-Turm und damit unmittelbar neben dem Landesgartenschaugelände.
Vielleicht ist das der Grund weshalb in der Stadt Gerüchte nicht verstummen wollen, die dunkle Wolken über dem Projekt der Insula GmbH aufziehen sehen? Weil der Baufortschritt den Versprechungen hinterherhinkt, weil Architektur und Zuschnitt der Wohnungen Fragen aufwerfen, nicht zuletzt, weil die Quadratmeterpreise den hierzulande gewohnten Rahmen weit überdehnen.
Neue Spekulationen
Neue Nahrung haben die Spekulationen um die so genannten Wasserhäuser in jüngster Zeit erhalten, als die Baustelle tagelang wie verwaist schien und die
Fenster der Rohbauten hinter Folien verhängt wurden. Macht hier jemand ein unfertiges Haus winterfest, war eine Frage, die sich nicht nur Passanten stellten. Für den Geschäftsführer Ronny Meyer entbehren solche Vermutungen jeder Grundlage. "Nur weil der Kran sich ein paar Tage nicht dreht, denkt man, auf der Baustelle tut sich nichts", sagt der Chef einer irisch-deutschen Investorengemeinschaft.
Er sieht das Bauprojekt nach einigen Verkleinerungen bei den Wohnungen auf dem geplanten Weg. Mitte Oktober würden die Fenster eingebaut, bis 28. Februar 2013 seien die ersten Wohnungen bezugsfertig. "Spätestens dann werden wir die letzten Einheiten verkauft haben", gibt sich Meyer zuversichtlich.
Also doch alles in Butter auf der Erba-Insel?
Bambergs Immobilienbranche blickt mit Argusaugen auf das, was am Werkkanal in den letzten eineinhalb Jahren in die Höhe gewachsen ist - in eigenem Interesse und auch wegen der Preise, die den einst behäbigen Bamberger Markt ordentlich aufgemischt haben. Sie erklommen in der ersten Euphorie lange vor Beginn der Gartenschau schwindelerregende Höhen von 3700 Euro pro Quadratmeter. Mittlerweile kann man sich am Werkkanal in Gaustadt bereits für 2900 Euro einkaufen - immer noch kein Pappenstiel.
Auch die Sparkasse Bamberg hat sich ausgiebig mit dem Areal beschäftigt und den Chancen, die darin liegen. Der Marktführer bei Immobilienverkäufen in der Region ist zu einem Ergebnis gekommen, das bei potenziellen Interessenten zumindest Vorsicht angeraten sein lässt: "Wir halten Marktpreise von deutlich über 3000 Euro pro Quadratmeter in dieser Lage für nicht gerechtfertigt", dämpft Thomas Winkler überzogene
Renditeerwartungen. Der Immobilienexperte kritisiert auch den wenig kundenorientierten Zuschnitt der derzeit angebotenen Appartements: "Zwei Zimmer bei über 100 Quadratmetern. Das wollen die Leute so nicht."
Zugkraft der Lage
An die besondere Zugkraft der Lage glauben indes nicht nur die Geldgeber um Ronny Meyer, sondern auch andere, die ab dem Jahr 2013 die Insel der Landesgartenschau Zug um Zug in ein luxuriöses Wohngebiet umgestalten werden. Insgesamt sollen 16 Häuser für über 500 Menschen entstehen - in Gaustadt bahnt sich ein Wettlauf der Investoren an.
Zum Beispiel der Bamberger Architekt Elmar Bornhofen von der gleichnamigen Architektengemeinschaft.
Bornhofen hat sich mit der Bauträgergesellschaft Bauhaus aus Nürnberg zusammengetan, nachdem Bamberger Geldgeber im letzten Moment abgesprungen waren.
Er hat ein Wasserhaus in fließender Formgebung mit geschwungenen Balkonen entworfen, für das der Bausenat heute über eine Änderung entscheidet: Die Zahl der Wohnungen schrumpft von 22 auf 17. Verkaufsstart: nächste Woche. Der Preis soll 3300 Euro nicht überschreiten. Auch die Stadtbau GmbH sowie Peter Klappan mischen auf der Erba-Insel kräftig mit.
Klappan, sonst vor allem im Bau von Büro- und Handelsimmobilien aktiv, will ab Januar zwei Häuser mit 40 Wohnungen hochziehen. Sein Konzept: Kein Beton, sondern Ziegel, weniger klotzig - und günstiger als die Konkurrenz. "Solche Mondpreise haben wir nicht", verspricht er.
Gibt hier jemanden der ein Haus baut und es "unter" Preis verkauft? Wohl nicht den Preis regelt Angebot und Nachfrage ist doch logisch. Und keiner kann gezwungen werden dass er seine Ware ( Haus ) unter Preis abgibt, oder irre ich mich dann lass ich mich gerne aufklären.
wohnungen nur für überbezahlte leute oder wie?
immerhin ziehen schon Studenten aus, weil der nachbar schnarcht! und dafür wollen die kapitalisten 3000 euros? ich glaub die stehn im wald...
wo sollen eigentlich die anständigen leute in zukunft wohnen? und wo die zukünftigen rentner?
Wenn eine kleine Stadt wie Bamberg, in der hunderte - wenn nicht tausende von Normalverdienern Händeringend nach bezahlbaren Wohnraum suchen, es nicht schafft, solch größenwahnsinnige Projekte zu nahezu Münchner Preisen zu verhindern, dann hat hier die Stadtführung kläglich versagt.
3700,-€ für den qm?
Vermutlich schweben die "Macher" bereits.
Berechtigte Kritik sollte doch an die adressiert sein, die die Verantwortung für diese Politik tragen: den OB und seine Stadtratsmehrheit (die ja allzumeist auch die CSU beinhaltet).
Denn das sollte man schon wissen: Ohne den Verkauf eines Drittels der ERBA-Insel an den irischen Investor (der hier jetzt versucht, entsprechenden Reibach zu machen) hätte sich die teuerste LGS aller Zeiten nie und nimmer finanzieren lassen...
Es ist nicht die Aufgabe der Stadt solche privatwirtschaftlichen Projekte zu verhindern.
Allerdings kann man der Stadt und den dazugehörigen Einrichtugen wie Stadtbau, Wobag usw vorwerfen viel zu wenig für den sozialen Wohnungsbau getan zu haben. Und dieser wäre deren Aufgabe gewesen! Die Auswüchse eines freien Markts waren vorhersehbar und die Sorgen und Nöte großer Bevölerkungschichten auch. Aber der Anteil an Sozialwohnugnen sinkt und sinkt. Nutzen tut es den Hausbesitzern.
Auch wurde nicht rechtzeitig auf den doppelten Studentenjahrgang reagiert und viel zu spät begeonnen Wohnraum für Studenten zu schaffen. (Erinnert mich an den auch immer unerwartet eintreffenden Winter und unvorhersehbare Streusalzengpässe) Dies führt dazu dass in Bamberg auch die letzte Bruchbude eben in eine gewinnbringende Studenten-WG umfunktioniert wird wenn das Kapital oder der Wille zum Luxussanieren fehlt. Bei der Marktlage würde jeder solvente Mieter bevorzugen anstatt günstig und renditeschwach zu vermieten.
Dazu ist der Besatzer noch nicht weg und auch dies ein Grund für hohe Preise.
Die Preisentwicklung ist somit für Bamberg leider marktgerecht. Sehr viel Nachfrage von Studenten und Altersruheständlern usw trifft auf kaum freien Wohnraum. Bamberg wurde schon auf Platz 7 im bundesdeutschen Preisranking gemeldet.
Geht man aber raus aus Bamberg, sinken die Preise in den absoluten Keller sobald sie keine Bahn- oder Stadtbusanbindung haben. Der Wohnungsmarkt ist der einzige halbwegs freie Markt welcher überhaupt existiert und nach Angebot und Nachfrage funktioniert.
Man kann halt nicht alles haben ohne einen Preis zu zahlen. Entweder man baut oder wohnt günstig auf dem Land und hat immer weiter steigende Mobilitätskosten zu tragen und dazu die Effekte des demographischen Wandels zu akzeptieren (weniger Schulen, weniger Läden, weniger Kindergärten, usw..) oder man kauft oder wohnt teuer in der Stadt, hat Arbeit und Infrastruktur in Laufweite aber überschaubare Mobilitätskosten.