Warum Gundelsheim Gummibärchen braucht

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Geschäftsleiter und Kämmerer Norbert Mittmann ist auch der Hüter der Gummibärchendose im Gundelsheimer Rathaus. Foto: Anette Schreiber
Geschäftsleiter und Kämmerer Norbert Mittmann ist auch der Hüter der Gummibärchendose im Gundelsheimer Rathaus. Foto: Anette Schreiber
Mittman am ArbeitsplatzFoto: Gemeinde Gundelsheim
Mittman am ArbeitsplatzFoto: Gemeinde Gundelsheim
 
Die offizielle VerabschiedungFoto: Ottmar Schmaus
Die offizielle VerabschiedungFoto: Ottmar Schmaus
 
Norbert Mittmann wird künftig mehr Zeit für Gattin Doris haben.Foto: Ottmar Schmaus
Norbert Mittmann wird künftig mehr Zeit für Gattin Doris haben.Foto: Ottmar Schmaus
 
Sag's durch die Torte!Foto: Ottmar Schmaus
Sag's durch die Torte!Foto: Ottmar Schmaus
 
Ein herzlicher AbschiedFoto: Ottmar Schmaus
Ein herzlicher AbschiedFoto: Ottmar Schmaus
 
Norbert Mittmann in AktionFoto: Gemeinde Gundelsheim
Norbert Mittmann in AktionFoto: Gemeinde Gundelsheim
 
Ob er sich einen Espresso macht?Foto: Gemeinde Gundelsheim
Ob er sich einen Espresso macht?Foto: Gemeinde Gundelsheim
 
Aus Konkurrenten wurde ein gutes Team Jonas Merzbacher (l.) und Norbert Mittmann.Foto: Ottmar Schmaus
Aus Konkurrenten wurde ein gutes Team Jonas Merzbacher (l.) und Norbert Mittmann.Foto: Ottmar Schmaus
 
Foto: Ottmar Schmaus
Foto: Ottmar Schmaus
 
Foto: Ottmar Schmaus
Foto: Ottmar Schmaus
 

In 35 Jahren hat Norbert Mittmann die Entwicklung Gundelsheims eng begleitet und weiß, worauf es ankommt: Für den Fall der Fälle muss die Belegschaft Zugriff auf Gummibärchen haben.

Norbert Mittmann weiß, was Gundelsheim braucht: Gummibärchen gehören dazu. Weil sie fürs Wohlbefinden der Belegschaft wichtig sind und damit das gute Arbeitsklima stabilisieren. 35 Jahre seines Lebens hat Mittmann der Gemeinde gewidmet und kennt sie so gut wie kaum ein anderer. Als Geschäftsleiter ist er ein bisschen zum Gehirn und lebenden Archiv der Gemeinde geworden. Diesen Freitag hatte er seinen letzten Arbeitstag. "Mit ihm geht viel Wissen", bedauert Bürgermeister Jonas Merzbacher schon jetzt und aufrichtig.


Zwei Anläufe


Das zu hören, rührt den angehenden Pensionär. Gerade weil Merzbacher das sagt. Zwei Mal hat der profunde Gundelsheim-Kenner Mittmann zum Sprung vom Verwaltungs- zum Rathauschef angesetzt, Merzbacher ihn beim letzten Mal ausgebremst. Keine leichte Situation, damit zurecht zu kommen. "Anfangs", wie Mittmann mit Bedacht sagt.
Aber mittlerweile haben die Beiden die Qualitäten des Anderen schätzen gelernt. Und mit der Ära Merzbacher gehören eben auch Gummibärchen zum Ressort des Kämmerers. Als solcher kauft und hortet er die Kilodosen.


Gleich aufgestiegen


Aber zurück zu den Anfängen Mittmanns in Gundelsheim. Nach der Ausbildung zum Kaufmannsgehilfen und der Bundeswehrzeit kam der gebürtige Sambacher als Quereinsteiger in die Verwaltung: Er absolvierte den Angestelltenlehrgang II und wurde in Memmelsdorf gleich Kassenleiter. Das war 1978, dem Jahr also, in dem Memmelsdorf und Gundelsheim Verwaltungsgemeinschaft wurden. Zwangsweise sozusagen. Der damalige Gundelsheimer Bürgermeister Michael Arneth konnte das wie der Rest der Gundelsheimer nicht akzeptieren, weshalb er umgehend die Trennung vorbereitete. Arneth suchte Personal für eine eigene Verwaltung, erinnert sich Mittmann.

Die Aussicht, in Gundelsheim gleich zum Kämmerer und Geschäftsleiter aufzusteigen, ließ ihn zu Arneths Team stoßen. Das waren damals gerade vier Leute. Die mussten sich nicht nur im Alten Rathaus arrangieren, sondern eine Verwaltung sozusagen aus dem Nichts aufbauen. "Aber alles war gut vorbereitet," lobt Mittmann. Selbst der Bau des neuen Rathauses, der dann in relativ kurzer Zeit bezogen werden konnte. Freilich gab es da unter anderem noch keinen eigenen Bauhof, so dass Utensilien im Keller gelagert und Kellerräume als Werkstatt genutzt wurden.

In der Ära Arneth entwickelte sich erst einmal die Infrastruktur. Mittmann hat alle Projekte von der Konzeption über den Bau bis zur Abrechnung hautnah begleitet. Verwaltungsmäßig war er Teil der Entwicklung Gundelsheims von einer 2300-Seelen-Gemeinde im Jahr 1980 zur heute 3500 Bürger starken Kommune. Mitgewachsen ist die Verwaltung auf nunmehr sieben Mitarbeiter plus Bürgermeister.

Pionierarbeit

Pionier- und Aufbauarbeit wurde in der Ära Arneth geleistet. "Von dem habe ich viel gelernt", sagt Mittmann. Deswegen habe er sich schließlich nach der Amtszeit von Arneth-Nachfolger Dorsch selbst das Bürgermeisteramt zugetraut. Mit nur zwölf Stimmen Unterschied verpasste er das Ziel. "Das war bitter." Aber Mittmann arrangierte sich. Nach Hans-Jürgen Griegers Amtszeit wollte es Mittmann noch einmal wissen. Diesmal unterlag er deutlich. "Das war leichter."

Mit dem Abstand der Jahre gewinnt er dem Ganzen Positives ab: "Wäre ich damals Bürgermeister geworden, hätte ich angesichts der vielen Projekte, die realisiert wurden, keine Freizeit mehr gehabt und ich müsste noch bis 2020 arbeiten. Weil ich gesagt hatte, ich würde eine zweite Amtszeit anhängen und zu Ende machen," rechnet der versierte Kämmerer vor. Apropos Kasse: Gundelsheim ist es finanziell immer gut gegangen, bilanziert der 64-Jährige, der jährlich gut sechs Millionen Euro Gemeindehaushaltverwaltete. Gab es richtig schwierige Zeiten für ihn? "Eigentlich nicht und wenn habe ich sie verdrängt."

Wenn es mal schwierig werden sollte, gibt es schließlich immer noch die Gummibärchendose. Darauf dürfen sich alle verlassen. Verlässt Mittmann die Gemeinde gerne? Der Waage-Mann überlegt, wägt ab, gibt den Diplomaten. Freilich freue er sich auf den Ruhestand, die Kinder, die Enkel und die Geschäftsreisen von Ehefrau Doris, die er nun zu chauffieren gedenke. Schwer falle ihm der Abschied vom Verwaltungs-Team, denn das ist ihm doch ans Herz gewachsen, weil es so wunderbar harmoniert. Genau deswegen sollte Mittmanns Nachfolger 100-prozentig ins Team passen.

Suche mit Bedacht

Es wird mit Bedacht gesucht und Mittmann ein ausschleichender Abschied ermöglicht. Zwar war gestern sein letzter offizieller Arbeitstag. Aber für Projektarbeit wird er der Gemeinde noch ein paar Stunden wöchentlich zur Verfügung stehen: es geht um den Neubau der Krippe, die Abwicklung des neuen Feuerwehrautos, den Kindergartenkauf und die Abrechnung des Kindergartenjahrs. Klingt nach intensiver Arbeit. Aber die Aussicht, die netten Kollegen wieder zu sehen und auf die Nackenmassage. Nackenmassage? "Natürlich vom Physio-Therapeuten!" Auch das bietet die moderne Gemeinde ihren Mitarbeitern an - und Mittmann zumindest stundenweise in Stresssituationen Gummibärchen. Greift er auch selbst in die Dose? Mittmann winkt dankend ab. "Ein guter Espresso ist mit lieber."