Wann sich nach dem Zeckenbiss der Gang zum Arzt empfiehlt

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Die einen schwören aufs Zecken ziehen, die anderen drehen lieber. Wichtig ist auf jeden Fall, den Parasiten zu entfernen und die Stelle im Auge zu behalten.

Das frühlingshafte Wetter dieser Tage lädt zu Gartenarbeiten und ausgedehnten Waldspaziergängen ein, Mensch und Natur gieren nach Sonnenstrahlen. Allerdings lauern an vielen Orten, wo es momentan schön ist, auch schon wieder die Zecken. Bamberg gilt wie ganz Oberfranken als Risikogebiet für die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Diese Entzündung der Hirnhaut und des zentralen Nervensystems kann durch ein Virus ausgelöst werden, das Zecken beim Stechen mit ihrem Speichel abgeben können. "Jetzt ist schon Hauptsaison, aber für eine Impfung gegen FSME ist es nie zu spät, die wirkt dann auch drei Jahre", sagt Dr. Heinz-Jürgen Wagner, der beim Landratsamt Bamberg den Fachbereich Gesundheitswesen leitet. Und auch seine Behörde hat in jedem Jahr mehrere FSME-Fälle zu verzeichnen. Allen, die viel im Garten arbeiten oder mit dem Hund rausgehen, empfiehlt Gesundheitsamtsleiter Wagner daher die FSME-Impfung. Erst vor kurzem hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auf die gestiegene Zahl der FSME-Fälle in Bayern hingewiesen, 234 Erkrankungen gab es im vergangenen Jahr, 2015 waren es noch 128. Huml hatte insbesondere Eltern empfohlen, auch ihre Kinder impfen zu lassen. Laut Markus Frühwein von der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen, sind für einen kompletten Impfschutz drei Impfungen innerhalb eines Jahres erforderlich. Ab 14 Tagen nach der zweiten Impfung bestehe für 90 Prozent der Geimpften bereits Schutz.
Wagner ist selbst zeckenerprobt und hat erst an diesem Wochenende an seinem Hund einige der lästigen Krabbeltierchen entdeckt, die sich beim Spielen im hohen Gras angeheftet haben. Neben dem FSME-Virus übertragen Zecken noch einige andere Krankheiten, gegen die es keine Impfung gibt. "Hauptgefahr ist die Borreliose, die bei uns von jeder vierten Zecke übertragen wird", sagt Wagner. Er empfiehlt nach jedem Aufenthalt in Wald oder Garten den sorgsamen Blick auf Kleidung und Körper. Und wenn es plötzlich irgendwo kribbelt, solle man auf jeden Fall auch noch einmal nachschauen. Selbst in der ausgezogenen Hose kann der Parasit einen Tag überleben, länger bekommt ihm das Raumklima in der Regel nicht. "Manche Zecken sind kleiner als ein Reiskorn, manche vollgesogene so dick wie eine Erbse", weiß Wagner.
Wo Zecken entdeckt werden, sollten diese zügig gezogen werden. "Dann muss man immer schauen, wie sich der Zeckenbiss entwickelt, ob es vielleicht nur bei einer kleinen Schwellung bleibt." Bei einer Borreliose-Infektion kommt es in den meisten Fällen zur so genannten Borreliose-Wanderröte. Ausgehend von der Zeckenstichstelle breitet sie sich kreisförmig aus. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall der Gang zum Arzt, denn gerade im frühen Stadium lässt sich laut Wagner Borreliose in der Regel gut mit Antibiotika behandeln. Schwieriger sind Diagnosen und Behandlungen von Borreliosen im Spätstadium. Eine Wanderröte ist dann nicht mehr erkennbar. Auch an einen Zeckenstich erinnern sich viele Patienten nicht mehr, da dieser unter Umständen schon länger zurückliegt. Bei später auftretenden und chronischen Symptomen wie Gelenkbeschwerden oder Gesichtslähmungen werden häufig Antibiotikagaben durch mehrwöchige Infusionen notwendig.
Was das Zeckenentfernen angeht, gibt es zwei Philosophien. Die einen schwören aufs Ziehen, die anderen drehen die Zecke lieber heraus. "Ich bin viel draußen und habe mir über die Jahre schon 100 Zecken selbst entfernt, ich drehe aber lieber als sie herauszuziehen", sagt Wagner. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Zecke möglichst hautnah gegriffen und nicht auf ihren Hinterleib gedrückt wird. Dies verhindert ein Quetschen der Zecke und somit auch die Freigabe von möglicherweise gefährlichen Körperflüssigkeiten. Außerdem sollte die Zecke langsam und kontrolliert entfernt werden. In den Apotheken gibt es zahlreiche Mittel, um Zecken abzuschrecken oder zu entfernen. "Praktisch sind zum Beispiel Zeckenkarten, die passen sogar in den Geldbeutel", sagt Carina Wohlpart von der Herzog-Max-Apotheke. "Wer gerne dreht, nimmt eine sehr schmale Pinzette oder eine Zange, andere schwören auf Zeckenschlingen." Auch bei den Zecken-Abwehrsprays bietet sie ein breites Spektrum an, für die ganz Kleinen empfiehlt die Apothekerin Citronella und Kokosöl. Zumindest für einige Stunden können die Sprays das Risiko eines Zeckenbisses deutlich verringern. Auf den Kontrollblick danach sollte man dennoch nicht verzichten.