Wanderers Nachtmar

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Symbolbild: djd/www.rund-ums-wandern.de/thx
Symbolbild: djd/www.rund-ums-wandern.de/thx

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, dichtete einst Victor von Scheffel. Als Frankenlied ist dieser Lobpreis auf die Bewegung in frischer Luft zum Inbegriff des regionalen Lebensgefühls geworden. Aber so einfach ist das heute nicht mehr.

Stopp, sagen nämlich die Regionalvermarkter und Tourismusmanager: So geht das nicht. Der Wanderer, der mit der Zeit geht, hat nicht einfach der Nase nach durch die fränkische Landschaft zu latschen. Womöglich mit nicht mehr als der Butterstulle und der Thermosflasche im Ränzlein. Damit verweigert er sich der regionalen Wertschöpfung und der Inwertsetzung der kulturhistorischen Besonderheiten. Anarchismus oder Schlimmeres mit dem Rucksack.

Wandern ist ein Event, ein Event will geplant sein. Das geht nicht ohne GPS-Koordinaten und die App auf dem Smartphone, man braucht einen direkten Link auf die Facebookseite "Zum heil'gen Veit von Staffelstein" und den passenden Sound dazu auf dem i-pod: Valeri, Valera! Das gefällt dem Wanderer.

Wehe, wenn nicht! Von wegen "So muss ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben." Nichts da! Es soll allhier im Frankenland kein einziges Bäumelein mehr stehen, auf dem nicht wenigstens ein Schild pranget: Mainweg, Weinweg, Keinweg. Unserweg. Meinetweg(en).

Wanderers Albtraum: Er wollt, ihm wüchsen Flügel.