Wandelmut ohne Wankelmut

2 Min
Die Sitzplätze waren auf der Böhmerwiese im Herzen der Gärtnerstadt in Zweierreihen gestellt. Foto: Helmut Ölschlegel
Die Sitzplätze waren auf der Böhmerwiese im Herzen der Gärtnerstadt in Zweierreihen gestellt.  Foto: Helmut Ölschlegel
Bodo Wartke am Piano Foto: Helmut Ölschlegel
Bodo Wartke am Piano Foto: Helmut Ölschlegel
 
Foto: Helmut Ölschlegel
Foto: Helmut Ölschlegel
 
Foto: Helmut Ölschlegel
Foto: Helmut Ölschlegel
 
Foto: Helmut Ölschlegel
Foto: Helmut Ölschlegel
 
Foto: Helmut Ölschlegel
Foto: Helmut Ölschlegel
 
Foto: Helmut Ölschlegel
Foto: Helmut Ölschlegel
 

Bodo Wartke trat zum Auftakt des "Engels & Völkers"-Festival auf der Böhmerwiese inmitten der Gärtnerstadt auf.

Endlich wieder ein Kulturfestival unter freiem Himmel! Im dauernden Wandel von "Corona" mit ordentlich "Wandelmut", wie das aktuelle Motto von Bodo Wartke lautet, startete am Donnerstagabend das neue "Engels & Völkers"-Festival auf der Böhmerwiese im Herzen der Gärtnerstadt.

Mut beweisen auch die Veranstalter, allen voran der Bamberger Veranstaltungsservice unter Federführung von Gaby und Wolfgang Heyder zusammen mit dem Organisationsteam der Böhmerwiese und dem Stadtmarketing Bamberg mit Unterstützung des Sponsors und Radio Bamberg, Wobla und Fränkischer Nacht als Präsentatoren. Ralf Böhmer freut sich ganz besonders, weil bereits das Blues & Jazz-Festival und das Zwiebeltreterfest in diesem Jahr auf seiner Böhmerwiese abgesagt werden mussten.

Kleinerer Rahmen

Doch jetzt geht es wieder los, wenn auch in kleinerem Rahmen, unter Wahrung der Hygiene- und Abstandsregeln. Klaus Stieringer betonte in seiner Begrüßung, es sei sehr erfreulich, dass trotz der aktuellen Situation, hier ein Konzept erstellt werden konnte, das der Gesamtsituation gerecht wird und so den Wiedereinstieg in Musik-Kultur-Events in der Region ermöglicht. Ein Einbahnstraßen-System auf dem Gelände und über Onlinevorkauf zugewiesene Sitzplätze in Zweierreihen mögen zwar etwas gewöhnungsbedürftig wirken, ermöglichen aber erst die Durchführung einer solchen Veranstaltungsreihe zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Bis zum 6. September gibt es an allen kommenden Abenden ein buntes Programm aus Konzert, Comedy, Kabarett und Theater - die Livekultur erblüht endlich aufs Neue! Bis jetzt war nur die Auftaktveranstaltung ausverkauft, für alle kommenden Abende gibt es aber noch online Tickets zu erwerben, für Kurzentschlossene sogar mit Registrierung an der Abendkasse.

Direkt im Anschluss an die einleitenden Worte der Verantwortlichen betrat Bodo Wartke mit viel Schalk im Nacken die Bühne auf der Böhmerwiese. Mit seinem sechsten Klavierkabarettprogramm erforschte er das fortwährende Wechselspiel von Stetigkeit und Wandel. Sowohl das Sezieren der dabei auftretenden Verunsicherungen als auch das Aufdecken der sich bietenden Möglichkeiten, waren und sind seine Themen, die er mit viel Humor würzt: "Früher machten wir Party und wie! Heute sitzen wir bei der Paartherapie".

Virtuoser Klavierkabarettist

Der virtuose Klavierkabarettist weckt die Neugier auf scheinbar Unmögliches, reflektiert die Untiefen des Zeitgeistes im "Land, in dem ich leben will" und kleidet seine Lyrik in gereimter Heinz-Ehrhard-Manier höchst kreativ ein: "Er fiel auf's Gleis so quer - nix passiert, Schienenersatzverkehr!" Bodo Wartke freute sich wieder über befreiendes Lachen und den direkten Applaus vom Publikum und teilte spannungsgeladen seine Gedanken über den Weltenlauf mit seinen Zuhörern.

Er sinnierte darüber, in welchem Land, in welcher Gesellschaft wir leben wollen und wohin die Reise gehen soll mit Abfrage des Lösungsirrsinns von Nationalisten, christlichen Fundamentalisten, Islamisten und "Gangsterrappisten" mit "Hartz 4 und nem Lambo vor der Tür". Auch eigene Wandlungen werden dabei einbezogen und humorvoll kommentiert, wie seine neue Rolle als Familienvater.

Das Publikum erfährt, wie der Klimawandel dazu führte, seinen Klassiker "Regen" zu überarbeiten und wie sich der Blick auf Insekten wandelte mit Nutzung der Macht von Poesie und Fantasie. Im Beethovenjahr kreierte er einen wunderbar lyrischen Liedtext für "Elise". Wo das Erstarken demokratiefeindlicher Tendenzen klare Kante erfordert, liefert er in seinem Mix aus den beiden populärsten deutschen Musikgenres, Schlager und Gangsterrap, irrwitzig "Atemlos" als "Hybridgenre" einen adaptierten "Schlager-Rap" mit demaskierenden "Hassbotschaften".

Ein gereifter Bodo Wartke rüttelte auf - "Es wird Zeit!", berührte und unterhielt sein Publikum auf der Böhmerwiese auf höchstem Niveau mit unglaublicher Virtuosität am Flügel, humorvollem Tiefgang, trotziger Zuversicht und "Wandelmut, der auf Liebe beruht" - poetisch, politisch, paradigmatisch, persönlich, prägnant!

Das weitere Programm ist hier zu finden.

Einen Anspieltipp zu Bodo Wartke gibt es hier: