Vor 60 Jahren wurde das Stadionbad eröffnet

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Die verregnete Eröffnungsfeier mit Bambergs früherem OB Luitpold Weegmann im Juli 1953 Foto: Emil Bauer/Stadtarchiv
Die verregnete Eröffnungsfeier mit Bambergs früherem OB Luitpold Weegmann im Juli 1953  Foto: Emil Bauer/Stadtarchiv
Hier stand der Umbau des Stadionbades noch an. Foto: Stadtwerke
Hier stand der Umbau des Stadionbades noch an. Foto: Stadtwerke
 
Das Stadionbad vor der Sanierung Foto: Stadtwerke
Das Stadionbad vor der Sanierung Foto: Stadtwerke
 
Das Stadionbad vor der Neueröffnung 2003. Foto: Stadtwerke
Das Stadionbad vor der Neueröffnung 2003. Foto: Stadtwerke
 
Blick aufs alte Stadionbad Foto: Stadtwerke
Blick aufs alte Stadionbad Foto: Stadtwerke
 
Zwei Bademeister im Stadionbad in den 70er Jahren
Zwei Bademeister im Stadionbad in den 70er Jahren
 
Ein Baum musste bei den Sanierungsarbeiten umgepflanzt werden. Foto: Stadtwerke
Ein Baum musste bei den Sanierungsarbeiten umgepflanzt werden. Foto: Stadtwerke
 

Ab 11. Mai strömen Besucher wieder ins Stadionbad. Zum Saisonstart erinnern wir an verregnete Anfänge vor sechs Jahrzehnten, als etliche Bamberger eine feuchtfröhliche Eröffnungszeremonie mit OB Weegmann als "Schirmherrn" feierten.

Wie hatten Wasserratten die Eröffnung des Stadionbads herbeigesehnt! Stürzten sich viele an heißen Tagen zuvor noch im Hain in die Fluten der Regnitz oder drängten sich im schmalen Becken des Luftbades am Kunigundendamm (wo man(n) und frau noch getrennt schwamm), so brachen vor sechs Jahrzehnten endlich auch für Bamberger Badegäste moderne Zeiten an: Nach jahrelangem Hickhack im Stadtrat und einer mit Spannung verfolgten Bauphase strömten am 18. Juli 1953 erste Besucher auf das Areal, das ab Samstag wieder Gäste zum 61. Saisonstart begrüßt. Wobei wir hoffen, dass Petrus den Termin nicht ebenso ins Wasser fallen lässt wie besagten 18. Juli.

Sprung ins kühle Nass

Ja, der Wettergott begoss die Eröffnung des Stadionbades auf eigene Weise und ließ sämtliche Festgäste im Regen stehen.
Was Luitpold Weegmann nicht davon abhielt, feierliche Worte zu sprechen - als OB und Schirmherr der Veranstaltung. Nach zähem Ringen war auf der ehemaligen Aschehalde schließlich das erste zeitgemäße öffentliche Bad mit einem Nichtschwimmer- und Schwimmerbecken, einem Ein-Meter- und Drei-Meter-Sprungturm entstanden. Und von Letzterem "sprangen als Erste die damaligen Stadtverbandsvorsitzenden Rolf Weyermann und Max Gardill ins glasklare Wasser", wie sich Willy Heckel in "Bamberg im 20. Jahrhundert" zurückerinnerte.

Gesetzt war ein Meilenstein in der Geschichte der Bamberger Schwimmanstalten. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte noch die Eröffnung eines Badehauses im Hain Wellen geschlagen. "Es erfreute sich offensichtlich großer Beliebtheit, da 1816 schon ein Nachfolgebau von Landbauinspektor Ferdinand von Hohenhausen direkt am Ufer der Regnitz eröffnet wurde", berichtete Nina Schipkowski in einem historischen Beitrag. Neben geheizten Wannen- und Heilbädern bot man Gästen gleich hinter dem Haus auf dem Fluss eine skurrile Vergnügungsvariante: Sie durften in Hütten plantschen, die auf Flößen im Wasser standen, um Badende vor neugierigen Blicken zu schützen.

Eine städtische Schwimmschule entstand 1849 im Theresienhain. Ehemalige Soldaten dienten als Schwimmlehrer, die Anfänger zuvor noch in der Militärschwimmschule über Wasser hielten. Weitere Errungenschaften: die Eröffnung eines Damenfreibads 1907 oberhalb des heutigen Bootshauses und 21 Jahre später das eingangs erwähnte Luftbad am Kunigundendamm. Stolz war man auf das moderne Schwimmbecken des "Luftä", in dem Männer auf der einen und Frauen auf der anderen Seite paddelten. Als Trennlinie fungierte ein Holzbalken mit Drahtgitter, der Flirtversuche erschwerte. Wobei auch die relativ losen "Baumwoll-Dreiecksbadehosen" Tugendwächter alarmierten - vom gegenüberliegenden Ufer (Priesterseminar) aus.

Auf der Mauer Sonne tanken

Gerade 34 Meter lang war das Schwimmbecken des "Luftä", während Gästen des Stadionbades ab 1953 schon zwei 50-Meter-Becken neben Liegewiesen und Liegeterrassen zur Verfügung standen. Beliebtester Platz an der Sonne aber war die Mauer, die Nichtschwimmer von Schwimmern trennte, wie Jan Giersberg als Pressesprecher der Stadtwerke recherchierte: "Eine Stelle unter besonderer Beobachtung der Bademeister, die öfters Platzverweise gaben. Schließlich bewegten sich Nichtschwimmer dort sprichwörtlich auf einem schmalen Grat."
Der Eintritt kostete Erwachsene anfangs 90 und Kinder ganze 50 Pfennig. Allerdings war das Wasser bis Mitte der 70er Jahre unbeheizt und wurde Giersberg zufolge in der Anfangszeit "durch einen externen Dampferzeuger erwärmt, der eigentlich zum Auftauen von Kanaldeckeln diente". Umweltfreundlich heizt eine Solaranlage ab den 80er Jahren das einst so kühle Nass.

Wie begeisterte Knirpse in den Fifties das Kinderbecken mit der Wasser spuckenden Schildkröte! "Um den Platz auf ihrem Rücken wurden regelmäßig Kämpfe ausgetragen", so der Pressesprecher. Besondere Highlights am Kiosk in den Wirtschaftswunderjahren: Brause-Ufos, Waffelbruch und Senfbrötla für 5 Pfennig. Spätestens um 18 Uhr war für Jugendliche unter 18 Jahren ohne erwachsene Begleitung damals aber "Schluss mit Lustig".
Natürlich wurde das Stadionbad auch zum Freizeit-Eldorado der Besatzer. Als Stammgäste brachten sie Liegewiesen zum Klingen. Kofferradios folgten Ghettoblaster, "die gerüchteweise als Versteck für hochprozentige Erfrischungsgetränke dienten", wie Giersberg ausführte. In bunten Badeshorts grillten die Amis neben der eigenen Haut kulinarische Leckerbissen.

Fernseh-Städteturnier

Ein Highlight in der Geschichte des Bades: das Fernseh-Städteturnier, veranstaltet vom Westdeutschen Rundfunk, am 6. Mai 1973. "Teams aus ganz Europa traten bei diversen Geschicklichkeitsspielen im Wasser gegeneinander an", berichtet der Pressesprecher. 24 Jahre später übernahmen die Stadtwerke die Bamberger Bäder vom Entsorgungs- und Baubetrieb. Und unter neuer Regie liefen gleich nach der Jahrtausendwende Modernisierungsarbeiten an. "Seinen Segen erhielt das Stadionbad bei der Wiedereröffnung im Juni 2003 mit Wasser aus dem Jordan", erinnert sich Jan Giersberg. Ein halbes Jahrhundert war seit der verregneten Zeremonie mit Oberbürgermeister Weegmann vergangen - und ein Jahrhundertsommer brach an, wie man ihn sich seither vergeblich zurücksehnt. "187.000 Gäste suchten in diesem Jahr Abkühlung im Stadionbad, während es durchschnittlich jährlich um die 80.000 Besucher sind."