Ein 72-jähriger Rentner hat am 1. Oktober für einen Großeinsatz am Bamberger Bahnhof gesorgt. Gestern wurde der geständige Täter zu vier Monaten auf Bewährung verurteilt.
Er wollte Aufmerksamkeit - die hat er bekommen. Ob dem 72-jährigen Bamberger allerdings bewusst war, wie viel Beachtung seine Aktion tatsächlich finden würde, dieser Frage ging gestern das Bamberger Amtsgericht nach.
Der Rentner hatte
am Morgen des 1. Oktobers in einer Telefonzelle am Bamberger Bahnhof eine Tasche abgestellt - versehen mit einem Zettel mit der Aufschrift: "Inhalt: Bombe mit Zeitzünder! Beim Öffnen erfolgt Explosion!" Die Worte hatte er durch die Zeichnung einer explodierenden Bombe illustriert.
Die Folge: Der Bereich um den Bahnhof wurde weiträumig gesperrt, etwa 150 Menschen wurden aus Bürogebäuden evakuiert. Für rund drei Stunden durften weder Busse, Taxis noch Autos das Areal befahren. Die Sperre des Verkehrsknotenpunktes führte zu massiven Rückstauungen auf den Straßen. Auch der Bahnverkehr war teilweise betroffen. Um etwa 11.45 Uhr kam dann die Entwarnung von Spezialisten der Technischen Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamtes: Sie hatten die Tasche überprüft und festgestellt, dass sich darin nur Kleidungsstücke befanden.
Die sollten eigentlich mit samt der Tasche auf den Sperrmüll wandern, wie der 72-jährige Täter vor Gericht aussagte. Warum landete sie dann mit einem Zettel versehen in der Telefonzelle?
Der Mann erklärte, dass er bereits seit 2012 etwa einmal pro Monat Zettel im Bamberger Stadtgebiet verteilte. "Ich habe mich aufgeregt über die Kirche, die Politik und die Lebensmittelverschwendung und wollte die Menschen aufmerksam machen, was schief läuft", sagte der Rentner.
Deswegen habe er die Zettel mit Botschaften in Form von kurzen Texten und Skizzen vorzugsweise in Telefonzellen ausgebracht - damit möglichst viele Menschen sie sehen. Teilweise befanden sich auch sexuell anzügliche Zeichnungen und Anmerkungen auf Zetteln. Warum er diese verteilt hatte, konnte vor Gericht nicht endgültig geklärt werden.
Am 1. Oktober hatte er sich massiv über die Politiker Philipp Rösler und Angela Merkel aufgeregt. Einen Schmähbrief zu beiden klebte er in die linke der zwei Telefonzellen am Bahnhof. Als seine Lebensgefährtin ihn bat, ihre Damenhandtasche zum Sperrmüll zu tragen, habe er sich kurzerhand entschlossen, diese mit dem Zettel der Bombendrohung in der rechten Telefonzelle abzustellen - um damit mehr Aufmerksamkeit für seinen Brief mit der politischen Botschaft zu erlangen.
"Sie, als jemand, der täglich Zeitung liest und politisch interessiert ist, haben durchaus in Kauf genommen, dass die Polizei involviert werden würde", sagte Richterin Ursula Redler in der Verhandlung. Aus "generalpräventiven Gründen" verurteilte sie den Rentner zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung, nicht etwa zu einer Geldstrafe.
Es gehe nicht nur darum, Nachahmer abzuschrecken. Einige Bürger hätten bei der Bombendrohung richtig Angst bekommen, wie ein Polizist als Zeuge ausgesagt hatte. "Da haben auch wir im Gerichtssaal die Bilder vom 11. September im Kopf", sagte die Richterin.
Die viermonatige Bewährungsstrafe ist gekoppelt an eine dreijährige Bewährungszeit. Zudem muss der Rentner 480 Euro in Raten an einen Sozialarbeits-Verein zahlen.
"Das soll sie jeden Monat daran erinnern, so eine Tat nicht wieder zu begehen", sagte Ursula Redler.
"Aus "generalpräventiven Gründen" verurteilte sie den Rentner zu einer Freiheitsstrafe" - die Richterin muss schon von Berufs wegen an Abschreckung glauben - ich tue das in diesem Fall aber ganz und gar nicht! Indiz 1: Tat nach der Bundestagswahl, Indiz 2: Täteralter über 70 Jahre. Vermutung: der Täter hat nicht wie die Mehrheit seiner Generation "so gewählt, wie Wir immer wählen" und Stephane Hessels Aufruf "Empört Euch!" reichlich überzogen interpretiert. Doch wenn noch mehr solche Empörte Senioren (was für ein Name für eine Partei wäre das) existieren, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, das Leute am Lebensabend nach Ende beruflicher und finanzieller Bindungen sich von ein paar Monaten Haft beeindrucken lassen.
mal wieder der Steuerzahler. Wer so mutwillig und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, sollte auch die Kosten für den ganzen Einsatz selbst zahlen. Strafe auf Bewährung kann ich ja noch verstehen, aber den Rest leider nicht.
nix darüber, wer die Kosten für den Polizeieinsatz und die Spezialisten der Technischen Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamtes aus München trägt???
Lassen Sie mich raten, Anna: einmal mehr der Steuerzahler...