Viele nette Anrufe, aber noch keine Wohnung

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Weil die Badtüre zu schmal ist, muss Christine H. ihren Sohn Max immer hineinschleppen. Sie sucht schon lange eine barrierefreie Wohnung im Landkreis Bamberg. Foto: Matthias Hoch
Weil die Badtüre zu schmal ist, muss Christine H. ihren Sohn  Max immer hineinschleppen. Sie sucht schon lange eine barrierefreie Wohnung im Landkreis Bamberg. Foto: Matthias Hoch

Etliche wollen Christine H. helfen. Doch war bisher kein Angebot für eine barrierefreie Wohnung dabei, das sich die Alleinerziehende leisten kann.

Vor einem Monat hatte Marion Kari, Sekretärin der Bamberger Lokalredaktion eine ganze Menge besonderer Anrufer, nicht mit den üblichen Belangen für die Redaktion, sondern in Sachen Wohnungsvermittlung: Der Fränkische Tag hatte einen Artikel über die alleinerziehende Christine H. veröffentlicht, die dringend eine behindertengerechte Wohnung sucht, wegen Max, ihrem Sohn, der an Cerebralparese - stark eingeschränkter Motorik - leidet. Marion Kari freute sich ganz besonders über jeden dieser Anrufer und hat dann auch immer gleich den Kontakt zu Frau H. hergestellt. Jetzt haben wir Christine H. erneut besucht, um nachzufragen.

"Es waren wirklich sehr, sehr nette Leute, die sich gemeldet haben", berichtet die quirlige Frau. Es gab etliche, die neue Bauprojekte starten und welche, die an Wohnbaugesellschaften verwiesen, oder wieder andere, die Empfehlungen hatten. Beim näheren Nachfragen, vor allem auch zu den Mieten, blieben letzlich zwei Wohnungen, die sich Max und Mama ansahen: Bei der einen hätte man das Bad gut umbauen können. Denn hier gibt es verschiedenste Fördermöglichkeiten für den Wohnungsbesitzer, weiß Christine H. inzwischen. "Ganz genaue Informationen gibt es bei der Wohnberatung des Landkreises am Landratsamt, aber auch Hilfe von EUTB."

Das Thema Bad hätte man lösen können. Doch wie sich zeigte, war der Gang einfach zu schmal für den knapp 70 Zentimeter breiten Rollstuhl: "Max wäre nicht um Ecken gekommen", stellt die Mama mit großem Bedauern fest. Und bei der zweiten Wohnung waren erst Umbauten erfolgt, es wären aber weitere nötig, der die Neugestaltung zum Teil wieder hätte weichen müssen. Also auch wieder nichts. Das heiß die Wohnungssuche geht weiter.

Christine H. gefällt es ja eigentlich in ihrer bisherigen, sehr gemütlich eingerichteten Wohnung. Nur weiß sie nicht, wie lange ihr Rücken hier noch mitspielt: Mit dem Rollstuhl kann sie den 13-jährigen Max nicht ins Bad fahren, also muss sie ihn vor der Tür aus dem Rollstuhl hieven und wörtlich ins Bad schleppen.

Die Zeit drängt

Dieser Tage holte sich der Junge eine Infektion, musste sich mehrmals übergeben, und dann auch noch mal extra im Bad saubergemacht werden. "Sie wollen nicht wissen, was ich in den Haaren und an der Kleidung hatte", sagt die sehr gepflegte Frau. "Hätte ich ihn einfach ins Bad fahren können..." So viel Hoffnung schwingt in diesem unvollendeten Satz mit.

Schon so lange hofft sie. Doch nun drängt die Zeit wirklich. Denn Max ist im Wachstum, was naturgemäß auch eine Erhöhung des Gewichts mit sich bringt. Schon jetzt bedeuten seine 46 Kilogramm mehrfach täglich Schwerstarbeit für die nur unwesentlich schwerere Mutter, die den Sohn auch nur um ganze sieben Zentimeter überragt. Noch.

Nach außen hin wirke sie stark, erklärt Christine H., doch an manchen Tagen "hocke ich mich in die Ecke und heule, gerade auch wegen der Perspektivlosigkeit bei der Wohnungssuche". Und es kommt noch schlimmer, berichtet sie. Max muss demnächst wieder operiert werden, "weil der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne ist". Sie hat das gemerkt, weil die Spastik (Muskelspannung) noch größer ist. "Max hatte starke Schmerzen, aber er sagt ja immer nichts."

Das stimmt. Immer wieder sieht Christine H. während des Pressebesuchs nach dem 13-Jährigen. "Alles gut, Max?" Die Anwort immer "ja". "Meldest Dich, wenn Du was brauchst?" Und wieder ein tief ergebenes "Ja". Max kann aber auch witzig, und zur Hochform läuft er auf, wenn es um die Waschmaschine geht. "Schon von klein an war er von dem Gerät fasziniert." Es habe durchaus was Meditatives, wenn man der Maschine länger zusehe, sagt die Mama nicht ganz so ernst. Auch wenn der Alleinerziehenden oft nicht zum Lachen ist, hat sie sich auch für ihren Max den Humor bewahrt.

Die bescheidenen Wünsche des Kindes kann sie erfüllen. Für sie selbst freilich wäre es die größte Erfüllung, wenn jemand eine bezahlbare, behindertengerechte Wohnung - 495 Euro kalt - anbieten würde. Marion Kari, die geschätzte Sekretärin der Lokalredaktion, nimmt dafür gerne wieder Gespräche unter der Telefonnummer 0951/132 96 100 entgegen. Es gäbe genügend zeitlichen Vorlauf, da Max ja erst noch einen OP-Termin bekommt, danach schließen sich Krankenhaus- und Reha-Aufenthalt an. Unser Weihnachtswunsch: Wir würden sehr gerne berichten, wie diese Herbergsuche von Erfolg gekrönt wurde.

Hier findet man Unterstützung

Beratung Seit vergangenem Jahr gibt es in Bamberg zwei Stellen der EUTB (Ergänzende Unabhängige Teilhabe Beratung). Sie ist kostenlos und steht Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen zur Verfügung. Es geht dabei um die Bereiche Gesundheit, Bildung, Beruf, Kommunikation, Assistenz, Freizeit, Familie und Partnerschaft. Hilfsmittel, Mobilität und Wohnen. Basis ist das Teilhabegesetz.

Förderung Gefördert wird EUTB zu 90 Prozent durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Zehn Prozent werden durch den Träger finanziert. In Bamberg sind das der Sozialdienst Katholischer Frauen in der Heiliggrabstraße und der Verein Leuchtfeuer in der Schützenstraße. Allein in der Heiliggrabstraße wurden seit Eröffnung 450 schriftliche, telefonische und persönliche Beratungen durchgeführt.