Valentin ade: Es lebe der Single!

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Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. Wir zelebrieren mit ihm den "Singles' Awareness Day" als Ehrentag aller, die solo durchs Leben gehen. Foto: pr
Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. Wir zelebrieren mit ihm den "Singles' Awareness Day" als Ehrentag aller, die solo durchs Leben gehen.  Foto: pr

Als Antwort auf den Tag der Liebenden etablierte sich der "Singles' Awareness Day", der am Mittwoch in diversen Ländern gefeiert wird. Dazu ein Interview.

Rosen, Kerzen, ein romantisches Essen: Haben Sie so den gestrigen Valentinstag gefeiert? Oder geht Ihnen als Single der Rummel um den vom Marketing diktierten Termin seit langem auf die Nerven? Dann unser Glückwunsch an dieser Stelle: Heute ist der "Singles' Awareness Day", der allen gewidmet ist, die solo durchs Leben gehen - freiwillig, unfreiwillig oder berufsbedingt: Ja, berufsbedingt wie Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl, mit dem wir über entscheidende Vor-, aber auch Nachteile seines Beziehungsstatus sprachen.



Erst WG, dann Singlehaushalt

Frage: Zunächst mal: Seit wann sind Sie überhaupt Single?
Pötzl: Als Single lebt man in einem Singlehaushalt. So würde ich mich in der Zeit, in der ich im Priesterseminar mit 25 weiteren Seminaristen in einer Art WG wohnte, noch nicht in dieser Kategorie sehen. 2001 aber wurde ich zum Priester geweiht und bezog eine eigene Wohnung. Seither bin ich Single.



Socken liegen lassen

Frage: Was schätzen Sie am Singledasein?
Antwort: Das Singleleben hat viele Vorteile. Es gibt dir die Freiheit, zu tun und zu lassen, was du willst. Ich kann meine Socken hinwerfen, wo immer ich möchte - und im Bad meine Zahnbürste. Beim Einkaufen muss ich nicht darüber nachdenken, was meine Partnerin gerne hätte. Ja, nicht mal bei der Gestaltung meiner Wohnung habe ich auf irgendwen Rücksicht zu nehmen.



Problem Männer-Grippe

Frage: Stichhaltige Argumente. Welche Nachteile sehen Sie gegenüber verbandelten Zeitgenossen?
Antwort: Dumm ist's, wenn einen beispielsweise die Männer-Grippe erwischt und man als Single auf die liebevolle Pflege einer Partnerin verzichten muss. Sie wissen ja, Männer leiden intensiver als Frauen. In solchen Situationen hättest du gerne jemanden an deiner Seite. Solo zu leben, ist ein Modell, das nur solange funktioniert, solange man sich auf sich selbst verlassen kann.



Frage: Was haben Sie als Single zu hassen gelernt?
Antwort: Wenn der Kühlschrank mal wieder leer ist, du dafür aber keinen zur Verantwortung ziehen kannst. Lästig ist manchmal auch die Putzerei. Als Paar kannst du dir unangenehme Aufgaben teilen, nicht zu vergessen die Miete.



Perfekt in der Küche?

Frage: Seit 16 Jahren führen Sie nun schon Ihren Singlehaushalt. Übt man(n) sich da nicht irgendwann in den traditionell weiblichen Disziplinen?
Antwort: Doch. Ich koche und backe inzwischen nahezu perfekt meine - zugegebenerweise stark eingeschränkte - Palette an Gerichten. Auch das Ergebnis beim Putzen kann sich sehen lassen. Putzen ist auf gewisse Weise recht entspannend. Zumal man sich als Single nicht unter Druck setzen muss, sondern nur das anpackt, was man als nötig erachtet.



Weibliche Übergriffe?

Frage: Alles klar. Gab's in den vergangenen Jahren eigentlich Versuche von weiblicher Seite, Ihren Singlestatus zu ändern?
Antwort: Selbstverständlich. Die erlebe ich täglich. Wobei ich allen Interessentinnen, die ich konsequent abweise, sage: "Keine Sorge, es liegt nicht an dir, nur an mir." - Nein, im Ernst: Dafür bin ich nicht der Typ, weil ich Frauen gegenüber schon immer eher schüchtern und zurückhaltend war. Für mich stand relativ früh fest, dass ich Priester werden möchte, um für andere Menschen da zu sein. Den Wunsch, eine eigene Familie zu gründen, hatte ich nie.

Frage: Macht es die Paar-Gesellschaft einem leicht, als Single zu leben?
Antwort: Es wird einem nicht schwer gemacht. Manche Singles leiden trotzdem darunter, wenn es in ihren Freundeskreisen ab einem bestimmten Alter nur noch Paare gibt. Im Bereich 30 plus ist es eben auch schwieriger, noch einen geeigneten Partner zu finden. Ein Problem, das ich berufsbedingt glücklicherweise nicht habe.



Kostspieliges Singledasein

Frage: Und finanziell gesehen?
Antwort: Ja, Geld ist ein entscheidender Faktor. Man muss es sich leisten können, als Single zu leben - gerade in Bamberg, wo die Wohnungsmieten nicht günstig sind. Andererseits hat man es als Alleinstehender leichter, einen gut bezahlten Job zu finden. Man muss heute ja möglichst flexibel und mobil sein.

Frage: Mehr und mehr Menschen leben als Singles. Worin liegt dieser Trend Ihrer Meinung nach begründet?
Antwort: Weil wir es uns im Gegensatz zu den Menschen in ärmeren Ländern leisten können. Auch im Gegensatz zu früher, als es in Deutschland noch nicht den heutigen Wohlstand gab. Wir streben nach Individualität, danach, selbstbestimmt unseren Weg zu gehen, um Karriere nach unseren eigenen Vorstellungen zu machen. Auch sind Konventionen und andere gesellschaftliche Zwänge, unter denen Singles früher litten, nicht mehr so existent wie vielleicht noch in den 50er Jahren.

Frage: Sie glauben also nicht, dass Menschen im digitalen Zeitalter zunehmend bindungs- und beziehungsunfähig sind?
Antwort: Nein, das denke ich nicht. Ich kann auch nicht sagen, ob ich den Trend zur Singlegesellschaft als positiv oder negativ ansehe.

Frage: Zuletzt noch eine Frage: Was machen Sie am liebsten, wenn Sie gerade nicht als Jugendpfarrer oder Hausmann im Einsatz sind?
Antwort: Außer intensiv schlafen, meinen Sie? Ich reise gerne, lese gerne, am liebsten geschichtliche Dokumentationen. Sportlich gesehen bin ich leider eher eine Nullnummer.