US-Abzug als Wachstumsfaktor auch im Bamberger Umland

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Ein Wohngebiet im Umbruch: Noch stehen in Stegaurach etliche ehemals von US-Army-Angehörigen bewohnte Häuser leer. Doch die Gemeinde verzeichnet einen verstärkten Zuzug junger Familien. Foto: Hans Kurz
Ein Wohngebiet im Umbruch: Noch stehen in Stegaurach etliche ehemals von US-Army-Angehörigen bewohnte Häuser leer. Doch die Gemeinde verzeichnet einen verstärkten Zuzug junger Familien. Foto: Hans Kurz

In den stadtnahen Gemeinden haben sich Befürchtungen über negative Auswirkungen der Konversion in Bamberg bislang nicht bewahrheitet. Freie Wohnungen bringen vielmehr neue Bürger. Ein Glücksfall und eine Herausforderung für die Kommunen.

Der Erhalt der US-Wohnungen ist das große Thema bei der Konversion in Bamberg. Doch Angehörige der amerikanischen Streitkräfte haben nicht nur auf dem Kasernen-Areal in der Stadt Bamberg gelebt. Hunderte von ihnen wohnten auch in den Umlandgemeinden. Was geschieht mit diesen Wohnungen nach dem Abzug der Army? Sind sie Freud oder Leid für die Kommunen? Müssen diese sogar mit Leerstand und Bevölkerungsschwund rechnen, wenn demnächst in der Stadt massenhaft Wohnraum für Neubürger zur Verfügung steht.

Bei manchen gab es Bedenken. Wenn Bamberg von fünf-, zehn- oder gar 20.000 neuen Einwohnern träumt, dann können diese eigentlich nur zurück aus dem Speckgürtel kommen, der in den letzten Jahrzehnten doch so sehr vom Wegzug aus der Stadt profitiert hat. In der Landesentwicklung wurden die sogenannten Konversionsgemeinden daher sogar mit den Höchstfördergebieten gleichgesetzt, etwa bei Ausbau des schnellen Internets. Doch erste Erfahrungen deuten auf das Gegenteil hin. Das zeigt etwa die jüngste Bevölkerungsentwicklung in Stegaurach und Strullendorf.

Zunächst einmal stellt sich das Thema hier ganz anders dar, als in Bamberg. Die Amerikaner-Wohnungen sind im Prinzip allesamt Teil des freien Immobilienmarktes. Die Gemeinden wären insofern also nur indirekt vom Leerstand betroffen. Auch tauchten die früheren Bewohner in keiner Einwohnerstatistik und auf keiner Steuerliste auf. Die jetzige Zuzüge dagegen schon.

Einwohner, die zählen

So hat etwa Stegaurach vom 30. Juni 2013 bis 30. Juni 2014 nach den offiziellen Zahlen des Statistischen Landesamtes 220 Einwohner dazu gewonnen - von 6723 auf 6943. In der eignen Fortschreibung ist die Gemeinde noch einen Schritt weiter: Dort waren es zum Jahresende 2013 bereits 7161 und die Zahl ist laut Bürgermeister Thilo Wagner (FW-FL) zum Jahresende 2014 weiter gestiegen - auf etwa 7300.

Stegaurach hatte zuvor die größte amerikanische Kolonie im Landkreis beherbergt. Etwa 300 bis 400 Angehörige der US-Armee hatten ihr in 120 bis 130 Wohnungen gelebt. Wohnraum, der nun für Neubürger zur Verfügung steht und offenbar auch angenommen wird - auch wenn in manchen Wohngebieten mit ehemals hohem US-Anteil noch etliche leer stehende Wohnungen und Häuser auszumachen sind. Gleich daneben wird aber auch schon wieder neu gebaut. Wobei die Nachfrage nach Wohneigentum größer ist als nach Mietwohnungen, was auch ein örtlicher Immobilienexperte bestätigt. Folglich sind die Mietpreise nur leicht über dem Landkreisdurchschnitt, während der Preis für Häuser und Eigentumswohnungen eher am oberen Rand angesiedelt ist.

Die Gemeinde ist jedenfalls hoch erfreut über diese Entwicklung. Man stelle fest, dass relativ viele junge Familien mit Kindern zugezogen seien, so der Bürgermeister. Etwas, wonach sich angesichts des demografischen Wandels alle die Finger lecken. Allerdings stellt die Entwicklung die Gemeinde auch vor neue Herausforderungen. Zum Beispiel bei der Kinderbetreuung. "Mit den Kindergartenplätzen sind wir inzwischen ziemlich am Limit", bekennt Wagner. Überlegungen gingen jetzt in Richtung eines neuen Waldkindergartens. Die Schule sei dagegen besser ausgestattet als die in der Stadt.

"Stegaurach ist ein Standort mit guter Infrastruktur pflichtet auch Zweiter Bürgermeister Bernd Fricke (Grüne) dem Rathauschef bei. Er ist optimistisch, dass auch in Zukunft genügend Menschen die stadtnahe Lage im Grünen schätzen werden. Beide sind sich einig: "Die Konversion ist für Stegaurach bislang ein Gewinn." Nun gelte es, die Infrastruktur entsprechend auszubauen, um den Erfolg zu sichern.

Infrastruktur nachhaltig stärken

Ähnlich sieht das auch Strullendorfs Bürgermeister Wolfgang Desel (CSU). Die US-Kolonie südlich Bambergs war in etwa halb so groß wie die in Stegaurach. Auch hier scheint der Wohnungsmarkt zu funktionieren, konnten frei gewordene Wohnungen zur Deckung der vorhandenen Nachfrage genutzt werden.

Strullendorf hat zuletzt ebenfalls einen Einwohnerzuwachs verzeichnet. Und in der neuesten Bevölkerungsprojektion des Bamberger Modus-Instituts für den Landkreis, ist die Gemeinde der klare Gewinner. Handlungsbedarf sieht Desel vor allem in der Wohnungsbauförderung und einem Gesamtkonzept für die Innenentwicklung.
Dass es nach dem Abzug der Amerikaner Probleme mit Leerstand gegeben hätte, davon hat man auch in anderen stadtnahen Gemeinden wie Memmelsdorf und Litzendorf nichts vernommen. Befürchtungen, dass die Konversion in Bamberg gravierende Nachteile bringen könnte, hat man auch hier nicht.