Die erste Produktionsstätte: Im Hinterhof des Anwesens seiner Schwiegereltern hatte Johann Baptist Weyermann "Mich. Weyermann's Malzkaffee Fabrik" gegründet. Quelle: Archiv Weyermann
Zwei Tage vor Weihnachten schrieb Johann Baptist Weyermann diesen Liebesbrief an seine spätere Frau, Sabine Sippel. Zu finden auch auf der Homepage des Unternehmens. Quelle: Weyermann
Firmenansicht - 1913 Quelle: Archiv Weyermann
Der alte Bamberger Handelshafen Quelle: Archiv Weyermann
Die Belegschaft 1888 Quelle: Archiv Weyermann
Johann Baptist Weyermann Quelle: Archiv Weyermann
Eine Annonce aus dem Jahr 1901 Quelle: Archiv Weyermann
Vor 200 Jahren wurde Michael Weyermann, der Namensgeber des Bamberger Erfolgsunternehmens, geboren. Sein Sohn gründete 1879 eine Malzkaffee-Fabrik.
1817 war ein Hungerjahr. Es gab Missernten, mehr und mehr Menschen litten Not. In diese düstere Zeit wurde Michael Weyermann geboren, der Namensgeber des renommierten Bamberger Unternehmens. Anlässlich seines 200. Geburtstags ein Blick zurück zu den Wurzeln einer der wohl ältesten Familien der Domstadt.
Seit über einem halben Jahrtausend
Fest verankert sind die Weyermanns in Bamberg seit über einem halben Jahrtausend, wie Christian Kestel in einer Veröffentlichung zum 125-jährigen Bestehen der Malzfabrik schrieb. Schon im Immunitätenbuch von 1510 sei eine "Barbara Weyermenin" erwähnt gewesen, berichtet der Historiker. Als Fischer und Schiffer verdienten sich die meisten aus der Familie ihren Lebensunterhalt. Und lebten in Klein Venedig oder der Fischerei, wo Michael Weyermann im Februar 1817 im Haus Nummer 17 als viertes von fünf Kindern geboren wurde.
Wie der Vater so der Sohn
Wie sein Vater wurde der zweitjüngste Spross von Balthasar und Kunigunde Weyermann Schiffermeister. Der geschäftstüchtige Franke erweiterte das florierende Speditions- und Transportgeschäft um eine Getreidehandlung. Mit nur 56 Jahren aber starb Michael Weyermann. Sein Sohn Johann Baptist trat die Nachfolge an. Und mit der Malzrösterei, die der Bamberger in der Laurenzistraße 28 gründete, begann die Erfolgsgeschichte der Mälzer-Dynastie.
Rührender Liebesbrief
Viele Bilder aus der Zeit sind noch erhalten und in der Unternehmenschronik zu finden. Sogar ein Liebesbrief, den Weyermann 1874 kurz vor Weihnachten an seine spätere Frau - Sabine Sippel - schrieb. "Mein liebstes theuerstes Sabinchen", heißt es darin. "Ich ersuche Dich, beifolgende Kleinigkeit freundlich nehmen zu wollen, mit der Bitte verbunden, mir Deine bisher bewiesene Liebe auch ferner zu bewahren und das Vertrauen, das ich in Dich setze, zu rechtfertigen", so der Romantiker. "Ich hege allerdings bisweilen Zweifel, ob es nicht Deiner Umgebung, deren steter Einwirkung Du ausgesetzt bist, am Ende doch noch gelingen wird, unsere Liebe zu zerreißen..."
Handbetriebene Rösttrommel
Dazu kam es glücklicherweise nicht. So führte Weyermann die Tochter des Stadtapothekers und Magistratsrats, deren Familie die "Einhorn-Apotheke" am Grünen Markt gehörte, mit 22 Jahren zum Traualtar. Auf dem Anwesen der Schwiegereltern entstand drei Jahre später die Malzrösterei, die der Firmenchef anfangs noch nebenbei unter bescheidensten Bedingungen betrieb: Im Hinterhof hatte er Kestel zufolge provisorische Schuppen eingerichtet.
Unter einer Segeltuchplane stellte der Bamberger hell und dunkel gebrannten Getreidekaffee her, auch verschiedene Sorten Fruchtkaffee. "Die Produktionsanlage bestand aus einer kleinen handbetriebenen Rösttrommel", so der Unternehmensarchivar. Einen Arbeiter beschäftigte der Getreidehändler anfangs, der in der Fischerei 17 weiterhin sein Hauptgeschäft unterhielt.
Geschäftstüchtig, aber keine Ausbildung als Mälzer
Was brachte Weyermann eigentlich dazu, in Bamberg eine Malzfabrik zu gründen? Zumal er über keine Ausbildung als Brauer oder Mälzer verfügte. "Die Absatzmöglichkeiten für Malz waren sehr gut, da es in der Stadt und der Region viele Brauereien gab", meint Kestel. Konkurrenzlos konnte der geschäftstüchtige Bamberger Spezialmalz produzieren.
In 135 Länder
So weit die Anfänge eines Unternehmens, das heute Weltmarktführer im Bereich Spezialmalze ist und Kunden in 135 Ländern beliefert. Neben Bamberg hat Weyermann Standorte in Haßfurt, Thurnau und im thüringischen Clingen. Seit 1887 - also exakt 130 Jahre - residiert das Unternehmen in der Domstadt übrigens auf dem heutigen Gelände jenseits der Bahnlinie, wo alle Jahre wieder auch Oldtimertreffen steigen.
Wer noch mehr über die Geschichte der Weyermanns erfahren möchte, findet die Unternehmenschronik im Fanshop. Auch online ist sie über die Homepage zu beziehen.