Für den Vorsitzenden läuft die Arbeit im Tierheim gut. Laut Barbara Brändlein geht mit dem Verbandsausschluss ein Zeichen für gelebte Solidarität verloren.
Für Peter König, seit zwei Jahren Vorsitzender des Tierschutzvereins, ist der Ausschluss der Bamberger vor allem auf das Betreiben eines einzelnen Verbandsfunktionärs zurückzuführen. Das bezeichnet Andreas Brucker, der die Geschäftsstelle des DTB-Landesverbandes leitet, jedoch als "Blödsinn". Laut König ging es im ersten Anlauf darum, dass Hunde angeblich in zu kleinen Käfigen gehalten wurden. "Dabei war das nur eine Momentaufnahme, als eine Mitarbeiterin einige Welpen aus einem illegalen Transport aufgenommen hatte und sie in Boxen unterbrachte, bis ihr Haus welpensicher war." Das erste Verfahren sei gescheitert, der Deutsche Tierschutzbund habe die Zustimmung zum Ausschluss verweigert. Im zweiten Anlauf sei es dann um die Veröffentlichung von Dokumenten auf der Homepage des Tierschutzvereins gegangen. Brucker benennt als Ausschlussgrund "verbandsschädigendes Verhalten", zu den genaueren Hintergründen könne er sich nicht äußern. Die Entscheidung sei jedoch "von einer überwältigenden Mehrheit in der Verbandsmitgliederversammlung" getragen worden. Für König war der Ausschluss aus dem Landesverband eine Farce, aufgrund einer Satzungsänderung bedinge sich daraus nun auch der Ausschluss aus dem Bundesverband. "Dazu werden wir aber noch vom Schlichtungsausschuss gehört", sagt König. Er nimmt es pragmatisch und rechnet vor, dass sein Verein durch den Ausschluss aus den beiden Verbänden auch 1500 Euro Jahresbeiträge spare. Die juristische Beratung durch den DTB habe er noch nie in Anspruch genommen, man werde durch Rechtsanwalt Helmut Gebhardt gut vertreten und auch Königs Stellvertreter Peter Frank sei Anwalt. "Unser Ausschluss ist eher ein Nachteil für den Tierschutz als für uns", sagt König.
Wer mit Mitgliedern des Tierschutzvereins spricht, trifft meist entweder auf solche, die den neuen Vorstand unterstützen, oder auf andere, die noch dem früheren Vorsitzenden Liebhard Löffler anhängen. Löffler selbst, der 2016 aus dem Verein ausgeschlossen wurde, mag die aktuellen Ereignisse nicht kommentieren, "auch wenn ich selbstverständlich eine Meinung dazu hätte". Er halte sich jedoch für keinen guten Ansprechpartner, "weil man mir sofort unterstellen würde, dass meine Antwort von persönlichem Groll geleitet ist".
Was bringt nun einem Tierschutzverein die Mitgliedschaft im Deutschen Tierschutzbund (DTB)? Spricht man mit Marianne Wende vom Tierschutzverein Forchheim, der auch weiterhin dem DTB angehört, geht es um Vernetzung, umfassende Information, Fortbildungen und juristische Beratung. "Gemeinsam sind wir stärker, wir können uns in allen Fragen an den Verband wenden", sagt Wende. "Es gibt auch keinen Anspruch mehr auf Unterstützung bei größeren Tierschutzmaßnahmen oder auf Geld aus unserem Feuerwehrfonds, wenn der Verein in finanzielle Schieflage gerät", fügt Herbert Sauerer vom Tierheim Feucht an. Sauerer ist Beirat des DTB-Landesverbandes und stellt fest, dass man in aller Regel daran interessiert sei, Mitglieder im Verband zu halten. Beim Ausschluss der Bamberger sei es unter anderem "um die Veröffentlichung von Dokumenten im Zusammenhang mit einem Welpentransport" gegangen.
Die Mitgliedschaft im Tierschutzbund ist für Mitglied Barbara Brändlein "ein Gütesiegel und Ausdruck gelebter Solidarität, wenn es um den Einsatz für die auf unsere Hilfe angewiesenen Tiere geht". Nun seien die Mitglieder aufgerufen, sich gegen diese Satzungsänderung zu stemmen. "Damit können sie einen weiteren Kontroll- und Qualitätsverlust im Tierheim Berganza verhindern." Brändlein wirft dem aktuellen Vorstand vor, sich nicht genug um die Spendenakquise zu kümmern. Das versetze den Verein in eine finanziell schwierige Lage, es seien bereits einige Mitarbeiter entlassen worden. Vorsitzender König kann diese Kritik nicht nachvollziehen, die Spendenbereitschaft sei nach wie vor hoch, durch die Reduzierung der Festangestellten von 15 auf neun habe der Verein "wahnsinnige Lohnkosten gespart". Dafür habe das ehrenamtliche Engagement wieder enorm zugenommen.
"Mir ist aufgefallen, dass die Zahl der zu betreuenden Tiere deutlich zurückgegangen ist, es waren früher drei Mal so viele Hunde", teilt uns Simone Bauch mit, sie sei ebenfalls wegen der Verbandsausschlüsse besorgt. "Ich werde mir jetzt noch diese Sitzung antun und dann sehe ich weiter." Der Vorsitzende Peter König sieht jedoch 2017 einen Zuwachs bei allen Tierarten. Diese und andere Zahlen will er in der Hauptversammlung am Dienstag anschaulich präsentieren.
Hat zwar nicht direkt mit dem Thema zu tun, aber was die umliegenden Gemeinden pro Kopf für Fundtiere zahlen, ist ein Trauerspiel:
http://www.infranken.de/regional/bamberg/tierheim-bamberg-pauschale-fuer-fundtiere-steigt;art212,340148
https://www.mittelbayerische.de/region/franken/beim-geld-hoert-die-tierliebe-auf-21508-art1206280.html
Es ist mir ein Rätsel, wie es deutsche Tierheim überhaupt schaffen, sich "über Wasser zu halten", wären da nicht die vielen Freiwilligen oder aber Spenden, auch aus Nachlässen