Die Zahl der Übernachtungen im Landkreis Bamberg ist im Gegensatz zum fränkischen Trend 2014 deutlich zurückgegangen. Die Ursachen sind vielfältig. Ein besseres Tourismuskonzept scheint nötig zu sein.
In Sachen Tourismus ist der Landkreis Bamberg kein Selbstläufer. Ohne Großveranstaltungen wie die Landesgartenschau 2012 in Bamberg ist die Zahl der Gäste das zweite Jahr in Folge deutlich hinter den Rekordwert von 2012 gefallen. Wurden damals vom Statistischen Landesamt insgesamt 378 992 Übernachtungen gezählt, waren es 2014 nur noch 331 736.
Das ist zwar immer noch auf dem hohen Niveau, das in den vergangenen acht Jahren regelmäßig erreicht wurde, bedeutet aber gegenüber dem Vorjahr (356 497 Übernachtungen) einen Rückgang um fast sieben Prozent. In der Stadt Bamberg, die ebenfalls 2012 einen Rekord (564 600 Übernachtungen) erzielt hatte und im Jahr einen Rückgang verzeichnete, stieg dagegen die Zahl der Übernachtungen 2014 gegenüber 2013 wieder um 3,7 Prozent auf nun 541 603 Übernachtungen.
Es kann also nicht nur am Landesgartenschau-Effekt liegen. Auch das Wegbleiben von Gästen aus den USA nach dem Abzug der amerikanischen Truppen aus Bamberg erklärt nicht alles, da es sich im Landkreis (- 43 Prozent) fast doppelt so stark niederschlug wie in der Stadt (- 23 Prozent). Auffallend ist eher schon, dass der Rückgang der Übernachtungszahlen im Gleichschritt mit dem Rückgang der Bettenkapazität im Landkreis erfolgt ist. Wobei stets auch zu beachten ist, dass die Daten des Landesamtes nur bei Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten erhoben werden. "Betriebsbedingte Schließungen größerer Hotelanlagen und der damit verbundene Rückgang der Bettenkapazitäten im Landkreis auf nunmehr 3011 Betten (- 7 Prozent)" hätten neben dem Minus bei den amerikanischen Gästen wesentlich zu den Verlusten beigetragen, heißt es dazu in einer Mitteilung des Landratsamtes zu den statistischen Daten.
Randgebiet dreier Naturparks Angesichts dessen, dass bayernweit (+1,3 Prozent) - und vor allem in Franken (+1,9 Prozent) - ein positiver Trend vorhanden ist, muss der Landkreis aber auch tiefer hinter die Zahlen schauen.
Schließlich ist er nicht nur das Umland der Weltkulturerbestadt Bamberg. Drei fränkische Tourismusgebiete - die Naturparks Steigerwald, Fränkische Schweiz und Haßberge - tragen wesentlich zum Tourismus bei. Der Landkreis Bamberg kann da mit einer Vielfalt punkten, die anderswo kaum zu finden ist. Doch fehlt damit natürlich ein touristisches Alleinstellungsmerkmal, das auch als solches wahrgenommen wird.
So ist der Landkreis Bamberg zwar in der Mitte der drei Naturparks. Da jeder davon sein Kerngebiet in anderen Landkreisen hat, erscheint er vielleicht vielen nur als Anhängsel. Die Haßberge werden eben im gleichnamigen Landkreis verortet. Die spektakulärsten Orte der Fränkischen Schweiz finden sich in den Kreisen Forchheim und Bayreuth. Der Steigerwald, mit 1,75 Millionen Übernachtungen (und einem kleinen Plus von 0,2 Prozent 2014) immerhin auf Platz vier der 15 fränkischen Tourismusgebiete, erstreckt sich nur zu 17 Prozent über den Landkreis Bamberg. Dem Steigerwald fehlt selbst ein touristisches Alleinstellungsmerkmal.
1,6 Prozent des Frankentourismus Insgesamt ist der Anteil des Landkreises Bamberg am gesamtfränkischen Tourismuskuchen bereits seit der Jahrtausendwende rückläufig. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,58 Prozent der gut 21 Millionen Übernachtungen innerhalb des Tourismusverbands Franken. 1999 und 2004 waren es im Vergleich noch fast genau zwei Prozent, von 2009 bis 2013 zwischen 1,7 und 1,8 Prozent.
Trotz der scheinbar niedrigen Zahlen ist der Tourismus aber auch hier ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Darum wird sich der Kreis Bamberg innerhalb der Zusammenarbeit mit den Naturparks und der Stadt Bamberg klarer positionieren müssen. Das hat man offensichtlich auch im Landratsamt erkannt. "Entscheidend für die Zukunft wird sein, dass sich der Landkreis Bamberg in enger Kooperation mit der Stadt Bamberg, den Tourismusverbänden und den Leistungsanbietern sowohl mit neuen Themen als auch mit qualitativ hochwertigen Angeboten nachhaltig am Markt profiliert", fordert etwa Landrat Johann Kalb (CSU) angesichts der Entwicklung. Als erste Schritte nennt er beispielsweise neue Busgruppenangebote, eine kulinarische Landkarte sowie "neue Bier-Produkte, speziell im Hinblick auf das 500-jährige Jubiläum zum Bayerischen Reinheitsgebot 2016". Das alles soll Urlaubsgäste an die Region binden und ihre Aufenthaltsdauer verlängern. Thematisiert wird das sicher auch im Kreisausschuss, in dem es an diesem Mittwoch um die Tourismuskooperation mit der Stadt Bamberg geht.
Wenn die Politiker wirklich einen qualitativ hochwertigen Tourismus haben möchten, dann würde sich ein Weltnaturerbe im nördlichen Steigerwald anbieten. Ein Weltkulturerbe in Bamberg und ein Weltnaturerbe in der Region Bamberg. Diese Chance dürften sich verantwortungsvolle Politiker nicht entgehen lassen.
Der nördliche Steigerwald könnte zum ersten Weltnaturerbe in Bayern werden. Was für ein Alleinstellungsmerkmal!
im Landkreis Bamberg und ich wohne gerne dort. In Bamberg geboren und nach mehr als 30 Jahren aufs Land gezogen möchte ich keinesfalls mehr zurück in die Stadt. Doch frage ich mich, was einen Urlauber dazu animieren sollte, die schönsten Tage des Jahres im Landkreis Bamberg zu verbringen. Wenn dann höchstens, um die nahe gelegene Stadt Bamberg zu besuchen und um bei den dort wesentlich teureren Übernachtungskosten zu sparen. Für Gegenargumente bin ich natürlich aufgeschlossen.
Wann begreifen unsere Staatsregierung und die nachrangigen Behörden endlich, dass nur ein Nationalpark den Tourismus in unserer strukturschwachen Region voranbringen kann, ohne krampfhaft nach "neuen Themen und qualitativ hochwertigen Angeboten, mit denen man sich nachhaltig am Markt profiliert", suchen zu müssen?