Theater: Die diabolische Seite des Intendanten

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Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: Am 8. August, ab 20 Uhr, ist die Theatersommer-Aufführung in Schloss Geyerswörth zu erleben. Foto: Theatersommer
Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: Am 8. August, ab 20 Uhr, ist die Theatersommer-Aufführung in Schloss Geyerswörth zu erleben. Foto: Theatersommer
Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: zu sehen am 8. August, ab 20 Uhr, in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: zu sehen am 8. August, ab 20 Uhr, in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
 
Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: zu sehen am 8. August, ab 20 Uhr, in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
Jan Burdinski als Mephisto neben Peter Kempkes als Faust: zu sehen am 8. August, ab 20 Uhr, in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
 
Jan Burdinski als Mephisto
Jan Burdinski als Mephisto
 
"Mein lieber Schwan", zu sehen am 5. August ab 20 Uhr in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
"Mein lieber Schwan", zu sehen am 5. August ab 20 Uhr in Schloss Geyerswörth. Foto: Theatersommer
 
"Gift" - "Das Leben und Töten der Anna Margaretha Zwanziger" oder: "Psychologie einer fränkischen Serienmörderin" - zu sehen am 1. August, 20 Uhr, in Schloss Geyerswörth Foto: Theatersommer
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Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare (2. August, 20 Uhr, Schloss Geyerswörth)
Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare (2. August, 20 Uhr, Schloss Geyerswörth)
 
 
"Die Werkstatt der Schmetterlinge" - Theaterstück für Kinder am 4. August ab 15 Uhr in Schloss Geyerswörth
"Die Werkstatt der Schmetterlinge" - Theaterstück für Kinder am 4. August ab 15 Uhr in Schloss Geyerswörth
 
"Die Werkstatt der Schmetterlinge"
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"Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare (2. August, 20 Uhr, Schloss Geyerswörth)
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Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare (2. August, 20 Uhr, Schloss Geyerswörth)
Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare (2. August, 20 Uhr, Schloss Geyerswörth)
 

Schloss Geyerswörth wird wieder zur Bühne. Wenige Stunden nach "Canalissimo" beginnt am 29. Juli das zweiwöchige Bamberg-Gastspiel des Theatersommers. Wir sprachen mit Jan Burdinski als Intendanten, der in teuflischer Mission zu sehen ist.

Vorhang auf fürs Sommertheater des Theatersommers! Märchenwelten entstehen in den kommenden Wochen in Schloss Geyerswörth. Vergangene Zeiten leben auf. Von Komödien wie "Schiller, ganz oder gar nicht" spannt sich der Bogen bis zu Tragödien wie Goethes "Faust". Den "Geist, der stets verneint” mimt im meistzitierten Werk der deutschen Literatur Jan Burdinski. Wir sprachen mit dem Intendanten des Theatersommers über das erste Geyerswörth-Gastspiel vor 20 Jahren, neue Herausforderungen, Highlights und - Mephistopheles.



inFranken: Zum 20. Mal veranstaltet die Landesbühne die "Festspiele Geyerswörth". Welche neuen Akzente setzen Sie?

Jan Burdinski: Wir setzen oberfränkische Akzente: Zum 250. Geburtstag von Jean Paul präsentiert der Theatersommer "Zieht ein in meine Seele, oh ihr Maiengefühle", zum 200. Geburtstag Richard Wagners "Wagner im Ring". Gekrönt wird das Programm mit "Faust" und "Was Ihr wollt". Ja, Goethe und Shakespeare gönnen wir uns zu unserem Jubiläum.


Auf eigenes Risiko
inFranken: 80 Orte quer durch den Bezirk steuern Sie mit ihrer wandernden Freilichtbühne an. Länger verweilt das Ensemble aber nur in Bamberg. Ist's eine Herausforderung, das Publikum zwei Wochen lang am Ball zu halten?

Jan Burdinski: Das kann man sagen. Darum werden in Schloss Geyerswörth jährlich auch besonders viele neue Produktionen vorgestellt. 17 Premieren haben wir diesmal insgesamt neben 14 Wiederaufnahmen aus Vorjahren. Abenteuerlich ist unser Gastspiel in der Domstadt darüber hinaus, weil es viel kostspieliger als an anderen Orten ist, wo wir für Aufführungen von vornherein Festgagen erhalten. In Bamberg spielen wir auf eigenes Risiko.



inFranken: Malerisch ist das Ambiente von Schloss Geyerswörth. Hat der Spielort auch Tücken, von denen das Publikum nichts mitbekommt?

Jan Burdinski: Ja, witterungsbedingt. So brauchen wir Jahr für Jahr neben der Trockenvariante eine Regenlösung: Zur Bühne für gutes Wetter, mit der wir den gesamten Innenhof erfassen, kommt eine Bühne für schlechtes Wetter - gleich unter dem Torbogen. Dafür besticht Geyerswörth als Spielort in zentraler Lage mit einem romantischen Innenhof als Kulisse, vor der wir spielen.


Junge Leute ansprechen
inFranken: Viele Theaterleiter beklagen die Überalterung des Publikums. Eine Problematik, die Ihnen mit Blick auf die Zukunft Sorgen bereitet?

Jan Burdinski: Manchmal hat man als Intendant schon das Gefühl, dass Menschen erst zwischen 30 und 40 das Theater für sich entdecken. Natürlich sieht man hin und wieder junge Gesichter, aber es dürften mehr sein. Darüber hinaus boomt die Eventkultur. was für zusätzliche Konkurrenz sorgt, obwohl das Publikum hier auf ganz andere Weise angesprochen wird.



inFranken: Wie versucht der Theatersommer somit auf Jüngere zuzugehen - gerade auch im Marketingbereich?

Jan Burdinski: Über die neuen Medien bis hin zu Facebook und Twitter. Auch haben wir unsere Homepage überarbeitet. Auf diese Weise kommunizieren wir mehr und mehr mit unserem Publikum. Man muss auf den Zug der Zeit aufspringen - und das tun wir mit Erfolg. Egal, wie ich selbst nun rein privat zu Facebook und Twitter stehe.

inFranken: Am 29. Juli beginnt der Bühnenreigen in Geyerswörth: Auf welche Premiere freuen Sie sich diesmal besonders? Wo beschleichen Sie eher mulmige Gefühle?

Jan Burdinski: Ich freue mich vor allem auf die Wochenenden, da füllt sich Schloss Geyerswörth. Schwieriger wird's von Montag bis Mittwoch, das Publikum zu mobilisieren. Wir setzen auf besondere Anreize. - Ein Programm-Highlight ist heuer sicher "Faust I" als Klassiker: eine große Produktion, bei der Zuschauer fast das gesamte Ensemble kennenlernen können.


Kaum Konkurrenz
inFranken: Erinnern Sie sich nach zwei Jahrzehnten noch ans Pionierjahr in Geyerswörth?

Jan Burdinski: Sicher. Alles war sehr aufregend. Dabei hatte der Theatersommer damals im August neben den Rosengarten-Serenaden fast ein Alleinstellungsmerkmal, während unser Gastspiel jetzt in einer Reihe mit "Canalissimo", "Bamberg zaubert", dem "Blues- und Jazzfestival" steht. Wie eine Bombe schlugen wir damals ein.

inFranken: Was waren seither die erfolgreichsten Stücke?

Jan Burdinski: Komödien von Goldoni und Molière, nicht zu vergessen Karl Valentins "Ritter Unkenstein". Besucherstark war auch Shakespeares "Sommernachtstraum". Eine aufsteigende Linie von den Anfangsjahren bis heute sehe ich allerdings vor allem in der künstlerischen Qualität der Aufführungen.


Blinddarmdurchbruch beim Hauptdarsteller
inFranken: Erzählen Sie uns von Pleiten, Pech und Pannen aus 20 Jahren!

Jan Burdinski: Pleiten und Pannen sind bei uns witterungsbedingt sehr häufig. Ein plötzliches Gewitter setzt die schönste Aufführung unter Wasser. Spielabbrüche waren dennoch selten. Einmal unterbrachen wir und wanderten samt Publikum in die Haas-Säle aus. Fatal in einem Jahr auch die plötzliche Erkrankung eines Hauptdarstellers, der wenige Stunden vor dem Auftritt einen Blinddarmdurchbruch hatte. Wir gaben Ben Jonsons Komödie "Volpone" . Ich hatte das Stück inszeniert und musste gezwungenermaßen selbst in den Ring steigen - mit einem kleinen Hilfszettel in der Hand. Trotzdem gab's ungeheueren Applaus.



inFranken: So verging eine Saison nach der anderen. Zeigte das Ensemble nie Ermüdungserscheinungen?

Jan Burdinski: Doch, 2009 gab es eine Krise, einen schmerzlichen Umbruch und Neuanfang. Wir traten auf der Stelle. Nur bedeutet auf der Stelle zu treten im Theater immer das Ende. Deshalb wurde im Folgejahr ein anderes Ensemble verpflichtet. Weiter ging's mit neuen Kräften und frischen Geistern, die das Abenteuer mit mir fortführten. Vieles hat sich seither verändert. Die Schauspieler arbeiten eigenständiger als früher, schreiben Stücke und beteiligen sich mehr am Gesamtprozess. Diesen Enthusiasmus braucht man eben auch, um die Strapazen einer Wanderbühne zu ertragen.

inFranken: Zuletzt noch zu Ihrer Rolle als Mephisto: Reizt es Sie, den Teufel zu spielen? Auf welche teuflische Seite Jan Burdinskis greifen Sie dabei zurück?

Jan Burdinski: Da Goethes Mephisto ein Erzschelm und Schalk ist, kann sich uneingeschränkt Ja sagen. Im Übrigen fragen Sie meine Partnerin und meine Mitarbeiter. Menschen haben ja die Neigung immer nur im anderen den Teufel zu sehen.


Das Programm der ersten Woche im Überblick

29. Juli, 20 Uhr: "Schiller - ganz oder gar nicht!" Wie drei Schauspieler Schillers dramatische Werke an einem Abend präsentieren wollen.

30. Juli, 20 Uhr: "Zieht ein in meine Seele, oh Ihr Maiengefühle" - Spielszenen, Lieder und Rezitationen zu Jean Paul und den Frauen

31. Juli, 20 Uhr: "Die Magd als Herrin" von G. Pergolesi (italienische Opernkomödie) & "Der Schauspieldirektor" von Mozart in einer Bearbeitung Burdinskis

1. August, 20 Uhr: "Gift" - "Das Leben und Töten der Anna Margaretha Zwanziger" oder: "Psychologie einer fränkischen Serienmörderin"

2. August, 20 Uhr: "Was Ihr wollt" - Liebes-Wirrspiele von William Shakespeare

3. August, 20 Uhr: "Wagner im Ring" - ein kompletter (!) Jahrhundert-Ring

4. August: "Die Werkstatt der Schmetterlinge" - Theaterstück für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr/ "My Way" - Die Liebesgeschichte von Frank Sinatra & Ava Gardner als musikalische Zeitreise, 20 Uhr

5. August: "Mein lieber Schwan" - Wie Mitte der 30er Jahre eine Tingeltangeldiva und ein jüdischer Hinterhoftenor auf der Bühne des Musikvereins Walhalla Wippelsdorf landen, wo Wagners Ring gefragt ist.

Mehr Infos zu den Stücken und dem Programm bis 11. August gibt's im auf der Homepage des Theatersommers