Der "Tag der offenen Gärtnereien" lockte Tausende in die traditionsreichen Betriebe. Sogar ein "Altöttinger Großkopferter" gab sich ein Stelldichein.
Reges Treiben herrschte in der Gärtnerstadt: Fußgänger schleppten sich mit Pflanzen und Stauden ab, andere verstauten prall mit Gemüse gefüllte Taschen in Kofferräumen. Oder schlenderten in der Heiliggrabstraße und Mittelstraße von Gärtnerei zu Gärtnerei.
"Tag der offenen Gärtnereien" war an diesem Sonntag wieder angesagt. Natürlich nicht nur im Zentrum Bambergs, sondern auch in den randstädtischen Betrieben. Vor allem die Hobbygärtner zog die bunte Vielfalt für Balkon, Terrasse oder heimischen Garten an, für die die Bamberger Erwerbsgärtner zeitig gesorgt haben. "Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz auf diesen Tag!" freute sich etwa Gärtnermeisterin Julia Neubauer, Juniorchefin im elterlichen Betrieb, über den regen Zulauf.
Es werden Tausende gewesen sein, die bei Kaiserwetter und unter dem Programmmotto "25 Jahre Welterbe" die Gärtnereien stürmten. Die Gärtnerstadt als Teil des Welterbes feierte so das Jubiläum mit. Besonders viele Familien mit kleinen Kindern waren unterwegs, gab es doch etliche Mitmach-Aktionen und Angebote zum Toben sowie kulinarische Genüsse: frisch und knackig, vegetarisch und in Bio-Qualität, gegrillt und geräuchert. Und obendrein offerierte die kleinste Brauerei Bambergs, nämlich die im Hopfengarten der Gärtnerei Emmerling in der Zollnerstraße, verschiedene selbstgebraute Craft-Biere.
Neben all den Gewächshäusern, Freiflächen und Hofläden zog der Stand des Vereins "Bamberger Sortengarten - Grünes Erbe Bamberg" die Gartenfreunde an. Üblicherweise ist der Sortengarten selbst nur über das Gärtner- und Häckermuseum zugänglich.Während Vereinsmitglied Anne Kurlemann mit den jüngsten Freaks winzige Salatsprossen eintopfte, erzählte Vorsitzende Ulrike Aas vom Anbau Bamberger Lokalsorten wie Spitzwirsing, Knoblauch, Rettich oder Blaue Bohne. "Unsere Spezialität ist die Bamberger birnförmige Zwiebel", erklärte Aas. Die Vermehrung dauere drei Jahre: "Das kann sich kein Erwerbsgärtner leisten", wies die Vereinsvorsitzende auf die geduldige Arbeit der Ehrenamtlichen hin, die den Sortengarten seit 2012 im Rahmen des Projekts Urbaner Gartenbau des Zentrums Welterbe hegen und pflegen.
Einst haben die Gärtnerfamilien aus Bamberg und dem Umland oft über Generationen alte Nutzpflanzensorten kultiviert und weitervermehrt. Doch die Samen lokaler Pflanzen und das Wissen über ihre Verwendung gingen in der Vergangenheit teilweise verloren. "Diesem Vergessen wirkt unser Verein entgegen", sagte Ulrike Aas und zeigte auf die vielen Tütchen mit Samen auf dem Tisch. Darunter tummelte sich ein Ehrengast dieses "Tags der offenen Gärtnereien": nämlich der "Altöttinger Großkopferte" - ganz ohne Weihrauch und Prozessionsgesänge. Kein Wunder, ist dieser Pilger doch nichts anderes als - Salat. Und als ebenfalls alte Sorte ein interessantes Zusatzangebot zum weit überwiegend lokalen Saatgut.