Doch stimmt das wirklich? Hans Schmitt winkt ab. "Glücksspielerei ist eine einsame Sache. Mich hat damals nie einer gefragt, wie es mir geht." Ähnliches spiegeln ihm die Mitglieder seiner Selbsthilfegruppe, auch heute noch. Da ändern selbst verschärfte Gesetze wenig: "Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel." Zumal es nie so leicht ist wie heute, seine Sucht auszuleben. Selbst wenn die 2700 bayerischen Spielotheken mal für eine Stunde am Tag schließen, das Internet schläft nicht.
Wie steht es um einen selbst? Glücksspielsüchtige beantworten mindestens sieben dieser Fragen mit Ja.
In den Tiefen des World Wide Web gibt es unzählige Online-Casinos und Wettbüros. Auch wenn es offiziell einzig in Schleswig-Holstein legal ist, können Menschen aus ganz Deutschland zocken -
Anmeldung genügt. Selbst TV-Werbung wird bundesweit geschalten. Dagegen tun können die Länder wenig, wie das Bayerische Innenministerium auf Anfrage zugeben muss. Die meisten Anbieter operierten aus dem Ausland, was die Vollstreckung der Untersagung "wenig erfolgversprechend" mache.
Das macht Schmitt betroffen. Er findet, dass kaum etwas getan werde. "Psychologen und andere Hilfsangebote gibt es viel zu wenige", sagt er. "Und vielleicht soll es ja der Glücksspielindustrie gar nicht an den Kragen gehen", mutmaßt er. "Stationäre Therapiekosten halten sich für den Staat in Grenzen", so Schmitt. "Die Steuereinnahmen wiederum können sich sehen lassen."
Er, der seine eigene Sucht im Griff hat, will weitermachen. Anderen helfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. "Denn gewinnen wird am Ende immer die Spielbank."
Kommentar vom Autor: "Gedulet ist, was Geld ranschafft"
Es gibt Süchte, die lohnen sich und dann gibt es solche, die es nicht tun. Illegale Rauschgifte bringen dem Land nicht nur keine Einnahmen, sondern kosten auch noch eine Menge Geld (Kontrollen, Prozesse). Dann gibt es Substanzen, die sich in barer Münze auszahlen. Alkohol und Tabak sind solche Beispiele. Und das Glücksspiel.
Steuereinnahmen in diesen Bereichen sind beträchtlich, die sowieso viel geringeren Kosten für Therapien und Folgeerkrankungen lassen sich über andere Kanäle gut vom Staatshaushalt fernhalten. Deshalb erfahren etwa Cannabis-Konsumenten die Härte des Gesetzes, während perfide, ein gefährlich falsches Glück vorgaukelnde Spielhöllen die Menschen weiterhin seelenruhig um ihr Hab und Gut bringen dürfen. Geduldet ist, was Geld ranschafft.
Wer beißt schon in die Hand, die einen füttert?
Gerade die TV-Werbung für Online-Glückspiele sollte genauso verboten werden wie Tabak-Werbung. Was wurde früher für ein Geschrei um die Spielsucht gemacht, selbt NKL und SKL wurde es verboten Werbung für ihre Lotterie zu machen. Denkt man dabei auch an das erzwungene Aus der SKL-Show, wo es 5 Mio Euro zu gewinnen gab. Aber tagtäglich wird man nun durch Werbung für diese Online-Casinos belästigt, geschweige denn dass auch Sport-Wetten-Anbieter immer offensiver werben. Es ist noch allzu lange her, da galt die Verbindung des Sports mit Wetten als äußerst problematisch, heute lassen sich Vereine sogar von den Anbietern sponsern. Ein Schelm wer böses dabei denkt. Wo ist da der Schutz der Bürger vor den Gefahren der Spielsucht? Heute ist scheinbar alles erlaubt was die Menschen schröpft!