Heinrich Mayer prägte das Verständnis von "Bamberg als Kunststadt" und stieß Entwicklungen an, dank derer heute Touristen aus aller Welt in die Domstadt strömen. Nun gibt es Bestrebungen, den einstigen Hochschulleiter über einen Straßennamen zu ehren.
Straßennamen erzählen Geschichten: von Pionieren wie Bambergs erstem Bischof Eberhardt und Helden wie Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Selbst an Antihelden wie Agnes Schwanfelder erinnern sie. Der Gärtnerin des 15. Jahrhunderts, die lange vor Goethe das durch ihn bekannte "Götz"-Zitat gegenüber einem Geistlichen gebrauchte, widmete man ebenso eine Straße wie dem von ihr aufs derbste beleidigten Kanonikus Schwab. Nun soll sich - sofern es nach OB Starke, Bürgermeister Hipelius und Befürwortern um den Historischen Verein geht - zur illustren Runde ein Wegbereiter des Welterbes gesellen: Die Rede ist von Heinrich Mayer, Hochschulprofessor, Theologe, Pädagoge und Kunsthistoriker, dem die Stadt nicht zuletzt ihr heutiges Renommee und den Tourismusboom verdankt.
Traditionsreiche Bamberger Familie Was weiß man über den hochdekorierten Franken, dessen Name seit 1957 auf einem Grabstein des Hauptfriedhofes zu finden ist? Immerhin avancierte der Wahlbamberger zum päpstlichen Hausprälaten und Inhaber des Bundesverdienstkreuzes. "Mayer entstammt einer traditionsreichen Bamberger Familie", berichtet die Kunsthistorikerin Gabriele Wiesemann. Zu seinen Vorfahren hätten Bürgermeister Philipp Mayer (1741-1815), der fürstbischöflich bambergische Hofkammerrat Josef Franz-Anton Mayer (1772-1813) und der Privatgelehrte Philipp Anton Mayer (1807-1857) gezählt, der sich ebenfalls schon intensiv mit der Geschichte der Domstadt befasste ("Münzkunde Bambergs im Mittelalter").
Von Architektur zu Kunstgeschichte Heinrich Mayer selbst studierte in München ab 1899 einige Semester
Architektur, bevor er zu Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte wechselte. Mit 24 Jahren wurde der gebürtige Nürnberger zum Priester geweiht, wie Wiesemann in einer Veröffentlichung ausführte. Wissenschaft und Forschung aber ließen Mayer nicht los, der nur einige Jahre als Seelsorger arbeitete. Promotion und Habilitation folgten - als Privatdozent wirkte der mittlerweile 33-Jährige an der Theologischen Fakultät der Universität München. Nach dem Ersten Weltkrieg der Wechsel nach Bamberg, an die Philosophisch-Theologische Hochschule, deren Leiter Mayer 1930 wurde.
Gerade aber als Autor stieß der Wissenschaftler Entwicklungen an, der damals u. a. schon "Die Kunst des Bamberger Umlandes" und später im Ruhestand "Bamberg als Kunststadt" schrieb, illustriert über eigene Zeichnungen, Aquarelle und Fotos.
"Weit voraus waren ihrer Zeit Mayers Publikationen zur Kunstgeschichte", betont Gabriele Wiesemann, die den einstigen Hochschulleiter somit als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Domstadt bezeichnet.
Mit "Bamberg als Kunststadt" habe er frühzeitig das Bewusstsein dafür geschaffen, "dass der kunsthistorische Wert der Stadt nicht nur in der Ansammlung vieler Kirchen, sondern in der gut erhaltenen Gesamtstruktur liegt", die eben auch die mittelalterlichen und barocken Wohnhäuser prägen. "Heute noch, über ein halbes Jahrhundert nach Mayers Tod, greift man wie selbstverständlich nach seinen beiden (genannten) Standardwerken", schreibt Peter Ruderich, Vorsitzender der Freunde des Weltkulturerbes Bamberg, in einer Würdigung (nachzulesen auf der Homepage des Historischen Vereins).
Hohe Auszeichnungen seien folglich "dem zeitlebens bescheidenen Priestergelehrten" zuteil geworden.
Nur blieb ihm bislang eine städtische Würdigung durch ein Ehrengrab oder einen Straßennamen versagt, was sich nun nach einem Vorstoß des Historischen Vereins (zu dessen Ehrenmitglied man den Theologen, Pädagogen und Kunsthistoriker schon 1937 ernannt hatte), den Freunden des Weltkulturerbes, dem Bürgerverein Bamberg Mitte und der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg ändern könnte.
Der Stadtrat entscheidet "Es ist an der Zeit, die Leistungen des Mannes zu würdigen, dank dem sich unsere Stadt heute als Welterbe begreift", sagt Norbert Ruß als Vorsitzender des Historischen Vereins. Er habe das Bewusstsein um die Bedeutung des Denkmalschutzes geprägt. Weswegen seinen Vorstoß wohl letztendlich auch die Rathausspitze begrüßte. "Bürgermeister Hipelius telefonierte gleich mit dem Friedhofsamt", berichtet Ruß nach dem Gespräch.
So erhält Mayer zwar kein Ehrengrab, das Ehrenbürgern der Stadt vorbehalten ist. Jedoch muss der Historische Verein nicht länger für die Grabkosten aufkommen. Und bei der nächsten passenden Gelegenheit wird - sofern der Stadtrat es entsprechend beschließt - vielleicht schon eine Straße nach dem vor fast 132 Jahren geborenen Hochschulprofessor benannt. "Übrigens erklärte OB Starke gleich nach dem Treffen seinen Beitritt zum historischen Verein."
Weitere Infos zum Thema Wer mehr über Aktivitäten des Historischen Vereins erfahren möchte, kann sich auf seiner
Homepageinformieren.
Mehr über die Geschichte anderer Bamberger, die Straßennamen prägten, erfährt man auf den Seiten der
Stadt Bamberg. Und eine Liste der Bamberger Ehrenbürger, die auf dem Friedhof ein Ehrengrab erhielten, gibt's via
Wikipedia.