AfD im Landtag isoliert?
"Wir haben uns reingehängt bei dieser Wahl, ich bin auch stolz auf meinen Kreisverband", erklärt der künftige AfD-Abgeordnete Schiffers. "Ich stehe ab sofort zur Verfügung und warte auf Nachricht meiner Partei." Er hat angekündigt, sich unter anderem für bezahlbaren Wohnraum und eine schnelle Schließung des Bamberger Ankerzentrums einzusetzen. Schiffers gilt nicht als Mann der schrillen Töne. An der Wortwahl eines Björn Höcke oder Alexander Gauland Kritik zu üben, stehe ihm als "kleinem Kreisvorsitzenden" aber nicht zu, hatte er im FT-Interview erklärt.
Im Landtag wünscht sich Schiffers einen guten Start für seine Fraktion. Wird die AfD als Neuling am rechten Rand auch im Bayerischen Landtag eher isoliert dastehen, wie das schon in anderen Parlamenten der Fall ist? "Das würde mich nicht persönlich treffen, die Isolation liegt ja nicht an uns. Außerdem mag das vielleicht im Parlament der Fall sein, außerhalb sieht es dann schon wieder ganz anders aus." Seine Anwaltstätigkeit will Schiffers zurückstellen und wie Sowa auch ein Wahlkreisbüro in Bamberg eröffnen.
"Auf dem Holzweg"
Dass Bamberg künftig mit drei Landtagsabgeordneten vertreten sein wird, ist für Melanie Huml "das Ergebnis einer demokratischen Wahl". Sie könne nur für sich sprechen und wolle sich weiter "mit voller Kraft für die Menschen in der Region Bamberg" einsetzen. "Ich werde ihn nicht schneiden und ihm sicher auch die Hand geben, aber dabei eine vorsichtige Distanz wahren", sagt die künftige Grünen-Abgeordnete Sowa über ihren AfD-Kollegen Schiffers. "Vielleicht kann ich ihn sogar überzeugen, dass er auf dem Holzweg ist."
Wie sich die anderen Direktkandidaten schlugen:
SPD Für die SPD erzielte Heinz Kuntke oberfrankenweit (7177 Gesamtstimmen, davon 1899 Zweitstimmen) das sechstbeste Ergebnis, Uwe Metzner das achtbeste (5435/1406). Jedoch stellt die oberfränkische SPD nur drei Landtagsabgeordnete.
Grüne Georg Lunz verpasst mit dem fünftbesten Ergebnis in Oberfranken den Einzug in den Landtag (11 100/2844).
FDP Das zweitbeste oberfränkische FDP-Ergebnis erzielte Martin Pöhner (5816/2749), doch entsenden die Liberalen nur einen Abgeordneten (Sebastian Körber aus Forchheim, 9741/ 6417), Martin Wünsche landet auf Rang 8 in Oberfranken (3479 /487).
FW Verena Scheer erzielte das fünftbeste Ergebnis der oberfränkischen Freien Wähler (8784/2343), sie zieht ebenso wenig in den Landtag ein wie der Elftplatzierte Dietmar Schutty (5065/1400).
Linke Ein schwacher Trost dürfte es für die Linken-Kandidaten Paul Lehmann (8512/5930) und Andreas Tränkenschuh (3263 /1676) sein, dass sie die besten oberfränkischen Ergebnisse erzielt haben - ihre Partei zieht nicht in den Landtag ein.fö
KOMMENTAR von Stefan Fößel :
Volks- und Erfolgsparteien
Es ist in diesen Tagen nicht immer leicht, mit Realpolitik zu punkten. Das musste unter anderem ein Heinz Kuntke feststellen, der in Bamberg als bürgernaher Pragmatiker geschätzt wird, aber bei den Landtagswahlen wie seine SPD nur einstellig abschneiden konnte. Auch der Jubel in der CSU fällt verhalten aus.
Denn der Wähler hat, wie es Markus Söder formulierte, "undankbar" auf bayerische Erfolge und Steuergeschenke reagiert. Auf Höhenflug sind dagegen die in Bamberg ohnehin erfolgsverwöhnten Grünen. Und die AfD, die ihr Publikum mit oder trotz allem erreicht, was sie sagt oder tut.
Beide müssen sich im neuen Landtag wohl auf der Oppositionsbank einreihen - wo sie um ihre Version von Realpolitik kämpfen können, ohne unmittelbar in der Verantwortung zu stehen. Also auch ungestraft unrealistische Forderungen stellen können. So muss der Beweis zunächst ausbleiben, dass die Grünen so regierungsfähig sind, wie sie sich fühlen. Und die AfD kann gegen vieles sein, ohne konkrete Alternativen in der Hand zu haben.
Allzu schnell hat sich die CSU auf die vermeintlich leichteste Lösung einer schwarz-schwarzen Koalition festgelegt, mit der sich sicher auch eine effiziente Realpolitik betreiben lässt. Ob diese vom Wähler und einer sehr breit aufgestellten Opposition auch so gesehen wird, muss die nahe Zukunft zeigen. Ebenso, welche regionalen Akzente die Bamberger Abgeordneten in Regierung und Opposition setzen können. Diese Effekte werden sich sicher auch auf die Kommunalwahlen in zwei Jahren auswirken - neben einer Realpolitik, die die Dinge am Laufen hält.