Es gibt Unruhe beim Medikamentenhersteller Dr. Pfleger in Bamberg. Nachdem im Unternehmen Stellenstreichungen vorgenommen wurden, erhebt ein Insider aus der Belegschaft im Interview mit inFranken.de ernste Anschuldigungen.
Es sind schwierige Tage beim Arzneimittelhersteller Dr. Pfleger in Bamberg. Im Unternehmen herrscht eine besorgniserregende Atmosphäre, da bereits mehrere Stellen abgebaut wurden und die Befürchtung besteht, dass weitere folgen könnten. Diese angespannte Stimmung wird auch von einem Mitarbeiter gegenüber inFranken.de bestätigt.
Ein Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen das Vorgehen beim Personalabbau: "Auf die Menschen wurde hier überhaupt nicht geschaut", lautet die Kritik.
"Wie am Fließband": Insider äußert sich nach Stellenabbau bei Dr. Pfleger in Bamberg
Überraschend kam die Maßnahme nicht - bereits im Januar habe die Geschäftsführung angekündigt, dass es dem Betrieb momentan schlecht gehe und eventuell Personal abgebaut werden müsse. Die genauen Hintergründe seien jedoch nicht erläutert worden. Ende März sei dann "einer nach dem anderen entlassen worden, wie am Fließband".
Bei Dr. Pfleger hingegen betont man: Um Entlassungen habe es sich bisher nicht gehandelt. Den Betroffen seien Aufhebungsverträge angeboten worden - nur wenn diese nicht akzeptiert werden, komme es zu betrieblichen Kündigungen. Das sei bisher jedoch noch nicht der Fall gewesen.
Für die Betroffenen ändere das jedoch nur wenig, erklärt unser Insider. Denn vom Stellenabbau seien teils Personen betroffen gewesen, die seit 20 Jahren für den Betrieb tätig waren - auch verheiratete Mütter seien nicht verschont geblieben, bemängelt er.
Unsichere Stimmung nach Stellenabbau beim Arzneimittelhersteller? "Alle haben total Angst"
Besonders auffällig sei, wie viele Frauen ihren Arbeitsplatz aufgeben mussten - bei circa 75 Prozent der vom Stellenabbau betroffenen Personen habe es sich demnach um Frauen gehandelt. Viele davon arbeiteten bereits seit Jahren für den Betrieb. Auch die Führungsetage sei davon nicht verschont geblieben. Dort habe es anscheinend schon im Januar Kündigungen gegeben. Generell habe der Stellenabbau jedoch alle Bereiche betroffen.
Mittlerweile seien so bisher circa 15 von den insgesamt 400 Arbeitsplätzen gestrichen worden - und somit deutlich mehr, als vom Unternehmen angegeben. Dieses sprach von dem Wegfall von Arbeitsplätzen in einem einstelligen Bereich. Auf Anfrage von inFranken.de ging die Firma auf die Vorwürfe zur Anzahl der Betroffenen und den hohen Frauenanteil jedoch nicht ein.
@eshirn
Ein Betriebsrat hat sich für seine Kollegen einzusetzen, als Arbeitnehmervertretung; notfalls muss das auch mit härteren Maßnahmen geschehen. Sich ducken oder gar was mit der Obrigkeit rummauscheln ist der falsche Weg. Und wenn ein Firmensprecher Fragen beantwortet, die eigentlich an den BR-Vorsitzenden gerichtet sind, spricht das Bände über das, was da grad vorzugehen scheint.
Dass ein Unternehmen Mitarbeiter nicht "dauerhaft" beschäftigen muss, ist mir schon klar. Das aber steht auf einem ganz anderen Blatt. Hier ist der Betriebsrat offenbar inaktiv, sofern das stimmt was in dem Beitrag geschrieben steht.
man kann es drehen wie man will, aber ein arbeitsverhältnis ist kein dauerschuldverhältnis, eigentlich fgnz einfach
Wie gesagt @Wutbürger, der Betriebsrat hätte Mittel, scheint mir in diesem Fall Pfleger aber bisschen zu arg "vertrauensvoll" zu agieren. Man kann als Betriebsrat sich Hilfe von der Gewerkschaft holen, sofern die Mitarbeiter und *rinnen organisiert sind. Auch kann man sich Rechtsbeistand von einem Anwalt holen, der sich im Arbeitsrecht auskennt. Auch muss man sich als Betriebsrat nicht ducken, auch bei Druck durch die Obrigkeit nicht. Schließlich genießt der Betriebsrat ein Kündigungsrecht und es kann ihm nix passieren. So aber erzeugt der Betriebsrat noch mehr Unruhe und Zukunftsangst unter den Mitarbeitern, an denen vor allem die Ungewissheit nagt. Oft hat auch das Management Fehler gemacht, was häufig verneint wird von der Obrigkeit; die "Kleinen" sollen es dann ausbaden.
Es geht bergab. Was nichts mehr zählt ist der Mensch
Achtung Achtung, der Sprecher der Obrikeit Dorsch antwortet auf Anfrage beim BR gleich mal für den Betriebsratsvorsitzenden Martin mit. Das zeigt viel zu großen Respekt des BR-Vorsitzenden und wohl auch Angst vor Repräsalien, und sowas fördert in der Belegschaft nicht grad das Vertrauen. Solche Machenschaften kenn ich noch aus den 70er Jahren, heutzutage ließe sich das seitens der Arbeitnehmervertretung anders regeln.
Die Aussage des "Insiders" klingt für mich plausibler, ein gewisser Druck der Obrigkeit auf den Betriebsrat scheint durchaus vorhanden zu sein.