Stein als "Paradies auf Erden"

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Rosa Brunner und ihre "Reflektoren" in der Alten Hofhaltung Fotos: Ronald Rinklef
Rosa Brunner und ihre "Reflektoren" in der Alten Hofhaltung Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Das Schaffen der Bamberger Künstlerin Rosa Brunner ist mit einem Werkkatalog gewürdigt worden.

Eigentlich ist sie eine in Stadt und Umland bekannte und renommierte Künstlerin mit einem Atelier in der Siechenstraße, Berganza-Preisträgerin des Kunstvereins, als Veranstalterin von Workshops im Umland, als Schöpferin der "Meeresfrucht" im Garten der Villa Dessauer und der Riesenmuschel "Archaika" am Breitengüßbacher Baggersee. Dennoch sei es Zeit, die Steinbildhauerin Rosa Brunner mittels eines Werkkatalogs einer breiteren Öffentlichkeit (wieder) vorzustellen. Meint die Kunsthistorikerin Gabriele Wiesemann und tat es jetzt in der Alten Hofhaltung.

Bei bestem Wetter umriss sie in ihrer Buchpräsentation Vita und Werk der 1964 in Nürnberg geborenen Künstlerin. Mit 17 bereits habe sie sich für das Material entschieden und eine Steinmetzlehre an der Bamberger Dombauhütte absolviert. Dem folgten Studien der Bildhauerei in Stuttgart und der Szenographie in Babelsberg. Danach lebte und arbeitete Brunner, die auch zeichnet, in Berlin und Bamberg.

Zu ihren vielfältigen Aktivitäten zählt auch die als Kuratorin des internationalen Bildhauersymposiums "Kunstbegegnungen am Kanal". Sie stellt in ihrem Atelier und im öffentlichen Raum vieler Länder aus und nimmt an Bildhauer-Symposien weltweit teil.

Zur Einordnung des Brunner'schen Werks holte die Kunsthistorikerin weit aus. Das Material, der Stein, berge eine eigene Geschichte lange vor der Bearbeitung und sei, anders als vom Laien zunächst vermutet, keineswegs nur öde grau, sondern "reich an Farben und Formen", gebändert oder gesprenkelt, gelb, rot oder grün - Fundgrube und Inspiration für die künstlerische Umformung. Wegen seiner Monumentalität, des erforderlichen handwerklichen Kraftaufwands zur Bearbeitung, stelle sich das Material der Künstlerin als "herausforderndes Gegenüber". Dennoch zitierte sie das künstlerische Credo Rosa Brunners: "Stein ist das Paradies auf Erden."

Dabei hat sie sich, wie der wohl bekannteste und einflussreichste Bildhauer des 20. Jahrhunderts, Henry Moore, in einem Teil ihres Schaffens von der Gegenständlichkeit befreit, erlaubt allenfalls vage Assoziationen wie bei den in der Hofhaltung zur Buchpräsentation ausgestellten "Reflektoren" aus Gabbro, einem dunken Magma-Gestein. Kopfähnliche Gebilde auf Hälsen mit jedoch flachen, völlig konturlosen Gesichtern.

Bezüge zum Surrealismus

"Sie will Kleines groß und Großes klein machen", so Wiesemann. Das veranschaulicht das Titelfoto des Katalogs, auf dem ein muschelähnliches Gebilde zwei Menschlein trennt ("O"). Doch auch Bezüge zum Surrealismus eines René Magritte sah Wiesemann, etwa im Werk "Strümpfe" oder im "Spitzendeckchen" aus Jurakalk. Dabei arbeitet Brunner durchaus auch gegenständlich, wie ihre rot-weiß durchwirkten "Gummihandschuhe" oder ihre "Seerose" zeigen. Immer wieder bezieht sie sich auf die Natur wie im Falle der Muschel aus Bucher Sandstein in Breitengüßbach.

Performanceähnliche Elemente sah Wiesemann in der Interaktion der Skulptur mit der Interpretation des Betrachters.

Wie bei derlei Veranstaltungen üblich, war zur Auflockerung ein Musikus gebeten worden. Heiko Triebener, Solotubist der Bamberger Symphoniker, war dazu erste Wahl und hatte bestens passend einige Passagen aus Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" ausgewählt, darunter "Das große Tor von Kiew". Nun kann man die Alte Hofhaltung gleich durch mehrere große Tore betreten, insofern schloss sich auch hier ein musikalisch-architektonischer Kreis.