Stegaurachs langer Weg zur Bibliothek

3 Min
Die Stegauracher Grundschüler machten bei der Bücherkette begeistert mit. Fotos: privat
Die Stegauracher Grundschüler machten bei der Bücherkette begeistert mit. Fotos: privat
 
 
 
 
 
 
 
 

Der Neubau der Bücherei in Stegaurach ist fertiggestellt. Die letzten Bücher wurden mit einer Bücherkette der Grundschüler von den alten in die neuen Räume transportiert. Am Sonntag findet die Einweihung statt.

Kind für Kind kamen die letzten Bücher in ihr neues Reich. Die Grundschüler der Schule Altenburgblick in Stegaurach hatten eine Bücherkette gebildet. Und so wanderten die Bilderbücher von Hand zu Hand aus den engen, alten Räumen über dem Bürgersaal hinüber zur neuen Bücherei.

"Da könnt ihr noch als Großeltern von erzählen, dass Ihr dabei ward und das letzte Buch von der alten in die neue Bücherei transportiert habt", sagt Büchereileiterin Cornelia Kempgen zu den Schülern. Es scheint wirklich allen großen Spaß zu machen. Auch Bürgermeister Thilo Wagner, der sich zu früher Morgenstunde eingereiht hat. "Schüler und Lehrer sind von dieser Idee begeistert", stellt Kempgen fest.

Büchereiteam begeistert

Der Büchereileiterin ist anzusehen, dass sie selbst nicht nur von der Aktion begeistert ist, sondern auch von ihrem neuen Domizil. Denn der Neubau ist nicht nur optisch gelungen, er erfüllt - so die ersten Erfahrungen - auch die Ansprüche für die Arbeit in der Bücherei. Das finden auch Co-Chefin Christa Schlüter und das Team der derzeit 26 ehrenamtlichen Mitarbeiter. Begeistert zeigten sich gleich am ersten Öffnungstag auch die über 100 Leser da, die meisten junge Familien mit Kindern.

Nun fehlt also nur noch die offizielle Einweihung des Stegauracher Schmuckstücks. Sie findet an diesem Sonntag ab 13.30 Uhr statt - mit kirchlichem Segen, Festreden von Bürgermeister und Landrat, mit Hüpfburg, Karussell, Drehleiter und natürlich eines Lesestunde. Lange genug hat es gedauert, bis zu diesem Augenblick. Und es war ein streckenweise recht steiniger Weg. Bereits Ende 2009 richtete das Büchereiteam einen Brandbrief an die Gemeinde, die gemeinsam mit der Katholischen Kirchenstiftung Träger der 2001 gegründeten Bücherei ist. Tenor des Schreibens: "Die Bücherei platzt aus allen Nähten."

So war in den insgesamt nur 59 Quadratmeter großen Räumen die Zahl der Medien von knapp 5000 auf über 13 000 angewachsen, die Zahl der Besucher war ungefähr ebenso groß, die Entleihungen hatten sich in diesem Zeitraum von rund 20 000 auf knapp 40 000 fast verdoppelt. Das heißt, dass in jeder Minute der Öffnungszeit ein Medium - Buch, CD, DVD etc. - entliehen wird. Dazu kamen im Laufe der Jahre zahlreiche Auszeichnungen, wie etwa das Gütesiegel "Bibliotheken - Partner der Schulen" oder der C.C.-Buchner-Preis.

Zähes Ringen

Weil die nach der Abschaffung der Kreisfahrbücherei ins Leben gerufene Einrichtung sich in Stegaurach zu einem solchen Erfolg entwickelte hatte, rannte das Büchereiteam mit seinem Anliegen beim Gemeinderat offene Türen ein. Dort stand im August 2010 dann auch gar nicht zur Debatte, ob dem Wunsch nach einer Erweiterung der Räume entsprochen werden soll oder nicht. Die Frage war viel mehr, wie und wo mehr Platz geschaffen oder gefunden werden könnte. Einig war man sich, dass die Bücherei an der Schule bleiben müsse, dass aber eine Erweiterung am bestehenden Standort sei. Es wurde eine Arbeitskreis gebildet.

Danach war im Gemeinderat erst mal für fast ein Jahr Funkstille. Erst auf Anträge und hartnäckiges Nachfragen der Grünen kam das Thema im Juni 2011 wieder in das Gremium. Der Beschluss war einstimmig: Bei der Erweiterung der Bücherei soll Gas gegeben werden. Die Frage, ob es ein Anbau oder Neubau werden sollte, blieb zunächst offen. Angeregt wurde ein Ideenwettbewerb. Doch dieser Weg erwies sich als nicht gangbar. Auch kristallisierte sich in der Folgezeit immer mehr heraus, dass nur ein Neubau Sinn mache.

Ein Leuchtturmprojekt, ein Aushängeschild für Stegaurach, wünschten sich die Gemeinderäte. Geld dazu war vorhanden. Die einen wollten dazu einen Architektenwettbewerb ausschreiben. Die anderen sahen das eher kritisch. Sogar ein extra Informationsabend über Architektenwettbewerbe, der mit Hilfe von Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt organisiert wurde, konnte die Skeptiker nicht überzeugen. Der Antrag einen Wettbewerb durchzuführen, fand bei 9:9 Stimmen keine Mehrheit im Gemeinderat. Denn inzwischen war ein weiteres verlockendes Angebot aufgetaucht.: Auf Anfrage der Kirchenstiftung war das erzbischöfliche Bauamt bereit, die Planung und deren Kosten zu übernehmen. Und so wurde schließlich im Januar 2012 Diözesanarchitekt Sandro Selig mit dem Entwurf und Bau der Bücherei beauftragt.

Detailfragen

Selig stellte im Juli 2012 dann erstmals sein Modell mit dem ellipsenförmigen Hauptbau vor. Der Entwurf fand gefallen. Die Kosten wurden auf die in der Schätzung von Selig genannten knapp 1,5 Millionen Euro gedeckelt. Gerungen wurde fortan vor allem um - nicht ganz unwichtige - Details, wie etwa den Energiestandard und die Barrierefreiheit des Hauses. Vor allem der Aufzug zur Empore im Hauptraum wurde zunächst von einigen Gemeinderäten aus Kostengründen abgelehnt.

Schließlich begannen im Frühjahr 2013 die Bauarbeiten, in den Sommerferien gab es die offizielle Grundsteinlegung. Das Richtfest folgte im April 2014. Noch einmal gab es dann lange Diskussion um die Kupferverkleidung am Eingangsbereich und die Farbe der Holzverkleidung. Doch nun ist offenbar alles gut geworden. Die Bücherei ist eröffnet. Offiziell gefeiert wird das am Sonntagnachmittag.