So was hat das Hallstadter Freibad noch nicht erlebt: Besucher in Straßenschuhen und Straßenkleidung in der Wärmehalle. Grund: Das Gremium tagte hier. Eine Premiere nach 35 Jahren.
Die Schwalldüse im Rücken, die Verwaltung vor Cappuccino und Kaltgetränk neben sich, die Stadträte über sich, so führte Bürgermeister Thomas Söder (CSU) durch die so ganz andere Sitzung. Nach 35 Jahren, so befand er, werde es Zeit, dass der Stadtrat sein Freibad einmal kennen lernt. Das hießt, auch den Blick hinter die Kulissen wagt, jenseits der Becken und Liegewiesen. Vor künftigen Maßnahmen soll der Stadtrat die Einrichtung ein bisschen kennen gelernt und Bereiche mit Handlungsbedarf gesehen haben. Den idealen Zeitpunkt dafür bildet das Saisonende. Wenn die endet und vor Beginn der neuen, fällt jedes Mal viel Arbeit an, weiß der Bürgermeister.
Tour durchs Freibad Was da so anfällt, das zeigten Schwimmmeister Detlef Friedrich und sein Team bei der Tour durchs Freibad tourten.
Erklärt wurde dabei etwa die komplizierte Beckenwasseraufbereitung, wobei die Stadträte auch Einblick ins Innenleben des Bades wie die Technikräume erhielten. "Es wird viel getan fürs Bad," wusste der Bürgermeister und es gibt immer etwas zu tun, damit alles in Schuss ist.
Mit den Bädern der Region könne man sich gut messen. Allerdings besteht in dem nun 35 Jahre alten Bad auch Handlungsbedarf: Bei den Umkleiden beispielsweise. Da fehlen Schlösser an den Spinden und manchmal auch Türen. Eine gewisse Erneuerung tut im Eingangsbereich Not. In die Jahre gekommen ist der Kassenautomat, bei dem die Hauptplatine kaputt ist. Probleme gibt es auch mit dem Drehkreuz. Vor 35 Jahren nahmen die Besucher noch weniger Dinge ins Bad mit, heute ist es selbst für Schlanke schwierig, das Drehkreuz zusammen mit der Badetasche zu passieren.
Mütter mit Kinderwägen, aber auch Rollator-Fahrer müssen erst Personal herbei klingeln, damit ihnen Zugang verschafft wird. Ein zusätzlicher Aufwand, machten die Team-Mitglieder deutlich.
Verwinkelter Arbeitsbereich "
Kein Problem wenn ich 100 oder 200 Gäste habe, aber bei 3000 wird es schwierig", ließ Kioskbetreiberin Ingrid Helmreich wissen. Durch die Doppelgarage stehe nun dankenswerter Weise mehr Lagerraum zur Verfügung. Die Bewirtschaftung des verwinkelten Kisokbereichs gerade zu Stoßzeiten mit Tausenden Badbesuchern und entsprechendem Personal sei eine enorme Herausforderung.
Schwimmmeister Friedrich rückte bei seiner abschließenden Power-Point-Präsentation in der Wärmehalle die beim Rundgang angesprochenen Aspekte in den Blick.
Dem Wetter sei die diesjährige gegenüber den Vorjahren (85 000/86 000) gesunkene Besucherzahl (69 000) geschuldet. Positiv sei die Einsparung beim Stromverbrauch durch den Umbau der sogenannten Michelin-Heizung. Gedanken machen müsse sich das Gremium über Kassensystem, Drehkreuz, Spinde. Überdacht werden könnte die Energieeffizienz. Friedrich sprach den Einsatz energiesparender Geräte wie beispielsweise Umwälzpumpen an. Auch über eine neue Nutzung des einstigen Minigolfplatzes könnte nachgedacht werden.
Mittel bereit stellen Für betriebsnotwendige Investitionen sollen in den nächsten Jahren Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt werden. Das beschloss der Stadtrat bei dieser besonderen Sitzung.
Ab Samstagmittag nur Stundentakt, am Sonntag fährt der Linienbus das Bad gar nicht an. Zur Zeit des Hauptandrangs bietet der öffentliche Verkehr (nahezu) keine akzeptable Alternative.
Fahrräder sind in höchster Gefahr. Die nahezu ausschließlich vorhandenen Bodenschlitze, in welche das Vorderrad eingestellt werden soll, bieten keine Möglichkeit des Anschließens. Dies jedoch wird von Sicherheitsexperten und der Polizei ausdrücklich empfohlen. Ein seitlicher Stoß gegen das Fahrrad, und Vorderradfelge und / oder -gabel sind verbogen.
Hallstadt ist Mitglied im Klimabündnis, der Landkreis Bamberg in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern. Daß die Mitgliedschaft nicht nur der ansonsten folgenlosen Imagewerbung dienen soll und darf, sondern aktives Handeln auch und nicht zuletzt im Verkehrsbereich erfordert, scheint noch nicht in die grauen Zellen der Verantwortlichen vorgedrungen zu sein.
Die ökologisch optimierte Verkehrsanbindung des Freibads jedenfalls war dem Stadtrat wohl nicht eine Silbe wert gewesen.