Was bringt der Sportunterricht an der Schule heute noch?

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Foto: Christian Voll
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Der Sportunterricht ist im Lehrplan fest verankert. Eine Garantie für eine ausreichende motorische Entwicklung ist das Fach aber nicht.

Wenn sich Barbara Pflaum die Kinder auf dem Pausenhof anschaut, hat sie nicht das Gefühl, eine Gruppe von Sportmuffeln zu beobachten. "Ich sehe kaum ein Kind, das faul in der Ecke sitzt und an seinem Pausenbrot knabbert. Da ist Bewegung drin", berichtet die Schulamtsdirektorin vom Staatlichen Schulamt Bamberg. Sicherlich: Immer mehr Kinder hätten heutzutage auch mal Probleme Seil zu springen oder einen Purzelbaum zu schlagen. Aber von einem besorgniserregenden Trend zu sprechen, hält Pflaum für überzogen.

In diesem Zusammenhang sei der Sportunterricht natürlich eine wichtige Stütze für die Entwicklung der Kinder - aber eben auch keine Garantie für eine ausgereifte Motorik. Auch die Eltern stünden in der Verantwortung, müssten "fordern und fördern." Da sei es kontraproduktiv, wenn Mama oder Papa den Nachwuchs zu sehr behüten. "Die Angst hat zugenommen. Ist es beispielsweise nötig, sein Kind jeden Tag direkt vor die Schule zu fahren", fragt Pflaum, die seit 1974 unterrichtet.


Hoher Stellenwert

Laut Andreas Ofenbeck hat der Sportunterricht "als einziges Bewegungsfach in der Schule in der bayerischen Bildungspolitik einen hohen Stellenwert". Das, so der Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, gelte sowohl mit Blick auf die Rhythmisierung des Schulalltags als auch auf die Problematik "eines mit Bewegungsarmut einhergehenden gesellschaftlichen Wandels". Darüber hinaus müssten Nahtstellen zum Vereinssport geschaffen und genutzt werden "und die Eltern vom Stellenwert sportlicher Betätigung überzeugt sein".

Deshalb sei auch der Schwimmunterricht fest verankert. Um diesen durchführen zu können, seien "die Rahmenbedingungen für die staatliche Förderung von Generalsanierungen schulisch bedarfsnotwendiger, kommunaler Hallenbäder deutlich verbessert worden".


Fehlende Schwimmhallen

Das ist auch nötig: In den letzten Jahren hat sich an bayerischen Schulen ein alarmierender Trend abgezeichnet. Immer häufiger war und ist der Schwimmunterricht ausgefallen. Gründe hierfür: Personalmangel und fehlende Hallen, weil vor allem auf dem Land immer mehr Bäder aus Kostengründen schließen. Und das in Zeiten, in denen laut einer Forsa-Umfrage die Hälfte der Zehnjährigen gar nicht oder nur sehr schlecht schwimmen kann.

Aktionen wie das Projekt "Sichere Schwimmer" , von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) initiiert, sollen helfen, dem Trend entgegenzuwirken. Hierbei stehen DLRG-Schwimmtrainer den Lehrern zur Seite. Aber auch beim Schwimmens gilt: In Zeiten der Spaßbäder sind die Eltern mitverantwortlich dafür, dass der Nachwuchs nicht nur das Rutschen sondern auch das Schwimmen beherrscht.


Freizeitbeschäftigung Nummer eins

Und die Kinder? Laut Thomas Bäumer vom Leibniz-Institut für Bildungsverläufe an der Uni Bamberg sind diese überaus bewegungsfreudig - auch außerhalb der Schule. "Egal, ob wir Schüler der 2., 5. oder 9. Klasse betrachten, etwa 80 Prozent treiben regelmäßig Sport und nur rund fünf Prozent geben an, nie Sport zu betreiben. Damit ist Sport nach wie vor Freizeitbeschäftigung Nummer eins." Das Bild vom trägen Nachwuchs, so Bäumer weiter, entspreche nicht der Faktenlage.