Anna Hausdorff aus Schammelsdorf mit 16 schon Europameisterin

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Anna Hausdorff mit dem EM-Pokal. Fotos: privat
Anna Hausdorff mit dem EM-Pokal. Fotos: privat
Zum fünften Mal gewann eine deutsche U17-Auswahl die Europameisterschaft. Im Siegerteam von 2016 stand auch Anna Hausdorff vom FC Eintracht Bamberg. Foto: privat
Zum fünften Mal gewann eine deutsche U17-Auswahl die Europameisterschaft. Im Siegerteam von 2016 stand auch Anna Hausdorff vom FC Eintracht Bamberg. Foto: privat
 
 
 

Die Schammelsdorferin Anna Hausdorff stand im Kader der deutschen U17-Auswahl, die bei der EM in Weißrussland den Titel holte.

Was sich "Jogis Jungs" bei der Fußball-EM in wenigen Wochen erst noch erkämpfen wollen, hat ein 16-jähriges Mädchen aus Schammelsdorf bereits geschafft. Anna Hausdorff gewann mit der deutschen U17-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Weißrussland den Titel. Die Goldmedaille hängt ihr noch um den Hals, als sie vom erfolgreichen Turnier berichtet, doch die junge Fußballerin weiß schon, wo die Trophäe ihren dauerhaften Platz bekommen wird: "Wir durften das Nationaltrikot behalten. Das hänge ich jetzt zusammen mit der Medaille bei mir im Zimmer an die Wand. Ich brauche dafür nur noch einen passenden Bilderrahmen."


Überraschend nominiert

Ereignisreiche Wochen liegen hinter dem Talent, das zusammen mit den Jungen der B-Junioren beim FC Eintracht Bamberg in der Bezirksoberliga spielt. Ende April, vier Tage vor ihrem 16. Geburtstag, wurde Anna Hausdorff nach einem DFB-Lehrgang für den EM-Kader nominiert. Überraschend für die Gymnasiastin, weil sie im Gegensatz zu vielen ihrer Auswahlkolleginnen noch dem jüngeren U17-Jahrgang angehört. Eine bewusste Entscheidung war es dagegen für die Bundestrainerin: "Wir nehmen häufig jüngere Spielerinnen zu großen Turnieren mit, damit sie im Folgejahr Führungsspielerinnen sein können", erklärt Anouschka Bernhard.

Nicht sonderlich enttäuscht war Anna Hausdorff daher , dass sie bei den fünf EM-Spielen nur einmal zum Einsatz kam. Beim 0:0 gegen Italien in der Vorrunde stand sie rechts in der Viererkette über die vollen 80 Minuten auf dem Platz. Vielmehr war sie gücklich darüber, überhaupt bei einem so bedeutenden Turnier dabei sein zu dürfen. "Am Anfang des Spiels gegen Italien war ich noch etwas nervös, aber das hat sich schnell gelegt. Auch wenn ich nur einmal zum Einsatz gekommen bin, habe ich doch wertvolle Erfahrungen sammeln können", sagt die 16-Jährige.

Beim dramatischen 3:2-Sieg im Finale nach Elfmeterschießen gegen Titelverteidiger Spanien vor 10 000 Zuschauern in Minsk fieberte die Schammelsdorferin wie bei den Vorrundenpartien gegen Spanien (2:2) und Tschechien (4:0) sowie dem Halbfinale gegen England (4:3) auf der Ersatzbank mit. Nach dem Schlusspfiff des Endspiels kannte der Jubel natürlich keine Grenzen. Statt Bier- gab es allerdings Wasserduschen, und auch bei der Titelsause bis 5 Uhr früh brauchte es keinen Alkohol, um ausgelassen zu feiern. Nach einer viel zu kurzen Nachtruhe folgte bereits am nächsten Tag der Rückflug nach Frankfurt - 17 aufregende EM-Tage in Weißrussland gingen zu Ende.


Schulunterricht während der EM

Und das alles während der Schulzeit. Vom Unterricht waren die jungen Nationalspielerinnen aber nicht befreit. Im Gegenteil: Jeden Tag, außer an Reise- sowie Spieltagen, paukten die Juniorinnen all das, was ihre Klassen in Deutschland gerade auf dem Lehrplan stehen haben. Zwei Lehrer nimmt der DFB bei jedem Turnier seiner Nachwuchsauswahlen mit. "Jede Spielerin soll bei Länderspielmaßnahmen genau dieselben Schulaufgaben bearbeiten, die sie auch in der Schule gelernt hätte. Die DFB-Maßnahme soll auf keinen Fall negativ auffallen", erklärt Robert Schreiner, der als pädagogischer Schulkoordinator im Bereich Talentförderung für den DFB tätig ist. Der Unterricht dauert meistens 90 Minuten und ist fest in den Tagesablauf integriert. "Ich hätte sogar Klausuren schreiben können, aber bei mir standen gerade keine an", erzählt Anna Hausdorff. Sechs ihrer Teamkolleginnen mussten dagegen in der EM-Gruppenphase unter Beaufsichtigung der DFB-Lehrer Klassenarbeiten ablegen.


WM das nächste Ziel

Auch nach dem Ende der Pfingstferien wird Anna Hausdorff nicht lange die Schulbank im Maria-Ward-Gymnasium in Bamberg drücken. Denn am 10. Juni beginnt bereits der nächste U17-Nationalmannschaftslehrgang. Diesmal als Vorbereitung auf die WM Ende September/Anfang Oktober in Jordanien. Für diese Titelkämpfe hat sich die DFB-Auswahl aufgrund ihres EM-Erfolgs qualifiziert. Anna Hausdorff hofft, dass sie auch dort mit dabei ist und ihre Länderspielbilanz von bislang zehn Einsätzen (fünf in der U15, vier in der U16 und einer in der U17) ausbauen kann.

Und sollte sie auch den Sprung in den WM-Kader schaffen, hofft sie in Jordanien auf abwechslungsreichere Kost. "Es gab jeden Tag Nudeln, mal mit Hackfleischsauce, mal mit Tomatensauce", stöhnt die 16-Jährige. Das ist aber ihre einzige unschöne Erinnerung an die U17-Europameisterschaft in Weißrussland.