Edgar Friedmann (Fanclub "Plassenburg Kulmbach"/FC Bayern München): Einen kleinen Seitenhieb ins Ruhrgebiet kann sich Bayern-Fan Edgar Friedmann aus Kulmbach nicht verkneifen: "Die Schalker haben den Sicherheitsabstand von 1,50 Metern im Spiel gegen Dortmund wörtlich genommen. Die haben ja überhaupt nicht mitgespielt."
Mit dem 4:0-Sieg des BVB im Pott-Derby kann Friedmann, Vorsitzender des Fanclubs "Plassenburg Kulmbach", leben, denn seine Münchner hatten am Sonntag beim 2:0-Erfolg bei Union Berlin ähnlich wenig Probleme.
Friedmann verfolgte die Partie natürlich live im Wohnzimmer: "Es war erträglich. Das Geschehen sah selbst am Fernseher etwas komisch aus. Aber in dieser Zeit muss man froh sein, dass so etwas überhaupt wieder möglich ist. Es war eine schöne Abwechslung zum Alltag. Bis auf wenige Kleinigkeiten war es ein gelungener Spieltag. Ich denke, andere Ligen werden dem Beispiel der Bundesliga folgen. Und ich hoffe auch, dass es bald in anderen Sportarten weitergehen kann. Die allgemeinen Lockerungen der Corona-Beschränkungen sollten das ja bald möglich machen."
Mit den "wenigen Kleinigkeiten" meint Friedmann unter anderem den zu körperbetonten Torjubel von Hertha BSC Berlin. Verbesserungsbedarf sieht er bei der Stadionatmosphäre, die man seiner Meinung nach auch ohne Zuschauer noch optimieren könnte: mit mehr Stadionmusik und geschmückten Tribünen etwa. Das Reizthema "Videobeweis" findet Friedmann, der die FCB-Spiele meist im Stadion verfolgt, am TV angenehmer zu verfolgen. "Diese minutenlangen Unterbrechungen sind zumindest weniger schlimm als im Stadion."
Roland König (Fanclub "Weiß-Grün" Höchstadt/SpVgg Greuther Fürth): Während der Club trotz Überlegenheit eine bittere 0:1-Niederlage gegen den FC St. Pauli hinnehmen musste, dürfen sich die Fürther nach dem 2:2 gegen den Hamburger SV als einer der Gewinner des Spieltags fühlen. Nach dem Last-Second-Ausgleichstreffer von Havard Nielsen in der vierten Minute der Nachspielzeit wäre der Sportpark Ronhof unter normalen Umständen sicher explodiert - in diesem Fall gab es die Gefühlsausbrüche der Kleeblatt-Fans nur in den Wohnzimmern.
So auch bei Roland König, Vorsitzender des Fanclubs "Weiß-Grün Höchstadt". "Mit einem 2:2 gegen den HSV kann man sehr zufrieden sein, unsere Tabellensituation ist ausgezeichnet. Natürlich kann man über die ganzen Umstände der Geisterspiele diskutieren, aber wir bei uns im Fanclub sind einfach nur froh, dass wieder gespielt wird."
Der äußere Rahmen ohne Zuschauer habe König an Amateursport erinnert, was er aber nicht als negativ empfindet. "Ich finde es total interessant, wenn man auch mal hört, was die Trainer den Spielern zurufen. Das hat etwas von ,Zurück zu den Wurzeln'. Aber man darf dabei trotzdem nicht vergessen, dass das alles Profispieler sind und es um richtig viel geht."
Willy Rebhan ("Blue Devils" Neustadt bei Coburg/Hamburger SV): Des einen Freud, des anderen Leid. Mit dem späten Gegentor in Fürth verpasste der Hamburger SV einen "Big Point" im Aufstiegskampf. Willy Rebhan, Vorsitzender der "Blue Devils" Neustadt, hatte es beschrien. "Kurz vor dem Tor habe ich zu einem Freund gesagt, dass der Ausgleichstreffer typisch für die bisherige Saison des HSV wäre."
Für Rebhan und zwei Fanclubkollegen, die die Partie im Freien gemeinsam unter Einhaltung des Sicherheitsabstands am Fernseher verfolgten, aber verschmerzbar, denn die Aufstiegskonkurrenten aus Stuttgart und Heidenheim verloren. "Einerseits Glück gehabt, anderseits doppelt ärgerlich, weil wir sonst ein gutes Polster gehabt hätten." Die Geisterkulisse nahm er mit gemischten Gefühlen auf. "Das Feeling war schon sehr komisch. Aber interessant war, die Kommandos der Trainer und Spieler zu hören - vor allem für mich als aktiven Spieler."
Rebhan geht seit dieser Spielzeit für den VfL Frohnlach in der Landesliga Nordwest auf Torejagd, zuvor hatte er in der Kreisklasse und Kreisliga für seinen Heimatverein TSSV Fürth am Berg gespielt. "Die Kommandos der Trainer sind ähnlich, aber mehr auf den Punkt gebracht. Da ist kein Satz sinnlos, alles hat Hand und Fuß." Und das ist im Amateurbereich nicht der Fall? Rebhan grinst: "Nein, nicht immer."