"Die Achterbahnfahrt", wie es Kapitän Elias Harris ausdrückte, ging für Brose Bamberg am Samstag mit der 75:89-Niederlage gegen Oldenburg im Viertelfinale des Bundesliga-Finalturniers zu Ende. Eine Ursachenforschung.
Am kommenden Dienstag vor genau 15 Jahren erlebte Freak City mit dem Gewinn des ersten deutschen Meistertitels einen emotionalen Höhepunkt. Das damalige GHP-Team um Chris Ensminger, Mike Nahar und Uvis Helmanis glänzte nicht immer mit hoher Basketballkunst und Ästhetik, hatte aber eine klare Hierarchie und ein funktionierendes Mannschaftsgefüge, in dem jeder Einzelne das Maximum aus sich herausholte.
Ein Umstand, der auf das Brose-Team der Saison 2019/20 nicht zutrifft. Das gab auch Trainer Roel Moors bei der Pressekonferenz nach dem Viertelfinal-Aus beim Bundesliga-Finalturnier am Samstagabend zu. "Wir haben es leider nicht geschafft, genügend Spieler auf ihr Top-Niveau zu bekommen. Das war unser großes Problem."
Dem Kontrahenten aus Oldenburg genügten bei seinen zwei Erfolgen (86:81 und 89:75) solide Vorstellungen, um die instabilen Bamberger klar in die Schranken zu weisen (siehe Spielbericht unten). "Oldenburg war über die gesamten 80 Minuten gesehen das bessere Team. Wir hatten unsere Chancen, allerdings haben wir sie nicht so genutzt, wie wir es benötigt hätten", erklärte Moors.
Elias Harris fiel kurzfristig aus
Sein Team knüpfte im Finalturnier in München mit zwei Siegen und vier Niederlagen an die inkonstanten Leistungen vor der Corona-Pause an. Der überzeugende Auftritt im Auftaktspiel gegen Alba Berlin (91:98-Niederlage) entfachte in Bamberger Fankreisen nach langer Zeit zumindest ein zartes Pflänzchen Euphorie, die gerade einmal 48 Stunden später nach der indisponierten Leistung gegen Ludwigsburg (74:103) wie weggeblasen war. "Wir waren über die ganze Saison nicht konstant genug", sagte Elias Harris nach dem Ausscheiden. "Dann kam die dreimonatige Corona-Pause. Aber in zweieinhalb Wochen Vorbereitung holst du das nicht auf. Unsere Achterbahnfahrt hat sich durchgezogen. Und dann ist es schwer, um die deutsche Meisterschaft mitzuspielen." Ausgerechnet bei seiner wohl letzten "Fahrt" im Bamberger Trikot musste Harris am Samstag gegen Oldenburg wegen Rückenproblemen 40 Minuten zusehen.
Der Abschied des 30-Jährigen nach sieben Jahren scheint nach den Querelen um einen möglichen Gehaltsverzicht im April beschlossene Sache zu sein. "Es ist viel zu früh, darüber zu reden. Wir müssen jetzt mal schauen, was die Zukunft bringt", hielt sich der Brose-Kapitän am Mikrofon von Magentasport hinsichtlich seiner Zukunftsplanungen bedeckt.
Harris ist dabei einer der wenigen Akteure, dessen Arbeitspapier in einer Woche ausläuft. Mit Paris Lee, Nelson Weidemann, Kameron Taylor, Tré McLean, Bryce Taylor, Assem Marei (alle bis 2021), Mateo Seric und Christian Sengfelder (beide bis 2022) stehen aktuell noch acht Spieler bei Brose Bamberg unter Vertrag. Dass all die Genannten nach der Sommerpause wieder am Trainingscenter in Strullendorf aufschlagen werden, gilt aber nach den gezeigten Leistungen und im Hinblick auf den weiter sinkenden Etat als unwahrscheinlich.
Wer bleibt, wer geht, wer kommt. Ich hoffe nur die verantwortlichen haben für die nächste saison dem zuschauer gegenüber soviel fairness, ihm hierzu reinen wein einzuschenken, bevor die dauerkarten abgebucht werden, damit jeder frei entscheiden kann , was er macht.