Der zweite EM-Triumph

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Anna Hausdorff (vorne) stemmt nach dem EM-Triumph von Pilsen im Kreise ihrer Teamkolleginnen den EM-Pokal in die Höhe. Fotos: privat/dpa
Anna Hausdorff (vorne) stemmt nach dem EM-Triumph von Pilsen im Kreise ihrer Teamkolleginnen den EM-Pokal in die Höhe. Fotos: privat/dpa
 
 
 
 
 
 
 
 

Anna Hausdorff aus Schammelsdorf wird mit der U17-Nationalmannschaft abermals Europameisterin.

Zur Titelsause kam Anna Hausdorff mit kleiner Verspätung. Während ihre Mitspielerinnen unmittelbar nach dem mit 3:1 im Elfmeterschießen gewonnenen EM-Finale am Sonntagabend gegen Spanien ihren Triumph bejubelten, baten die UEFA-Offiziellen die U17-Fußball-Nationalspielerin aus Schammelsdorf zur Dopingprobe. Doch dann begann auch für sie der Feiermarathon, der erst am Tag nach dem Finale von Pilsen mit einem offiziellen Empfang des DFB in einem Nürnberger Hotel zu Ende ging. Am Dienstag drückte die 17-Jährige schon wieder die Schulbank im Bamberger Maria-Ward-Gymnasium, doch die Elftklässlerin gesteht: "Mit dem Kopf war ich noch nicht wieder zurück in der Schule."

Verständlich, denn nach 17 ereignisreichen Turniertagen in der Tschechischen Republik hatte Anna Hausdorff zum zweiten Mal eine Goldmedaille um den Hals hängen. Ein Jahr nach dem EM-Titelgewinn in Weißrussland gelang der DFB-U17-Auswahl in Tschechien die Titelverteidigung - für Anna Hausdorff war es der krönende Abschluss ihrer Zeit in der U 17-Nationalmannschaft.


Rechtes Knie verdreht

Während die Gymnasiastin bei ihrer EM-Premiere vor einem Jahr nur zu einem Einsatz kam, "war ich diesmal hinten rechts gesetzt". Bundestrainerin Anouschka Bernhard ließ die Außenverteidigerin sowohl beim 4:1-Sieg im ersten Gruppenspiel gegen den späteren Finalgegner Spanien über die vollen 80 Minuten durchspielen als auch im Halbfinale gegen Norwegen (3:2 nach Elfmeterschießen) und im Endspiel. Das zweite (2:1 gegen Frankreich) und dritte Gruppenspiel (5:1 gegen Tschechien) verpasste Anna Hausdorff, weil sie sich in der Auftaktpartie das rechte Knie verdreht hatte. "Es wurde sicherheitshalber ein MRT gemacht. Gott sei Dank war es nur eine Kapselzerrung", war Hausdorff heilfroh darüber, dass sie kein verletzungsbedingtes frühes EM-Aus ereilte.

Obwohl sich die DFB-Auswahl nur als bester Gruppenzweiter auf den letzten Drücker für die Europameisterschaft qualifiziert hatte, galt sie als Titelverteidiger als Favorit. Im Halbfinale schien aber der K.o. nahe, als die Norwegerinnen im Elfmeterschießen mit 2:0 in Führung gegangen waren. "Ich war mir da aber ziemlich sicher, dass wir es noch schaffen, weil wir eine gute Torhüterin haben", erzählt die 17-Jährige. Tatsächlich parierte Stina Johannes anschließend drei Elfmeter des Gegners. Anna Hausdorff selbst trat nicht vom Punkt aus an, obwohl die Bundestrainerin es allen Spielerinnen anbot: "Ich hatte in diesem Moment kein gutes Gefühl", sagt sie. Auch im Finale waren ihre Mitspielerinnen nervenstark und behielten in einer Neuauflage des letztjährigen EM-Finals abermals knapp die Oberhand.

Nach dem neuerlichen Triumph steht für Anna Hausdorff nun ein zweifacher Abschied an. Da sie altersbedingt die U17 verlassen muss, will sich die Schammelsdorferin nun für die U19-Frauenauswahl empfehlen. Um diesen großen Sprung zu schaffen, hat sie sich zu einem Vereinswechsel entschlossen. Nach fünf Jahren beim FC Eintracht Bamberg 2010, bei dem sie bis Saisonende noch im Jungenteam der Landesliga-B-Junioren aufläuft, schließt sich die Gymnasiastin zum 1. Juli der TSG 1899 Hoffenheim an.

Die Kraichgauer sind mit ihren beiden Damenmannschaften in der Bundesliga und der 2. Liga vertreten. "Die Hoffenheimer haben mich schon öfters beobachtet und mir jetzt einen Vertrag über zwei Jahre gegeben. Ich bin zunächst für das zweite Team eingeplant, aber natürlich will ich mich an die Bundesligamannschaft heranarbeiten", erklärt Anna Hausdorff, die demnächst ihr Elternhaus verlassen, in Hoffenheim bei einer Gastfamilie wohnen und dort auch ihr Schulausbildung fortsetzen wird. Läuft alles nach Plan, wird das EM-Finale nicht der letzte Länderspieleinsatz von Anna Hausdorff gewesen sein.


Zur Person

Verein FC Eintracht Bamberg 2010 (ab 1. Juli TSG Hoffenheim)

Länderspiele 17 (8 in der U17, 4 in der U16, 5 in der U15)

Einsätze in Länder-/Regionalauswahlen 8 (4 in der DFB-U16-Auswahl, 4 in der BFV- U16-Auswahl)