Wegen der Schule habe ich nur in den Ferien Zeit, nach Kenia zu fliegen. Wegen der großen Distanz macht das eigentlich nur in den Sommerferien Sinn. Daher werde ich wieder ab August für sechs Wochen in Kenia sein, um meine Familie zu besuchen, ich bin die jüngste von sechs Geschwistern. Und natürlich, um mit meiner Gruppe zu trainieren. Darauf freue ich mich schon sehr. Was mir hier im Training fehlt, sind die Straßen in Kenia, auf denen sich am besten trainieren lässt. Das sind zwar nur einfache Erdstraßen ohne Asphalt und sehr staubig, aber ein sehr gutes Gelände zum Laufen. Und ich vermisse das grüne Gemüse aus Kenia. Da gibt es sehr viel Leckeres wie Managu oder Sukuma und viele weitere.
Bitte nicht falsch verstehen: Aber wie lernt man als kenianische Langstreckenläuferin einen Hobbysportler aus Forchheim kennen?
Damals bin ich für einen österreichischen Manager gelaufen, der ein Camp in Kenia betreibt, zu dem auch Gäste aus Europa kommen können. Mein Mann war auch dort zu Besuch, so haben wir uns kennengelernt. Da Englisch die Amtssprache in Kenia ist, fällt die Kommunikation auch sehr leicht. Danach hatten wir Kontakt über WhatsApp und haben öfter telefoniert. Viele denken, dass Afrika sehr schlecht entwickelt ist, aber Smartphones und schnelles Internet sind auch in Kenia inzwischen völlig normal. Daher konnten wir uns immer sehr einfach austauschen. Danach war ich durch meinen Manager einige Monate in Europa und wir konnten uns öfter sehen. Anschließend hat er mich zu Hause bei meiner Familie in Eldoret besucht.
Fiel es Ihnen schwer, die Heimat hinter sich zu lassen?
Die Entscheidung, nach Deutschland zu kommen, war nicht gerade einfach. Aber durch meine Aufenthalte zuvor hatte ich bereits erste Erfahrungen mit dem Leben in Europa gemacht und wusste zumindest ungefähr, wie sehr unterschiedlich das Leben hier im Vergleich zu Kenia ist. Nur der Winter war neu für mich, wobei das mit der Kälte eigentlich ganz gut geht, nur die lange Dunkelheit ist nicht so leicht zu ertragen. Aber ansonsten fühle ich mich wohl hier. Wie üblich ist die Sprache der Schlüssel für meinen Alltag. Und in der Ausbildung habe ich noch sehr viel mehr gelernt für mein Deutsch. Eigentlich gibt es viele Dinge, die mir sehr gut gefallen hier, aber was ich hier erstmals kennengelernt habe und besonders gern esse, ist Karpfen.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Ich versuche immer, mein Deutsch zu verbessern und hoffe, dass ich in fünf Jahren endlich die richtigen Artikel 'der, die, das' verwende. Was das Laufen betrifft, denke ich, dass ich in fünf Jahren bereits die deutsche Staatsangehörigkeit besitze. Das bedeutet natürlich gleich eine andere Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Vor zwei Jahren bin ich meinen ersten Marathon gelaufen und konnte jetzt in Hannover meine Zeit auf 2:34 Stunden verbessern. Hier sehe ich noch gute Chancen, mich weiterzuentwickeln und hoffe, mich auf 2:25 Stunden zu steigern.
Sie zählen am Sonntag zu den Favoritinnen im Halbmarathon. Ist ein neuer Streckenrekord möglich?
Ich werde es auf jeden Fall versuchen, aber es wird schwierig. Vor vier Wochen bin ich erst den Marathon in Hannover gelaufen und musste mich danach zwei Wochen erholen. Letzte Woche konnte ich wieder voll trainieren. Aber ob es zum Streckenrekord reicht, hängt auch von der Tagesform ab.
Es soll kalt und windig werden. Ein großes Problem?
Kälte und Wind sind tatsächlich nicht schön. Aber im Winter habe ich nicht in Kenia trainieren können, sondern habe die Saisonvorbereitung hier absolviert bei sehr schwierigen Bedingungen. Meistens ist Wind das größere Problem als Kälte. Wenn es zehn Grad werden, ist das eigentlich ganz gut. Ideal wären sicher ein paar Grad mehr, aber die Bedingungen selbst sind ja für alle gleich. Man muss im Kopf bereit sein für jedes Wetter.