Da haben Sie dann einen Zaubertrank bekommen?
So in der Art. Es standen zwei warme Energydrinks bereit. Im ersten Moment hätte ich es am liebsten sofort wieder ausgespuckt, es hat aber tatsächlich geholfen. Worauf ich vorläufig aber keine Lust mehr habe, sind Käsebrote. Die gab es an jeder Verpflegungsstelle: Ich schätze, ungefähr 40 davon gegessen zu haben.
Obwohl das Rennen nördlich des Polarkreises stattfand, waren die Temperaturen kurz vor dem Start im deutlichen Plus-Bereich. Wie hat sich das ausgewirkt?
Für die Jahreszeit war es ausgesprochen warm, das haben Einheimische bestätigt. In den Straßen gab es regelrecht Sturzbäche, meine Laune wurde immer schlechter. Meine große Befürchtung war, dass das Rennen komplett abgesagt wird, dann wären all die Monate der Vorbereitung umsonst gewesen. Ganz so schlimm kam es zum Glück nicht. Allerdings musste die Strecke angepasst werden, sie blieb aber bei 220 Kilometern.
Die Strecke führte durch die Wildnis, über gefrorene Seen und kleine Berge. Fast 2000 Höhenmeter gab es zu bewältigen. Womit hatten Sie am meisten zu kämpfen?
Eindeutig mit dem Wind, der hat konstant geweht, teils in Böen mit bis zu 50 Stundenkilometern. Anfangs war ich begeistert, wie schnell meine Ski gelaufen sind. Als wir allerdings um eine kleine Halbinsel herumkamen, wurde mir mit einem Schlag bewusst, warum ich so schnell war: Ein brutaler Gegenwind schlug mir und allen anderen plötzlich ins Gesicht. Und der sollte uns über viele, viele Kilometer begleiten. Im Ziel habe ich dann eine große Leere verspürt und war einfach nur froh, angekommen zu sein. Ich war platt, am Ende, mit Langlauf im eigentlichen Sinn hatten meine Bewegungen nicht mehr viel gemeinsam. Das Bewusstsein über das Geleistete hat sich erst in den Tagen danach eingestellt.
Was war für Sie der bewegendste Moment auf der Strecke?
Ein besonderes Erlebnis war, als ich, ganz allein in der Wildnis, den Akku meiner Stirnlampe tauschen musste. Als ich den Stecker zog, war es plötzlich dunkel - und zwar so dunkel, wie ich es noch nie erlebt habe. Da habe ich mir eine Minute genommen, einfach nur den Sternenhimmel angeschaut und war emotional sehr aufgewühlt.
Vier Monate waren Sie nun in Schweden. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit nach Hause?
Es war das Größte und Emotionalste, das ich bislang in meinem Leben erfahren durfte. Und ich weiß schon jetzt, dass es ich es noch einmal erleben möchte. Für das nächste Jahr plane ich, wieder am Nordenskiöldsloppet teilzunehmen und den Lauf mit einem guten Zweck zu verbinden.
Sie haben sich als leitender Ingenieur eine mehrmonatige Auszeit vom Beruf gegönnt. Ist das im nächsten Jahr ähnlich geplant?
Ich überlege intensiv, ob ich beruflich so weitermachen soll wie bisher mit einer 45-Stunden-Woche. Oder ob ich auf Geld verzichte. Ich habe gemerkt, dass ich mit viel weniger Geld in Schweden zurechtgekommen bin, als ich im Vorfeld als Budget eingeplant hatte. Erst hier habe ich durch die schwedische Mentalität so richtig erlebt, dass sich nicht alles im Leben um die Arbeit dreht, dass es nichts bringt, in Hektik zu verfallen. Da ich schon vorher mit mir selbst im Reinen war, hat mich die Einsamkeit nicht gestört. Ich bin extrem runtergekommen und habe die Gedanken schweifen lassen.
In wenigen Tagen kehren Sie wieder zurück in Ihre Wahlheimat nach Bamberg. Auf was freuen Sie sich am meisten?
Auf die Stadt an sich, die Menschen - und natürlich die Wirtshauskultur. Eine solche gibt es in Schweden ja nicht. Seit 25. Dezember hatte ich keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Jetzt freue ich mich darauf, mit meinen Freunden im Mahrs ein paar Bier zu trinken.