Die einen wollten unbedingt noch weitere Geschichten von Franz, die anderen sich noch gezielter auf den Wettbewerb vorbereiten, und wieder welche den ganzen Vormittag weiter Geschichten hören. Der bundesweite Vorlesetag begeisterte auch die Oberhaider Schüler.
Wie das? Emmi Zeulner wollte lesen. In Oberhaid, in der Schule. Rektor Hans-Martin Seubert wusste zuerst einmal nicht so recht, was er von der Nachfrage aus dem Büro der CSU-Bundestagsabgeordneten halten sollte. Weil es sich um eine Aktion im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages handelte, war er aber mit dem Angebot einverstanden, erklärte er gestern Morgen.
Was brachte die junge Lichtenfelser Abgeordnete nach Oberhaid? Weil sie im letzten Jahr in ihrem Heimat-Landkreis gelesen hat und nun woanders hin wollte. Oberhaid kennt Emmi Zeulner über eine Schulfreundin. Zeit wieder einmal hierher zu kommen und: sich auch in diesem Jahr für das Lesen stark zu machen. Das durfte sie.
Aber eine CSU-Abgeordnete in einer SPD-Gemeinde? Da musste Seubert politische Ausgewogenheit herstellen, weswegen sich auch der SPD-Bürgermeister in den Reigen der Vor-Leser einreihen durfte. Für Carsten Joneitis ein Aufstieg, wie er sagte.
Denn in den Vorjahren hatte er Kindergartenkindern vorgelesen, nun durfte er zu Drittklässern.
Damit möglichst viele Klassen in den Genuss des Vorlesens kamen, "engagierte" der Rektor weitere Vorleser: Pfarrer Stefan Hartmann (katholisch), Pfarrerin Susanne Wittmann-Schlechtweg (evangelisch), Büchereileiterin Sabine Jahn, die Oberhaider Autorin Susanne Rebscher, Schulamtsdirektorin Irene Blum-Hammad und FT-Reporterin Anette Schreiber.
Außerdem lasen er selbst und Konrektor Ludwig Graser. "Wir beide sind zumindest für die Erstklässler noch etwas Besonderes," erklärte er schmunzelnd. Niemand, den Seubert gefragt hatte, gab ihm eine Absage. Erfreulicherweise. Fürs Lesen, die wichtige Kulturtechnik, wollte sich schließlich jeder einsetzen.
Beim gegenseitigen Kennenlernen der "Lesepaten", wie Seubert seine Gäste nannte, bestand Gelegenheit, sich auszutauschen.
Man erfuhr etwa, dass Büchereileiterin Jahn oft in der Schule zu Gast ist. Sie fand "eine Stunde geschenktes Lesen einfach großartig." Worüber sie sich weiter freute, waren die vielen Männer, die sich als Vorleser zur Verfügung stellten. Denn meistens seien es Frauen, die Kindern vorlesen: Mütter, Omas, Erzieherinnen.
Pfarrer Stefan Hartmann wiederum empfand es "als Ehre", hier vorlesen zu dürfen. Er hatte jeweils eine Geschichte aus der Bibel für Mädchen und eine für Jungen im Gepäck. Bürgermeister Joneitis wollte aus der "Schule der Tiere" vortragen. "Eine Woche voller Sams" brachten der Rektor und sein Stellvertreter ebenso in die Klassen wie Emmi Zeulner.
Die Schulamtsdirektorin trat mit "Pauli Poltergeist" an, Autorin Rebscher hatte aus eigenem Bestand noch Unveröffentlichtes dabei und die Pfarrerin "Schulgeschichten vom Franz". Vor Weihnachten muss sie übrigens mit weiteren erscheinen, nach der positiven Resonanz. Und die Fünftklässer sind brennend an den restlichen 69 "Tricks um nicht baden gehen zu müssen" interessiert. "Das Buch wurde herumgereicht und weiter gelesen", freut sich die Büchereileiterin.
Mit Liedern begrüßt Auch FT-Reporterin Anette Schreiber ist zufrieden. Nicht nur, weil die sechste Klasse und deren Lehrer Markus Meyer sie mit tollen Liedern begrüßten und verabschiedeten.
Die Teenager waren überaus aufmerksam und lauschten gebannt Barbara Robinsons Weihnachtsgeschichte "Hilfe, die Herdmanns kommen" . Vanessa, Michelle, Jasmin, Silas, Justin, Johannes, Marcel, Marvin, Tim, Niklas, Chamdi und wie sie alle heißen in der sechsten, outen sich als Lese-Profis: Nahezu alle befassen sich in ihrer Freizeit mit Büchern, weil die Geschichten oder Sachbücher sie interessieren, manch einer dabei gut abschalten kann.
Dass auch zwei FT-Seiten als Arbeitslektüre an der Wand hängen, fand die Reporterin besonders schön. Natürlich wollte sie wissen, wie die Schüler zum bundesweiten Vorlestag, dem nunmehr elften seiner Art, stehen. Sie finden ihn gut. Als Abwechslung und weil dafür AWT (Arbeit/Wirtschaft/Technik) ausfällt. Um die PCB (Physik/Chemie/Biologie) -Probe kamen sie aber nicht herum.
Das Vorlesen finden sie gerade jetzt, wenige Tage vor dem Schulvorlesewettbewerb gut, um zu hören, wie jemand anderer vorliest. Ihnen gefällt, dass überhaupt jemand von außen "zu uns kommt," wie Tim es formuliert.
Ansonsten gebe es an der Schule die unterschiedlichsten Leseaktionen, lässt Lehrer Meyer wissen. Wie seine Schüler verraten, ist er übrigens nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den Eltern beliebt. In Sachen Lesen sei Oberhaid gut aufgestellt und - natürlich - auch fürs FT-Schulprojekt Klartext angemeldet. Alles bestens also und Spaß gemacht hat diese Begegnung mit Oberhaider Schülern ebenso. Auch die anderen neun Vorleser sind angetan.
Neben ihnen haben sich gestern über 80 000 deutschlandweit engagiert.
Neben Emmi Zeulner stellte sich in der Region Bamberg übrigens weitere Politprominenz in den Dienst des Lesens, darunter ihr MdB-Kollege Andreas Schwarz (SPD), der im Bamberger Kindergarten St. Gisela vorlas, und Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), die in die Kita in Stegaurach gekommen war.