Am 16. März wird ein neuer Landrat gewählt. Der Fränkische Tag stellt die Bewerber um die Nachfolge von Landrat Günther Denzler am 29. Januar in Hirschaid auf den Prüfstand.
Der Kreis Bamberg bekommt in wenigen Wochen einen neuen Landrat. Kein alltägliches Ereignis. Zuletzt gelangte 1996 Günther Denzler (CSU) neu auf den Chefsessel im Landratsamt. Davor war er 30 Jahre lang - von 1966 bis 1996 - von Otto Neukum (CSU) besetzt. Nachdem Denzler die Altersgrenze für sogenannte Wahlbeamte, also auch hauptberufliche Landräte, überschritten hat, muss am 16. März nun ein Nachfolger gewählt werden. Und für das höchste Amt im Landkreis geht eine rekordverdächtige Zahl von Bewerbern ins Rennen: Sechs Parteien und Wählervereinigungen haben bereits eigene Kandidaten nominiert.
Sie alle haben zugesagt, sich bei einer vom Fränkischen Tag organisierten Podiumsdiskussion am Mittwoch, 29. Januar, um 19 Uhr in Hirschaid (Kristallsaal Neubert) der öffentlichen Debatte zu stellen.
Die Kandidaten sind - in der Reihenfolge des Abschneidens ihrer Partei bei der letzten Kreistagswahl - Johann Kalb (CSU), Heinz Jung (SPD), Bruno Kellner (FW-ÜWG), Helga Bieberstein (Grüne), Liebhard Löffler (FDP) und Richard Kaiser (ÖDP). Lediglich der Bürgerblock (BBL), der derzeit die drittstärkste Kraft im Kreistag ist und mit dem Bischberger Bürgermeister Johann Pfister den stellvertretenden Landrat stellt, hat - wie bei den vorhergehenden Wahlen - keinen eigenen Kandidaten nominiert.
Waren es bei der Landratswahl im Jahr 2002 erst drei Bewerber, traten 2008 bereits deren fünf an - und diesmal gleich sechs. Ein Zeichen auch dafür, dass in die einst feste CSU-Bastion Landratsamt in den vergangenen Jahren Bewegung gekommen ist.
Bei der vorletzten Wahl hatte sich Denzler noch mit satten 72,9 Prozent der Stimmen gegen seine beiden Mitbewerber Franz-Josef Schick (SPD/18,4 Prozent) und Helga Bieberstein (Grüne/8,7 Prozent) durchgesetzt. 2008 behauptete er sich dann mit nur noch 53,5 Prozent gegen Schick (19,1), Hans Modschiedler (ÜWG/14,2), Gerlinde Fischer (Grüne/7,5) und Wilhelm Habermann (FDP/5,7)
In diesem Jahr werden die Karten nun also neu gemischt. Mit zumeist bekannten, manchmal aber auch weniger bekannten Gesichtern. Zwar können theoretisch noch bis Donnerstag, 23. Januar, 18 Uhr, Wahlvorschläge eingereicht werden. Doch Einzelkämpfer, die jetzt noch ihren Hut in den Ring werfen wollen, müssten noch die dazu notwendigen Unterstützungsunterschriften sammeln. Nicht nötig haben das die im Kreistag vertretenen Fraktionen.
Favorit bleibt der Kandidat der CSU.
Die hat sich für den langjährigen Buttenheimer Bürgermeister Johann Kalb entschieden. Ebenso lange wie Denzler - seit 1996 - ist der heute 53-jährige Kalb Oberhaupt der Marktgemeinde im Süden des Landkreises und auch Mitglied im Kreistag.
Die SPD hat dagegen - für viele überraschend - darauf verzichtet, einen ihrer Bürgermeister gegen Kalb ins Rennen zu schicken. Jonas Merzbacher (Gundelsheim), Markus Zirkel (Hallstadt), Carsten Joneitis (Oberhaid), Max-Dieter Schneider (Ebrach) und Gerhard Ellner (Gerach) wollen in ihren Kommunen wieder Bürgermeister werden, Andreas Schwarz (Strullendorf) kandidiert zwar für den Kreistag, sieht seinen politischen Schwerpunkt inzwischen aber in Berlin. Also haben die Sozialdemokraten sich mit einem sogenannten Bürgerkonvent auf die Suche nach einem Kandidaten gemacht und sind bei dem parteilosen Hallstadter Schuldirektor Heinz Jung fündig geworden.
Der 57-Jährige ist vor allem als Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz bekannt, war aber auch zehn 10 Jahre Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Oberfranken.
Nachdem der bekannte Buttenheimer Brauer Hans Modschiedler als ÜWG-Kandidat bei der letzten Landratswahl überraschend gut abschnitt, setzen die Überparteilichen - die dieses Mal unter dem Partei-Dach der Freien Wähler (FW) antreten - auf einen amtierenden Bürgermeister. Bruno Kellner aus Rattelsdorf, der dort 2011 als Bürgermeister bestätigt wurde und sich darum am 16. März nicht zur Wahl stellen muss, will Landrat werden.
Viel Erfahrung in der Landkreispolitik bringt die Grünenkandidatin Helga Bieberstein mit. Die 51-Jährige aus dem Strullendorfer Ortsteil Amlingstadt ist Pflegedienstleiterin der Kinder- und Jugendklinik, Frauenklinik und der Palliativmedizin der Uniklinik Erlangen.
Bereits 2002 kandidierte die damalige Bezirksrätin (1994 bis 2003) für das Amt des Landrates.
Liebhard Löffler ist einer von derzeit zwei Kreisräten der FDP. Bekannter ist der 62-jährige Zahnarzt aus Trabelsdorf jedoch als Vorsitzender des Tierschutzvereins Bamberg.
Ein Einzelkämpfer im Kreistag ist dagegen seit zwei Wahlperioden Richard Kaiser. 1,8 Prozent erzielte seine ÖDP bei der Kreistagswahl vor sechs Jahren. Der 51 Jahre alte Forstamtsrat aus Pödeldorf tritt dieses Jahr erstmals als Landratskandidat an.
Auf den zukünftigen Landrat - oder die Landrätin - warten viele Herausforderungen. Wie die Bewerber ihnen begegnen wollen, soll die Podiumsdiskussion am 29. Januar herausfinden helfen. Spannende Themen gibt es viele - als Beispiel genannt seien nur: Energiewende/Windkraft, ärztliche Versorgung/Kliniken, Verkehr/ICE, Landkreisfinanzen und -entwicklung.
Anmeldung Platzbestellungen bitte über
www.infranken.de/landratsdebatte