Die Baustelle am Münchner Ring in Bamberg geht bis ins übernächste Jahr. Viele fragen sich, warum die Arbeiten so lange dauern. Doch die schwer gealterte Brücke stellt das Staatliche Bauamt vor Herausforderungen. Eigentlich wäre ein Neubau fällig.
Wer über die Hainbrücke des Münchner Rings fährt, bekommt nicht mit, was unten im Bauwerk vor sich geht - und wie komplex die derzeit laufende Instandsetzung ist. Manch Autofahrer ärgert, dass es durch die Baustelle zu Behinderungen in den Stoßzeiten kommen kann und von oben wirkt es manchmal so, als ob wenig passiert. Doch die Arbeiten finden hauptsächlich im Inneren der Brücke statt, das Bauwerk ist in mehrfacher Hinsicht sensibel.
Denn die Anfang der 1970er Jahre gebaute Brücke hat keine große Zukunft mehr. Im Winter dringt durch ein Leck mit Salz vermischtes Wasser in den Hohlkasten unter der Fahrbahn ein. Und auch die Konstruktion am Brückenübergang ist undicht und bietet dem aggressiven Gemisch ein gefundenes Fressen. "Wenn Salzwasser auf Beton trifft, ist das tödlich", erklärt Ute Becker, Leiterin der Abteilung Konstruktiver Ingenieurbau beim Staatlichen Bauamt. Das Material bröckelt, das Wasser greift die Eisenbewehrungen der Spannbetonbrücke an.
Staatliches Bauamt Bamberg betreut allein 240 Brücken im Landkreis
Brücken - das sind an sich keine einfachen Bauwerke. Sie stellen statische Herausforderungen dar. Auch durch die permanente Verkehrsbelastung, vor allem durch Lkw. Das Staatliche Bauamt betreut allein in Bamberg neun Brücken, im Landkreis gar 240. Der Entsorgungs- und Baubetrieb der Stadt unterhält noch einmal über 50 Stück - große Bauwerke wie die Brücken über den Kanal oder kleine wie den Walkspundsteg, der Fußgänger vom Mühlwörth zur Stengelallee in den Hain bringt. Auch dieser wird nun für zwei Wochen gesperrt und repariert. Die Stadt muss immer wieder auch solche kleineren Sanierungen vornehmen. Die Kosten bewegen sich im mittleren fünf- bis unteren sechsstelligen Bereich jährlich. Neubauprojekte stehen laut Claus Reinhardt, Sprecher des städtischen Baureferats, nicht an. Seit Jahren vorgesehen ist der Neubau der Franz-Fischer-Brücke in Bug, der aber immer wieder verschoben wird.
Ein Neubau der Hainbrücke ist noch nicht geplant, doch schon nach der Hauptprüfung des Bauwerks 2013 war klar: Es muss etwas daran getan werden. Statische Neuberechnungen ergaben, dass die Brücke nicht für künftige Verkehrsbelastungen gewappnet ist. Ein Neubau kommt laut Staatlichem Bauamt aber derzeit nicht infrage. Das hat auch mit dem bereits erwähnten Hohlkasten unter der 228 Meter langen und 22,5 Meter breiten Brücke zu tun: Dort verlaufen Leitungen der Stadtwerke - Wasser, Abwasser, Gas, Strom - ohne Weiteres lässt sich die Brücke nicht abreißen. Für den Verkehr würde das einen extremen Einschnitt bedeuten. Ein Neubau würde grob geschätzt mit zehn Millionen ins Kontor schlagen, hinzu käme möglicherweise noch ein Millionen-Projekt für die Stadtwerke. Denn die Leitungen und Rohre im Hohlkasten der Brücke dienen der Versorgung von Bamberg-West und Stegaurach.
Millionen-Projekte stehen in ein paar Jahren an
Bei einem Neubau steht die Verlegung der Leitungen unter die Regnitz im Raum. Solche Überlegungen betreffen nicht nur die Hainbrücke, auch für zwei Brücken weiter im Westen (Georg-Mulde-Brücke) und Osten (Heinrichsbrücke) stellen sich ähnliche Herausforderungen. Alle sind Anfang der 1970er Jahre entstanden, auch dort verlaufen Versorgungsleitungen. "Eine Verlegung wäre verbunden mit einem erheblichen Aufwand", erklärt Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg.
Neue Wege bei der Reparatur
Noch ist aber Zeit. Nach der jetzt laufenden Reparatur soll die Hainbrücke weitere knapp 20 Jahre halten. Dazu wird aktuell die hintere Kammerwand am Brückenübergang mit Hochdruckwasserstrahlen abgerissen - ein Höllenlärm. Das ist laut Ute Becker die beste Möglichkeit, die Wand schonend abzutragen, um die Eisenbewehrungen erhalten zu können.
Nicht nur hierbei geht das Staatliche Bauamt Bamberg selten beschrittene Wege - auch in Sachen Rostschutz greift die Behörde auf ein Verfahren zurück, das sie bislang nicht angewandt hat: den kathodischen Korrosionsschutz. Dazu wird permanent Gleichstrom auf die Metallbewehrungen geleitet - die Zersetzung wird unterbunden. "Wir frieren den Zustand ein", erklärt Becker.
1300 Dübel werden gesetzt
Diese Arbeiten finden im Hohlkasten unter der Fahrbahn statt. Eng geht es darin zu, erklärt Projektleiter Jonathan Hofmann. Die Stadtwerke-Leitungen verlaufen in knapp 80 Zentimetern Höhe. Darunter müssen die Ausbesserungen gemacht und der Korrosionsschutz gelegt werden. Viel Platz für Bewegung ist nicht. Das erklärt wohl auch, warum die Baustelle zwei Jahre dauert. Bestimmte Arbeiten ließen sich nicht beschleunigen, sagt Becker.
Bevor es in den Hohlkasten geht, werden ab nächster Woche 90 Zentimeter lange Schubdübel durch die Fahrbahn gejagt. Insgesamt 1300 Stück werden benötigt. Außerdem sollen Hohlkörper, die bisher in der Konstruktion vorhanden waren, mit Beton verfüllt werden. Das alles ist Teil der 3,8 Millionen Euro teuren Stabilisierung einer bald abbruchreifen Brücke.
Toll, ein Bauwerk mit einer Lebensdauer von gerade 50 Jahren.
Was für ein gewaltiger Energieverbrauch für die Errichtung, den Abriss und die Neuerrichtung.
Nachhaltigkeit geht anders.
ja sind wir doch mal froh über 50 jahre lebensdauer, wenn wir die brücke heute neu bauen würden, müssten wir wohl froh sein, wenn sie 10 jahre hält,
50 Jahre sind ein billiger Witz.
100 Jahre sollten es schon sein.
Oder vielleicht beim Neubau etwas kleinere Brötchen backen und dafür nachhaltiger wirtschaften.
Vierspurig muss es nicht sein. Die Zeichen der Zeit lesen.
Die Hainbrücke war schon beim Bau sehr umstritten.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/ingenieurkunst-bruecken-die-noch-lange-halten/6366364.html
2000 Jahre geht auch, schau mal da nach Frankreich...
https://de.wikipedia.org/wiki/Pont_du_Gard