Bamberger Gewerbepark: Schulterschluss für Ratsbegehren

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Was geschieht in Zukunft auf dem früheren Muna-Gelände? Am 18. November sollen die Bürger entscheiden. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Was geschieht in Zukunft auf dem früheren Muna-Gelände? Am 18. November sollen die Bürger entscheiden. Foto: Ronald Rinklef/Archiv

Die Fraktionen von CSU, SPD, BA und BBB stellen ihren Gegenentwurf zum Begehren der Bürgerinitiative "Für den Hauptsmoorwald" vor.

Dass Helmut Müller (CSU), Klaus Stieringer (SPD), Norbert Tscherner (BBB) und Ursula Redler (BA) mit nahezu einer Zunge sprechen, kommt gewiss nicht alle Tage vor. Laut Müller geschieht dies an diesem Freitagnachmittag "aus der Verantwortung für unsere Stadt heraus". Die Entscheidung, dem Bürgerbegehren gegen den Gewerbepark Geisfelder Straße, ein Ratsbegehren entgegenzusetzen, geht "vom Stadtrat aus, wir sind uns einig bis auf die Grünen", sagt Redler. Der Entwurf sieht vor, den bisherigen Bebauungsplan "zu überarbeiten und fortzuführen". Der Hauptsmoorwald solle wie bisher als Naherholungsgebiet genutzt werden können, lediglich auf einem Teil des ehemaligen Muna-Geländes ein "grüner Gewerbepark" entstehen, insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen.

"Das wichtigste Thema der Zukunft wird sein, Gewerbesteuern zu generieren", sagt Stieringer. Es gebe viele Handlungsgebiete, von der Kinderbetreuung bis zum Bahnausbau. "Wir sind uns einig und wollen eine historische Fehlentscheidung verhindern", ergänzt Müller. Er betont, dass sich die Grundlagen durch den neuen Polizeistandort völlig geändert hätten. "Es geht auf dem Muna-Gelände nicht um wertvollen Wald, sondern um Schienen, Altlasten, Bunker und dazwischen Stangenwald. Das Ganze ist eingezäunt und für die Bevölkerung ohnehin unzugänglich."

Kommt es zum Entscheid?

"Bamberg ist bei der Gebietsreform 72 schlecht weggekommen", führt Tscherner aus. "Es wäre nun gut für die Stadt, die Gewerbesteuereinnahmen und das Wohl der Bürger, wenn das so klappen würde."

Redler betont, dass "der Hauptsmoorwald so bleibt, wie wir ihn kennen". Es sei Aufgabe der gewählten Volksvertreter, den Interessenausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie zu schaffen. "Wir brauchen schlichtweg Geld, die aktuellen Gewerbesteuereinnahmen reichen nicht mehr aus." Auf dem Muna-Gelände gebe es laut Gutachten keine Tiere oder Pflanzen, die man nicht umsiedeln könne. Redler wie auch die anderen Fraktionsvertreter betonen, dass sie auch zum derzeitigen Stand noch zu Gesprächen mit der Bürgerinitiative bereit seien - auch um den 60 000 Euro teuren Rats- und Bürgerentscheid noch zu verhindern.

Die Bürgerinitiative "Für den Hauptsmoorwald" sieht hingegen keine Gesprächsbasis, solange am Bebauungsplan 429 festgehalten werde. "Ich sehe im Entwurf ein Angebot an die Bürgerinnen und Bürger Bambergs, die Katze im Sack zu kaufen", sagt Volker Braun im Namen der Bürgerinitiative. Der vorliegende Bebauungsplan lasse auch weiterhin große Logistikunternehmen zu, auch wenn das durch Absichtserklärungen relativiert werde. Stieringer betont hingegen, dass die Stadt Bamberg als Grundstückseigentümerin auch bestimmte Kriterien an Kaufverträge knüpfen könne. "Was wir versprechen, das können wir auch durchsetzen", sagt Müller.

"Hochemotionalisierte Debatte"

"Dass der Bebauungsplan ,überarbeitet' werden soll, ist für mich die große Unbekannte", sagt Braun. "Wir wollen weiterhin, dass der Bebauungsplan gestoppt wird, damit man von Anfang an noch einmal neu überlegen kann." Der Inititiative gehe es auch um den Klimaschutz, "der macht nicht vor irgendwelchen Zäunen halt". Braun zweifelt grundsätzlich die Notwendigkeit so großer Gewerbeflächen in Bamberg an.

Außerdem zeige die Entwicklung um den Polizeistandort, dass "es immer auch noch andere Möglichkeiten gibt, sobald der politische Wille da ist".

Für Stieringer bietet hingegen das frühere Muna-Gelände "die einzige Möglichkeit, ein Gewerbegebiet zu entwickeln". In die "hochemotionalisierte Debatte" müsse Sachlichkeit einkehren. Es seien nach Abzug der Polizeifläche und des Gebiets nördlich der Geisfelder Straße nun noch 46,5 Hektar zu roden, das seien 1,5 Prozent des Hauptsmoorwaldes. "Wir wissen, dass da auch Bäume stehen. Aber einen Tod müssen wir sterben", sagt Stieringer.