Vor dem Landgericht sagten Nachbarn des früheren Bordellbetriebs aus. Und ein Kripo-Beamter gab einen Überblick über die hiesige Rotlicht-Geschichte.
Sieben Angeklagte müssen sich seit dem 26. Februar vor dem Landgericht
Bamberg wegen schwerer Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung und diverser anderer Delikte vor dem Landgericht verantworten. An diesem Verhandlungstag ging es zunächst hauptsächlich um den Brandanschlag auf einen konkurrierenden Bordellbetrieb.
Ein Polizist, der als einer der Ersten am Tatort war, erzählt der Großen Strafkammer, wie er die Wohnungen in Windeseile durchforstete, um weitere Nachbarn auf das Feuer hinzuweisen. Wie Stadtbrandrat Matthias Moyano als Zeuge mitteilt, war bei der Feuerwehr um 22.38 Uhr die Einsatzmeldung "Im Hintergebäude, im Puff brennt es lichterloh, es wurde eingebrochen eingegangen, um 23.02 Uhr konnte "Feuer unter Kontrolle" gemeldet werden. Doch dazwischen spielten sich durchaus dramatische Szenen ab.
Prostituierte und Nachbarn flüchteten sich zum Teil spärlich bekleidet in die kalte Winternacht, im Treppenhaus entwickelte sich dichter schwarzer Rauch, durch den selbst der Taschenlampenschein des Polizeibeamten nicht mehr zu dringen vermochte. "Ich habe zunächst gedacht, dass es wieder ein Stinkbombenangriff ist", sagt der Zeuge, der das Feuer entdeckte und die Polizei alarmierte. "Ich war alleine und es war kalt, mein Freund war weit weg und alles was ich hatte, war noch oben", schildert eine andere Zeugin ihre Erlebnisse. "Der Raum war im Vollbrand", sagt Moyano und erklärt die enorme Rauchentwicklung: "Wenn 10 Kilo Holz verbrennen, entstehen bereits 12 000 Kubikmeter Rauchgas."
Brandermittler Hans Zwicknagel vom Landeskriminalamt fand ein komplett ausgebranntes Zimmer, aber auch Benzinspuren vor. Einer der Täter habe in dem Zimmer wohl Ottokraftstoff ausgeschüttet oder verschüttet und in Brand gesetzt. Noch im Flur habe sich so starke Hitze entwickelt, dass Bilderrahmen schmolzen. "Das Erdgeschoss hätte ausbrennen können", sagt Zwicknagel. Mehrfach wird im Gerichtssaal das Überwachungsvideo gezeigt, das vermummte Männer zeigen, die alles umstoßen und durcheinanderwerfen. Zwei gehen in das nicht mehr von der Kamera Zimmer und kurz darauf erkennt man Feuer.
Nach der Pause sagt ein Kripo-Beamter aus, der über Jahrzehnte den Bereich Rotlicht bearbeitete. Er gibt einen Abriss über die Bamberger Bordellgeschichte, vom ersten Etablissement vor 40 Jahren, das bis heute besteht, die anderen Etablierten und manche Neuankömmlinge. Ab 2000 gab es die ersten Buttersäure-Anschläge, vor allem auf neu entstandene "Modell-Wohnungen". "Wenn die Buttersäure richtig in die Wohnung eingebracht wurde, ist sie für ein halbes Jahr nicht mehr zu gebrauchen", sagt der Kripo-Experte. Als 2010/11 viele dieser Wohnungen aus baurechtlichen Gründen geschlossen werden, nahm auch die Zahl der Anschläge wieder deutlich ab. Bis 2016, als der Konkurrenzkampf in einer zuvor nicht dagewesenen Form eskalierte. Trotz seines Insider-Wissens räumt der Polizist ein: "Es war immer schwierig, ins Milieu hineinzuschauen." So bleibe es das große Geheimnis, wie viel die Prostituierten neben der Miete noch von ihrem Lohn abgeben.
Zum Ende der Verhandlung muss Peter U., der einst in die Fußstapfen des Hauptangeklagten Winfried E. treten sollte, noch die Fragen von dessen Verteidiger Stefan Tierel beantworten. U. berichtet unter anderem, dass er sich vor Freunden als "Chef des Bamberger Nachtlebens" brüstete, aus Geldmangel mit Rauschgiftgeschäften anfing und E.s Jaguar für 27 000 Euro auf Raten gekauft habe. Wieviel davon jedoch noch offen ist, will er nicht wissen. Gegen E. habe er vor allem aus einem Grund ausgesagt: "Ich wollte mich von der Szene lösen." Die Verhandlung wird am 17. Mai um 9 Uhr fortgesetzt.