Erneut verübten unbekannte Täter einen Einbruch in ein Bamberger Juweliergeschäft. Gleich neben der Oberen Brücke hebelten sie die Fensterscheibe eines Ladens aus und erbeuteten Schmuck im Wert von rund 350.000 Euro. Gibt es einen Zusammenhang mit einem ähnlichen Verbrechen im Oktober?
Die Angst geht um in Bamberger Juwelierkreisen: Nur wenige Wochen nach dem spektakulären Einbruch in einem Schmuckgeschäft in der Hauptwachstraße erschüttert ein zweiter Vorfall die Branche.
Auch dieses Mal handelt es sich um einen Laden in bester Geschäftslage, der von den Dieben im Schutze der Dunkelheit heimgesucht wurde - das traditionsreiche Schmuckhaus Erhardt am Geyerswörthplatz 1 neben der Oberen Brücke. Wie bereits im Oktober sind die Täter schnell und mit hoher Professionalität vorgegangen.
Nach den Erkenntnissen der Polizei kamen sie in den frühen Morgenstunden des Montag gegen 3.45 Uhr. Um sich Zugang zu dem Laden zu verschaffen, hebelten sie die Panzerglasscheibe als Ganzes aus dem Rahmen, was große Krafteinwirkung, aber auch die Zusammenarbeit mehrerer Personen voraussetzt. "Die Scheibe ist sehr schwer. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Tat von mindestens zwei Einbrechern verübt worden ist", stellt Sabine Michalke von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Oberfranken, fest. Den Verdacht, dass die Täter die Alarmanlage überlistet haben, konnte die Polizei nicht bestätigen. Der Ausbau der Fensterscheibe löste ein Warnsignal aus, das auch an die Polizei weitergeleitet wurde, was den Einbruch jedoch nicht verhindern konnte. Als die Beamten Minuten später am Tatort eintrafen, fehlte von den Tätern bereits jede Spur.
Empfindliche Verluste und Beschädigung am Haus Wer die Diebe waren und ob es Zusammenhänge mit dem Raub am Wochenende des 14. Oktober 2012 gibt - darüber konnte die Polizei am Montag keine Aussagen treffen. Auch Spuren der Verwüstung haben die Täter im Laden nicht hinterlassen. Nachdem sie die Scheibe entfernt hatten, rafften sie in Sekundenschnelle den Schmuck einer Auslage zusammen - ausschließlich wertvolles Geschmeide mit Gold und Brillanten im Verkaufswert von rund 350.000 Euro, wie Ladeninhaber Karl Erhardt schätzt. Der 80-jährige Bamberger, der über seinem Geschäft wohnt und sagt, selbst nichts von dem Einbruch bemerkt zu haben, nahm das Verbrechen mit Fassung auf - trotz der empfindlichen Verluste und der Beschädigung am Haus. Erhard verwies auf den brutalen Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft, der im Oktober 2012 in Wuppertal ein Todesopfer gefordert hatte. Im Vergleich dazu ist der Diebstahl glimpflich abgegangen. Erhardt hofft auch, dass die Versicherung ihm den Schaden ersetzt.
Ganz so gelassen wie der Schmuckhändler am Geyerswörthplatz sind seine Kollegen längst nicht mehr. Vor allem die Häufung von Diebstählen in Bamberg bereitet ihnen Sorge: "Die Angst ist immer da - und sie wächst mit jedem Einbruch", sagt die Inhaberin eines in der Innenstadt beheimateten Juweliergeschäftes. Die Frau will aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden, bestätigt aber, dass sie wie andere Kollegen auch die Sicherheitsvorkehrungen verschärft hat.
Auch Stefan Stahl, in Coburg ansässiger Obermeister der oberfränkischen Juwelierinnung sieht mir Sorge, dass sich "zwei derart krasse Fälle" in so kurzer Zeit in Bamberg ereignet haben. "Das drängt den Verdacht auf, dass es sich um ein regionales Problem handelt."
Die Kehrseite des Edelmetallbooms Doch auch anderswo häufen sich die Einbrüche in Schmuckläden. Mehr Risiko für Juweliere - das ist die Kehrseite des Edelmetallbooms. Er macht Gold für Anleger, aber auch für Kriminelle attraktiv. Schon in kleinen Taschen können Goldschätze im Wert von mehreren hunderttausend Euro verschwinden. Die Chancen, gestohlenen Schmuck wiederzufinden, sind gering, wissen Experten. Zu leicht ist es, Gold einzuschmelzen.
Wie kann man sich gegen Schmuckdiebstahl wappnen? Absolute Sicherheit gibt es nicht, weiß auch der Obermeister. Doch man kann Schwächen minimieren. Sein Rat an die Kollegen, aber auch Schmuckbesitzer: "Versicherungen überprüfen, Alarmanlagen checken, besonders wertvolle Stücke im Tresor deponieren."
Hinweise, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen dem Einbruch im Oktober und der aktuellen Tat geben könnte, hat die Polizei nicht. "Wir ermitteln noch", beantwortet Sabine Michalke unsere Frage, ob die Beamten vielleicht eine heiße Spur verfolgen. Der Diebstahl in einem türkischen Juweliergeschäft hatte im Oktober für landesweite Schlagzeilen gesorgt, weil der Wert des geraubten und laut Besitzers nicht versicherten Schmucks mit einer Million Euro beziffert worden war. Auch der Weg der Einbrecher zum Tatort warf Rätsel auf. Um durch ein verborgenes Dachfenster in den Laden zu gelangen, mussten sie eine verschlungene Strecke durch das Rathaus Maxplatz zurücklegen.
Kripo sucht Zeugen Zur Aufklärung des Verbrechens sucht die Kriminalpolizei Bamberg Zeugen, die am Montagmorgen gegen 3.45 Uhr verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben ( Telefon 0951/9129-491).