Lemmy Kilmister und seine Band Motörhead sind ein langsam verblassender Mythos. Das machte ihr Auftritt beim Bamberger "Santa Rock Festival" in der Stechert-Arena überdeutlich.
Da hatte eins einen Schlag ins Gesicht - oder sagen wir dem Anlass angemessen besser: die Fresse - der bürgerlichen Kultur erwartet und ging enttäuscht nach Hause: Das sollen die bösen Jungs des Rock gewesen sein? Diese Unterhaltungsprofis in einer perfekt geölten Eskapismus-Maschinerie der primitiveren Art?
Irgendwie hat es der bald 67-jährige Lemmy Kilmister, ein Rock-'n'-Roll-Tier erster Güte, mit seiner Band Motörhead geschafft, das Außenseiter- und Rebellen-Image nicht nur zu kultivieren, sondern auch zu behalten. Kilmister lebt längst einigermaßen bürgerlich in Los Angeles, und konsumierte er so viel Amphetamine und Alkohol, wie ihm nachgesagt wird, stünde er nicht so viel gerade auch auf deutschen Bühnen.
So auch beim Santa Rock Festival am Samstag in Bamberg, wo Motörhead als unbestrittener Headliner fungierte. Ob Motörhead überhaupt Heavy Metal spielt, ist keinesfalls geklärt, rekurriert die Band doch gelegentlich auf Blues- und eben Rock-'n'-Roll-Muster. Nicht zufällig erlebte die Band ihre größte Zeit um 1980 herum, als auch Punk blühte. Ihre superschnelle und harte Musik war für Kutten- und Badget-Jacken-Träger gleichermaßen attraktiv. Dazu kam das proletarische Outcast-Image Kilmisters, der als Identifikationsfigur und eine Art Working Class Hero taugte und taugt.
Hoch ritualisiert Motörhead-Auftritte sind hoch ritualisierte Ereignisse - mit leichten Variationen. "We are fuckin' Motörhead and we play Rock 'n' Roll" sagte Bassist und Bandleader Lemmy diesmal erst zu Beginn der Zugabe, nachdem er seinen Auftritt mit einem artigen deutschen "Guten Abend" eingeleitet hatte. Die Musik - ein Euphemismus? - ist seit Jahrzehnten im Grunde unverändert. Über einem simplen Akkord-Gerüst lärmt eine wahnsinnige Gitarre (Phil Campbell) alternierend mit Riffs und Soli, ein Schlagzeug mit zwei Basstrommeln drückt einem die Bauchdecke ein, und dazu kommt: Lemmy. Der, immer im schwarzen Hemd und mit Hut, spielt einen völlig übersteuerten, dröhnenden Bass, der die zweite Gitarre substituiert, und krächzt unverständliche Texte ins Mikro. Einmal war "damage" zu hören und einige Male waren die Ansagen einigermaßen identifizierbar ("Rocket"), wenn man die Ohrstöpsel zwischendrin ein wenig lüpfte.
Denn ohne akustischen Schutz empfiehlt sich der Besuch eines Motörhead-Konzerts nicht. Es sollen in diesem Inferno schon über 140 Dezibel gemessen worden sein; das ist in etwa das Geräusch eines startenden Düsenflugzeugs. Die Stechert-Arena mit ihrer bekannt miserablen Akustik verschlimmerte den Höreindruck noch. Zudem bediente der Gitarrist bei Soli gern das Wah-Wah-Pedal und streute so den Zucker über den Soundbrei, der von Marshall-Verstärker-Gebirgen erzeugt wurde.
Aber kommt es auf klaren Klang bei einem Motörhead-Konzert überhaupt an? Auf etlichen Jacken und T-Shirts stand "Everything louder than everything else", so den Titel eines Live-Albums der Gruppe zitierend, oder das programmatische "Mit harten Schnäpsen torpedieren wir das Gehirn. Evolution kann auch rückwärts funktionieren". Das Publikum, überwiegend 30- bis 50-jährige Männer, sieht zwar teilweise recht wild aus, ist aber ganz lieb. Hält sich da ein junges Pärchen nicht weltvergessen in den Armen? Es wird doch nicht die Feuerzeuge leuchten lassen? Nein, erst wird noch ein Erinnerungsfoto fürs Familienalbum geschossen. Motörhead oder Schwermetall, das heißt sich zudröhnen und mit dem Kopf wackeln und am Montag wieder auf die Arbeit gehen und kapitalistische Zumutungen ertragen. Alle sind brav. Ganz vorne reicht man sich menschliche Körper ("Crowd surfing"). Bedröhnt ist eigentlich keiner. Da waren wir mit 16 bei Hippiebands schon weitaus entschlossenere Multitoxikomanen.
Während man noch über die Semiotik des Satansgrußes mit zwei Fingern grübelt, drängt sich ein martialisch aussehender Geselle mit der Beschriftung "Mee Büffel Franken" vorbei. Ganz höflich, wie es sich bei den Metal-Fans überhaupt um honorige Leute handelt, die sich schneller entschuldigen als das aus dem Konzertsaal drängende Symphoniker-Publikum.
Nach einer Dreiviertelstunde war bereits Schluss, gottlob. Der kaum variierte Lärmbrei ging doch gewaltig auf die Nerven. Bewundernswert war die Fitness des Schlagzeugers Mikkey Dee, der wirklich unbarmherzig auf Tomtoms und Bass Drums prügelte und trat. Eine Zugabe und Ende. Vielleicht war der Band das Publikum zu matt, das trotz wiederholter Bamberg-Lobpreisungen und Aufforderungen mitzutun zumal auf den Rängen nicht die rechte Begeisterung zeigte. Immerhin hatte jeder mindestens 50 Euro hingeblättert. Am Ausgang steht einer, der "Have fun, but use your head" auf dem Rücken stehen hat. Das ist konsensfähig.
FT schämt euch !!! Ich war dabei!!! Der Artikelschreiber auch???
Veranstaltungskritiken sollte nur derjenige schreiben, der sich mit der Materie auskennt.
Euer Artikelschreiber „Langeweiler mit 120 Dezibel“ kennt sich definitiv überhaupt nicht mit Heavy-Metal und schon gar nicht mit Motörhead aus. Außerdem scheinen ihm auch einige Wahrnehmungsfehler unterlaufen zu sein. Der traditionelle „We Are Motörhead…“ -Spruch kam gleich zu Beginn, dann noch mal bei der Zugabe. Das Konzert dauerte nicht 45min sondern 65min. Wer von „Soundbrei“ schreibt kennt Motörhead nicht, denn so hören sich halt die Songs der Band an und das schon immer, und das liegt eben an der Tatsache, dass Lemmy den Bass nicht klassisch sondern wie eine Lead-Gitarre spielt. Der Sound war bei dieser Laustärke glasklar, zumindest wenn man sich wie ich zentral 10m von der Bühne entfernt aufhält.
Alles in allem war das Konzert (für Kenner der Band) makellos. Allerdings hätten ruhig noch ein paar Songs kommen können. Aber auch hierfür ist Lemmy bekannt, der schon mal eine Show etwas kürzer ausfallen lässt. Motörhead ist und bleibt Kult!
Außerdem ist das Zeichen mit der Faust und den zwei ausgestreckten Fingern kein „Satansgruß“, was für ein Blödsinn!!! Schon mal was von Ronnie James Dio gehört?
Meine Bitte an den FT: schickt doch bitte zukünftig nur noch Fachpersonal zu solchen Veranstaltungen oder verschwendet den Platz in der Zeitung nicht mit solcher Schrottkritik!!!
bei diesem Konzert nicht dabei, stimme aber mit der Kritik an diesem haarsträubenden Bericht überein. Wenn ich keine Ahnung habe - einfach mal die ... halten! Und wenn ich mit dieser Art der Musik nichts anzufangen weiß, bleib ich lieber daheim und zieh mir die Kastelruhter Spatzen rein, statt mit irgendwelchen Fremdwörtern um mich zu schmeißen, nur um mein Unvermögen zu übertünchen. Hier wurde mal wieder eine journalistische Meisterleistung im, mittlerweile leider typischen Stil des Fränkischen Tags, abgeliefert, die keiner weiteren Worte bedarf. Traurig, traurig, dass es immer noch Leser gibt, die für so etwas zukünftig auch weiterhin bezahlen werden.
Selten so einen schwachen Bericht gelesen, Der Sond hieß Rock It und nicht Rocket!!! Wenn er schon von Crowdsurfen spricht, soll er es bitte richtig schreiben. Nicht Croud geschrieben, Du Provinzkasper!
Manchmal fehlen einem nur die Worte was sich manch Schreiberling einbildet!
Ich hatte mit seit langer Zeit endlich den Wunsch erfüllt Motörhead das erste Mal live zu erleben. Hat leider vorher nie geklappt. Also los, Karte zu 50 €uronen kaufen und 250 km nach Bamberg fahren. Das war es mir einfach wert. Die Vorfreude war groß. Umso ernüchternder war dann der Eindruck von der Organisation in der Stechert-Arena. Unmotivierte Security's, dadurch zugestellte Rettungswege, dadurch teilweise versperrte Sicht zu der Bühne. Reaktion der Security's: "Soll ich da alle fünf Minuten nach den Rettungswegen sehen?" Antwort: "Ja, Kollege dafür wirst Du bezahlt und wir würden für bezahlte 50 € endlich was sehen"! Soviel hierzu!
Der musikalische Teil der Veranstaltung hatte ein großes Highlight und das ohne Wenn und Aber. Bembers und die Masserfaggers versprühten metallischen Lokalcharme und waren richtig gut. Dafür einen Riesendaumen hoch! Edguy hatte ich bereits dreimal als Vorband, die waren aber diesesmal gut ausgesteuert und zumindest was die Spieldauer anbelangte Herr im Ring. Und nun der langerwartete Auftritt von Motörhead. Eröffnung wie Donnerhall (zumindest für den, der es vorher noch nie erleben durfte!), Folge von wenigen Liedern, Unterbrechung, Gitarrensolo, wenige Lieder, Drumsolo und Atempause, Zugabe und Ende. Und das in etwas mehr als 50 Minuten! Das ist wirklich Beschiss am zahlenden Volk! Bei aller FANSCHAFT!
....und Kritk darf man äußern!
... das ist jedem schon einmal aufgefallen und traurig sind diese immer wieder kehrenden redaktionellen Fehltritte allemal. Eventuell sollte man hierzu einfach jemanden einstellen der zu einem Konzert geht weil er will und nicht nur, weil es gratis ist wenn man einen Artikel hierüber verfasst ...
Zudem haben an diesem Abend ja auch noch einige andere Bands in der Arena gespielt, die irgendwie gar nicht erwähnt werden ....
Nichtsdestotrotz hat der Autor ja in gewisser Weise recht. Motörhead-Konzerte sind seit 30 jahren immer dasselbe, was imho wenig aufregend ist und ich werde nie verstehen, warum so viele Leute so viel Geld dafür bezahlen.
Zwingend verbesserungswürdig bleibt das redaktionelle Verhalten in diesem Bereich jedoch trotzdem.