Sandkerwa: "Und wenn sie trotzdem feiern?"

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Auch nach der Absage der Sandkirchweih rechnet die Polizei mit Besucherandrang am letzten Augustwochenende. Bilder von der "Feiermeile Markusbrücke" wird es dennoch nicht geben. 2017 soll hier ganz normal Verkehr fließen. Foto: Ronald Rinklef
Auch nach der Absage der Sandkirchweih rechnet die Polizei mit Besucherandrang am letzten Augustwochenende. Bilder von der "Feiermeile Markusbrücke" wird es dennoch nicht geben. 2017 soll hier ganz normal Verkehr fließen.  Foto: Ronald Rinklef

Die Absage der Sandkerwa 2017 ist endgültig, auch Ersatzveranstaltungen soll es keine geben. Dennoch warnt die Polizei vor einer "Kerwa durch die Hintertür"

"Die Sandkerwa ist abgesagt, aber was tun wir, wenn sie trotzdem feiern?" Es war FDP-Stadtrat Martin Pöhner, der am Ende einer langen Debatte im Spiegelsaal der Harmonie eine Frage formulierte, die manchem schon länger im Kopf herumspukte.

Hört man Pöhner, sollte die Stadt die Initiative ergreifen und eine Ersatzveranstaltung organisieren. Dabei ging es ihm wohlweislich nicht um eine kommunale Konkurrenz. Etwas anderes treibt ihn um: Was passiert, wenn trotz der Absage Massen in den Sand pilgern - ohne Sicherheitsvorkehrungen und Toiletten und mit möglicherweise nur schwer zu beherrschenden Folgen für die öffentliche Ordnung?

Die Frage nach dem Kerwa-Vakuum stand seit der Absage am 3. Mai im Raum. Sie mag OB Andreas Starke (SPD) dazu bewogen haben, anfangs tatsächlich eine Ersatzveranstaltung ins Kalkül gezogen zu haben. Mittlerweile ist das vom Tisch. Wegen des klaren Neins aus dem Bürgerverein, aber auch, um eine unmissverständliche Botschaft an die Besucher zu senden, hat die Stadt entschieden: Weder eine Ersatzkerwa noch ein Altstadtfest soll es geben.

Der klare Schnitt im Rathaus ist nachvollziehbar, aber was ist mit einer "wilden Kerwa" oder spontan sich bildenden Ersatz-Festen? Kann man feierfreudige Menschen in großer Zahl davon abhalten, ins Sandgebiet zu gehen und dort auf eigene Faust Party zu machen? Ralf Haupt, Bamberger Ordnungsreferent, verneint das. Glaubt man ihm, gibt es auch Ende August 2017 in Bamberg kein Gute-Laune-Verbot. Auch am ursprünglichen Kerwa-Wochenende sei erlaubt, was die Leute an jedem Wochenende im Sand machen. Sich treffen, Gaststätten und Freischankflächen aufsuchen, Bier und anderes trinken. Auch Privatpartys können im üblichen Rahmen stattfinden, sofern sie nicht die Rechte anderer beeinträchtigen.

Doch dabei bleibt es auch. Ausschankgenehmigungen außerhalb der üblichen Gaststättenlizenzen, die die Stadt sonst unter dem Dach der Sandkerwa großzügig genehmigte, haben nach dem Stadtratsbeschluss keine Chance mehr, stellt Haupt klar. Ein entsprechendes Gesuch für Live-Musik und Ausschank im Innenhof von Schloss Geyerswörth zur fraglichen Zeit hat das Ordnungsamt bereits abgelehnt.

Auch die Bamberger Polizei warnt davor, den Absagebeschluss durch großzügige Ausnahmegenehmigungen zu konterkarieren und auf diesem Weg eine "Sandkerwa durch die Hintertür" zuzulassen. "Dann bekommen wir unter Umständen Sicherheitsbaustellen, die wir bei einer zentralen Veranstaltung nicht hätten", fürchtet Erich Günther. Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt kann aus heutiger Sicht nicht ausschließen, dass es Ende August doch zu einem Massenansturm auf das Sandgebiet kommt. Die Polizei werde die Situation deshalb im Auge behalten und bei Bedarf entsprechend reagieren.


Schwer einzuschätzen

In der Tat scheint schwer abzuschätzen, was in genau drei Monaten im Sandgebiet passieren wird - im ersten nach 66 Kerwa-Jahren. Kommt es zu einer "Jetzt -erst-recht-Stimmung" begeisterter Fans oder läuft alles im üblichen Rahmen ab? Man muss wissen, dass die Partymeile ohne großräumige Straßensperren kaum denkbar ist. Nächtliche Gelage mit selbst mitgebrachtem Bier und Schnaps wie etwa auf der Markusbrücke erscheinen 2017 deshalb unwahrscheinlich. Auch haben die Behörden durchaus Möglichkeiten, gegen überbordenden Alkoholkonsum vorzugehen. So gehören die Obere Sandstraße bis zur Markusbrücke, die Untere Brücke, die Kasernstraße, die Ringleinsgasse und der Kranen zum Geltungsbereich einer Sondernutzungssatzung. Sie verbietet das Trinken von Alkohol außerhalb zugelassener Freischankflächen. Wer sich nicht dran hält, muss mit Bußgeld rechnen.

Zumindest die Wirte im Sand wollen am "Wochenende ohne Kerwa" kein Öl ins Feuer gießen. "Es ist nicht geplant, mit einer gemeinsamen Veranstaltung Werbung zu treiben und Besucher anzuziehen. Jeder macht sein eigenes Programm. Es wird ein gut besuchtes Wochenende, aber ich glaube nicht, dass wir überrannt werden", sagt Wirte-Sprecher Florian Müller.

Auch zeitlich könnte sich der Andrang entzerren. Anders als bei der Sandkerwa beginnt die Wochenend-Sperrstunde in Bamberg nicht um 1, sondern erst um 4 Uhr.