Für die Polizisten war die Auftaktnacht zur Bamberger Sandkerwa durchwachsen. Überwiegend hatten sie es mit friedlchen Festbesuchern zu tun.
Für viele Sandkerwabesucher, aber auch für die Einsatzkräfte war der Auftakt von Bambergs größtem Volksfest in mehrfacher Hinsicht anders als sonst: neues Sicherheitskonzept, verstärkte Kontrollen, mehr Polizeipräsenz und ein wenig auch immer im Hinterkopf die jüngsten Terroranschläge. Dennoch verlief der erste Tag relativ reibungslos, die Einsätze der Polizei blieben überschaubar, es gab keine Sperrzeit-Übertretungen und auch das Wetter spielte mit und bot den von der Polizei auf 30 000 geschätzten Besuchern schönsten Sonnenschein.
Allerdings ist es in manchen Punkten noch etwas Nachjustierung gefordert, wie beispielsweise bei den Einlasskontrollen. Doch nichtsdestotrotz sind die beiden kerwaerfahrenen Beamten Holger Dremel und Michael Dachwald die Ruhe in Person.
Als sie an der Unteren Brücke gegen 20 Uhr ihre FT-Begleitung treffen, hatte es vorher einsatztechnisch noch nicht allzu viel zu tun gegeben. Gemeinsam verfolgten sie eine ganze Weile die Kontrollen an der Unteren Brücke.
Zwei Sicherheitskräfte eines privaten Sicherheitsdienstes schauen hier und da in die Rucksäcke und größeren Taschen. Polizeibeamte der Inspektion
Bamberg sowie die Einsatzzüge der Operativen Ergänzungstruppe "überwachen" die Kontrollen. "Normalerweise sind auf öffentlichen Plätze Taschenkontrollen nur der Polizei erlaubt. Die privaten Sicherheitskräfte fragen höflich, ob sie in die Taschen schauen dürfen. Wenn jemand das verweigert, kümmern wir uns, um die Sache", schildert Einsatzleiter Holger Dremel.
Allerdings ist in den allermeisten Fällen ein Einschreiten der Polizei nicht notwendig. Die meisten Besucher sehen die Kontrollen schon von weitem und zeigen bereitwillig ihre Taschen oder Rucksäcke. Selbst angetrunkene Bierflaschen werden vor Ort anstandslos geleert und in den aufgestellten Abfalltonnen entsorgt. Dort bleiben sie aber nicht lang, denn bei den Flaschensammlern scheint es sich schnell herumzusprechen, dass es sich hier lohnt, Pfandflaschen einzusammeln. Beschwerden über die Kontrollen, die auch vor der Oberen Brücke, an der Schranne und in der Unteren Sandstraße vorgenommen werden, gibt es nur vereinzelt, wenn manche nicht einverstanden waren, ein volle Sekt oder Weinflasche abzugeben.
Eintauchen in die Massen
Nach rund 20 Minuten bei den Kontrollen geht es mitten ins Gedränge. Es sind zwar massenhaft Menschen unterwegs, aber dennoch kommt man ohne größere Staus oder Geschiebe durch das Festgebiet. Selbst an der Engstelle vor dem Schlenkerla geht es zügig voran.
Die Besucher sind gut gelaunt, blöde Sprüche gegenüber den Beamten gibt es keine. Ganz im Gegenteil, ein junger Mann freut sich und sagt ernst gemeint: "Schön, dass ihr für unsere Sicherheit daseid!"
Erste Arbeit für die Polizei gibt es um 20.40 Uhr, als vier Falschparker den Rettungsweg an der Bischofsmühle zuparken. Drei Halter können noch ausfindig gemacht werden, ein Fahrzeug hingegen wird abgeschleppt. Insgesamt tröpfelt die Nacht vor sich hin. Die Stimmung auf der Kerwa ist ausgelassen, aber friedlich.
Gegen 22.30 Uhr verlassen Dremel und Dachwald das Festgebiet und fahren mit dem Polizeiauto weiter. Bis Mitternacht bleibt es für sie weiter relativ ruhig. Lediglich ein vermisster Ausweis, eine Ruhestörung in der Kleberstraße sowie ein Wildpinkler beschäftigen die Beamten.
Faust auf Faust
Drei Minuten nach Mitternacht jedoch werden die beiden und andere Einsatzkräfte zur Markusbrücke gerufen, wo eine Schlägerei im Gang sein soll. Acht Jugendliche gerieten ins Streit und anschließend flogen die Fäuste.
Als Dremel und Dachwald eintreffen, ist die eine Hälfte der Streithähne geflüchtet. Die anderen blieben verletzt zurück. Eine Fahndung nach den vier Flüchtigen verlief ergebnislos. Nur die Basecap eines Schlägers blieb wird sichergestellt.
Auf der Fahrt hinauf zum Kaulberg rund eine Stunde später eine erste Schrecksekunde für die Beamten. Ein Mann liegt mitten auf der Fahrbahn unter einem Auto.
Ist er überfahren worden? Betrunken? Weder noch: das Auto streikt und der Mann versucht, das Getriebe notdürftig zu reparieren. Nach einigen Minuten fährt er mit schepperndem Motor weiter.
Danach sind es noch kleinere Einsätze, die die Polizeibeamten beschäftigen: Ein angeblicher Einbruch, der sich als harmlos entpuppt und keiner war; kleinere Streitereien, die meist noch bevor die Polizisten eintreffen beendet sind und zwei Brückenspringer, die ihre Kleider zurückgelassen haben.
Die stellt die Polizei sicher. Da die Brückenspringer die Klamotten dann doch brauchen, tauchen sie eine Zeitlang später auf. Bei der Feststellung der Personalien fallen den Beamten 15 Gramm Marihuana in die Hände. Daher folgt eine Anzeige wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Auf dem Heimweg
Das Festgebiet hat sich geleert, aber auch in der Innenstadt sind verhältnismäßig wenig Menschen unterwegs, deshalb muss die Lange Straße nicht gesperrt werden. Lediglich in der Dominikanerstraße musste ein Betrunkener geweckt werden, der in einem Hauseingang eingeschlafen war. Und um 2.45 Uhr wird eine Körperverletzung in der Wallsteinpassage aufgenommen werden.
Die Sperrzeitkontrollen im Festgebiet und in den Wirtshäusern, Kneipen und Clubs ringsum erfordern kein Einschreiten. "Somit war es für uns ein relativ ruhiger und friedlicher Kerwaauftakt. Die Einsätze waren überschaubar", bilanziert Holger Dremel gegen 3.30 Uhr.
"Wenn jemand das verweigert, kümmern wir uns, um die Sache"
Hört sich so an, als wird der Besucher dann gleich zu Boden gedrängt. Mal ganz ehrlich, wer lässt sich von diesen Kontrollen eigentlich verarschen? An diesen Eingängen sind so viele Menschen. Wenn da ein Terrorist eine Bombe zünden will, dann macht er das dort und reißt leider genauso viele unschuldige Menschen in den Tod. Brüssel hat es gezeigt, diese Maßnahmen sind sinnlos. Sie wwerden uns als Sicherheitsgewinn verkauft, die sich nur in noch teureren Getränke- und Speisepreisen niederschlagen. Wollen wird das wirklich?
"Beschwerden über die Kontrollen, die auch vor der Oberen Brücke, an der Schranne und in der Unteren Sandstraße vorgenommen werden, gibt es nur vereinzelt, wenn manche nicht einverstanden waren, ein volle Sekt oder Weinflasche abzugeben." Das ist auch schon der Hintergrund der Taschenkontrollen. Die überteurten Getränke sollen verkauft werden. Was ist übrigens die Konsequenz? Die Leute geben die Flasche nicht ab, sondern leeren sie eben auf Ex, damit sie reinkommen. Anschließend sind die, insbesondere durch diese hohen Temperaturen, so schnell Hacke, dass sie vielleicht gleich rumzupöbeln gewinnen. Auch hier frage ich, wollen wir das wirklich?
Übrigens: Wer suchet der findet. Es gibt genug Zugänge auf das Festgebiet wo man keinem dieser Neugierigen begegnet, die einem an die Wäsche, äh in die Tasche wollen.
Genauso fragwürdig ist es badene Jugendliche zu verfolgen. Wo ist das Problem, wenn sie in die Regnitz spingen? Früher war es ganz normal im Fluss zu baden. Der Hintergrund ist wohl klar: Die Stadtwerke machen mit ihren Freibädern Verlust, deswegen verbietet man überall das kostenlose Baden in der Regnitz (im Hainbad ist es erlaubt, kostet natürlich Eintritt) um so die Leute in die Freibäder zu nötigen. Dürfen wir in diesem Land gar nichts selbst entscheiden?
Ein bisschen viel Verschwörungstheorie auf einmal, oder?