Ein Rechenspiel der CSU fördert Erstaunliches zu Tage: Nicht nur Melanie Huml gehört zu den meist gewählten Politikern dieser Landtagswahl. Auch der Abgeordnete Heinrich Rudrof ist ein echter "Stimmenkönig". Der Scheßlitzer lässt in der Wählergunst sogar bekannte Politgrößen wie Ilse Aigner und Christine Haderthauer weit hinter sich.
Jetzt ist es gewissermaßen amtlich: Die Bamberger Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) liegt in der Wählergunst bayernweit auf Platz 4. Der Abgeordnete Heinrich Rudrof (CSU) nicht allzu weit dahinter - auf Platz elf.
Am Mittwoch hat der FT bereits berichtet, dass die CSU-Spitzenkandidatin in Oberfranken im Vergleich mit anderen Kabinettsmitgliedern sehr gut abgeschnitten hat. Dies hat sich nun eindrucksvoll erhärtet: Eine Statistik des CSU-Kreisverbands Bamberg, die die erreichte Stimmenzahl der Kandidaten ins Verhältnis zur Zahl aller gültigen Wählerstimmen eines Regierungsbezirks setzt, belegt: Huml lässt bis auf Emilia Müller sämtliche Minister hinter sich. Die Tabelle, die einen Vergleich über die Grenzen der Regierungsbezirke hinweg ermöglicht, zeigt zudem, dass sich auch der Bamberger Stimmkreisabgeordnete Rudrof in die Spitzengruppe bayerischer Politiker vorgekämpft hat.
Ministerpräsident Horst Seehofer kam demnach mit 700 000 Stimmen auf 34 Prozent aller gültigen Wählerstimmen in Oberbayern. Ihm folgt Barbara Stamm mit 33,4 Prozent aller Wählerstimmen in Unterfranken Emilia Müller brachte es auf 23,6 Prozent Zustimmung .
Melanie Huml liegt knapp dahinter mit 21,7 Prozent aller Wählerstimmen. Deutlich schwächer als die Oberfränkin schnitten die bekannten Staatsminister Markus Söder, Helmut Brunner, Beate Merk, Joachim Herrmann, Ilse Aigner und Christine Haderthauer ab. Letztere musste sich mit nur 2,2 Prozent der gültigen Wählerstimmen begnügen.
Aus Bamberger Sicht bemerkenswert ist auch das Ergebnis des in Scheßlitz beheimateten CSU-Abgeordneten Heiner Rudrof.
Der schaffte es, obwohl nur auf Rang vier seiner Liste platziert, weit nach vorne in der Wählergunst.
Diese katapultierten den 58-jährigen Betriebswirt auf den respektablen Platz elf der Top 15 der Landtagswahl. Rudrof sammelte 46 000 Stimmen und konnte damit 8,64 Prozent aller Wählerkreuze auf sich vereinen. Der Politiker ist seit 17 Jahren im Landtag und nicht zuletzt im Haushaltsausschuss aktiv. Schon einmal hat er durch hervorragende Zahlen auf sich aufmerksam gemacht: Bei der Landtagswahl 2003 sammelte er 72 (!) Prozent der Stimmen. Gut möglich, dass sich neben Huml auch Rudrof durch sein Abschneiden bei Seehofer für ein höheres Amt empfiehlt. Bekanntlich hatte Oberfranken schon öfter zwei Kabinettsmitglieder...
Herr Rudrof hat das Glück eines Wahlkreises mit Gemeinden wie Königsfeld und Wattendorf, wo 80 % oder mehr Wähler unreflektiert ihr Kreuzchen bei der C-Partei machen, egal wie der Kandidat heißt, was er geleistet hat (vgl. Wahlkreis Kulmbach-Lichtenfels bei der Bundestagswahl) und was er kann. So wirkt sich natürlich auch die persönliche Familienaffäre (fragwürdige Beschäftigung der Frau auf Kosten des Steuerzahlers) nicht auf die Entscheidung in der Wahlkabine aus, denn es gibt keine Entscheidung, wenn man ohne nachzudenken immer dasselbe wählt.
Fazit: Es gibt nichts Königliches an Herrn Rudrof.
Saubere Recherche sieht anders aus! Muß man doch bei dem "Super-Wahlergebnis" der Melanie Huml bedenken,
daß Frau Huml nicht nur Erststimmenkandidatin war sondern auch noch zusätzlich auf Platz 1 der Oberfrankenliste stand, d.h. jedes sogen. Listenkreuz für die CSU kam nur Frau Huml zugute.
Alle anderen Listenkandidaten mußten direkt auf der Liste angekreuzt werden, hier kann man wirklich von einer "direkten Stimme" für die jeweiligen Kandidaten ausgehen. Folglich ist die Statistik, die in dem Artikel angeführt wird, nicht einmal ein Vergleich von "Äpfeln mit Birnen". Ich frage mich ja warum eine Kandidatin, die durch die Erststimme ja sowieso sicher in den Landtag gewählt wird, noch durch Platz 1 auf der Oberfrankenliste abgesichert werden muß Wäre es hier nicht sinnvoller gewesen einen Kandidaten zu nehmen, der nur über die Liste gewählt werden kann, wie z.B. von Lerchenfeld. Das Stimmenergebnis von Frau Huml ist also nicht weiter verwunderlich, wenn man die doppelte Absicherung bedenkt. Für Herrn Wehner mag Frau Huml ja die "Stimmenkönigin" sein, er sieht sich ja offensichtlich schon jetzt als ihr Hofberichterstatter.
Daß Heinrich Rudrof das beste Erstimmenergebnis in Oberfranken hat war dem FT nur die Überschrift wert, daß er sich vom "Absturz" erholt habe. Und als Rudrof bei früheren Wahlen noch das drittbeste Stimmenergebnis in ganz Bayern einfuhr, krähte im FT kein Hahn danach.