Anlässlich seines 40-jährigen Bestehens lud das Bamberger Müllheizkraftwerk zum "Tag der offenen Tür".
Wie in einer Parfümerie duftet es nun nicht gerade am Müllbunker. Doch ungeachtet der Gerüche verfolgen Groß und Klein fasziniert, wie der gewaltige Müllgreifer die Überreste der Haushalte packt und durch Trichter in die Verbrennungsöfen bugsiert. Und ebenso staunend beobachten die Besucher durch ein brandsicheres Fenster, wie das Feuer lodert.
Es ist "Tag der offenen Tür" im Bamberger Müllheizkraftwerk (MHKW) an der Rheinstraße. Seit 1978, also seit 40 Jahren, kümmert es sich um die Restmüllentsorgung von rund 655 000 Menschen in Stadt und Landkreis Bamberg, den Landkreisen Erlangen-Höchstadt, Forchheim und Wunsiedel sowie der Stadt Erlangen. 40 Jahre MHKW bedeuten auch die Entsorgung und Verwertung von 4 402 000 Tonnen Restabfälle. Ja, Verwertung, denn selbst aus optisch ekligsten Abfällen erzeugt das MHKW effizient und klimaschonend Energie.
"Wir sind keine Umweltkritische Anlage!" betont Diplom-Ingenieur Arnd Externbrink, der als Technischer Betriebsleiter die interessierte Schar im Stundentakt herumführt. So dienten allein zwei Drittel der gesamten Anlage "der Reinhaltung der Luft". Externbrink erzählt von Rauchgasreinigung und Elektrofiltern zur Staubabscheidung, von Nasswäschern zur Abscheidung von Schwermetallen oder deutlich unterschrittenen Grenzwerten der Emissionen, von Klärschlammentwässerung und reduziertem Wasserverbrauch durch die Verwendung von Neutralschlamm.
Arnd Externbrink preist den Restmüll als wertvollen Rohstoff und nachhaltige Energiequelle. "Wir verheizen den Müll nicht einfach, sondern erzeugen daraus Fernwärme und Strom." Und zwar ohne zusätzliche fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas. Jährlich verwandle das MHKW etwa 130 000 Tonnen Hausmüll zu klimaneutralem Strom und umweltfreundlicher Fernwärme. Und das an sieben Tagen in der Woche und rund um die Uhr.
Selbst die Verbrennungsschlacke oder -asche werde noch aufbereitet, so der Technische Betriebsleiter. Und zwar in einem Fachbetrieb in Würzburg, wohin täglich 530 Tonnen "Bamberger Schlacke" per Schiff transportiert werden. Wenn Metallteilchen aus der Asche entfernt seien, käme diese wieder in den Wirtschaftskreislauf: nämlich als Material für den Straßen- und Deponiebau.
Auch die Tagesbesucher, die grundsätzliche Fragen zum Thema Mülltrennung und Recycling haben, kommen auf ihre Kosten. Am Stand der Abfallberatung von Stadt und Landkreis Bamberg geben Jürgen Pfister und Franz Heer wertvolle Hinweise etwa zum Gelben Sack: "Der Gelbe Sack meint Verpackungsmaterial und nicht zwangsläufig Plastik", erklären die Beiden. Hartplastik dürfe nicht in
den Gelben Sack, dafür die leere (!) Deo-Spraydose.
Landrat Johann Kalb nutzt den "Tag der offenen Tür" für eine Stippvisite, bei der ihn MHKW-Geschäftsleiter Jochen Frank begleitet. Hausarchitektin Daniela Reinfelder wirft noch einen prüfenden Blick auf die von ihr geleiteten jüngsten Sanierungen an den Gebäuden: "Die waren fällig, gut, dass es Jubiläen gibt", lacht sie. Überhaupt müsse man am MHKW, das mit nicht ungefährlichen Stoffen und Wässern umgehe, "am Ball bleiben", so Reinfelder.
:D
So verdummt man die Leute: "... den Restmüll als wertvollen Rohstoff und nachhaltige Energiequelle" zu bezeichnen, ware dann korrekt, wenn er weitestmöglich substanziell verwertet und nur das verbrannt würde, was unvermeidbar anfällt.
Tatsächlich aber kann in der Verbrennung nur die Energie (teilweise) genutzt werden, die chemisch im Brennstoff gebunden ist. Und davon ist in einer ehrlichen Bilanz all das noch abzuziehen, was für den Betrieb der Anlage und ihrer "Nebenaggregate" benötigt wird. Überdies werden große Mengen allein dafür verbraucht, das in nassen Abfällen (z. B. Klärschlamm) enthaltene Wasser zu verdampfen.
Die gesamte Energie, die aufgebracht werden mußte, um die jetzt zur Verbrennung gelangenden Materialien herzustellen (Rohstoffgewinnung, Transporte, Umwandlungen, Umformungen, ...), ist verloren.
Müllvermeidung wäre angesagt. Und da ist Wiederverwendung (Beispiel: langlebige Mehrwegbehälter) der Wiederverwertung (Re- und Downcycling) weit überlegen - energetisch wie stofflich. Doch davon ist man weit entfernt - die wenigen "Reste", die es noch gibt, befinden sich dank völlig falsch gesetzter Rahmenbedingungen auf dem absteigenden Ast.
Statt die Weichen richtig zu stellen, widmen sich die Verantwortlichen lieber dem "Greenwashing", der schönfärberisch verzerrten Darstellung der bisherigen Fehlentwicklung.