Probleme sind erkannt

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Die Kürzung der Buslinie 910 von einem halbstündigen auf einen einstündigen Takt sorgt bei vielen Bürgern für Unmut. Foto: RiegerPress
Die Kürzung der Buslinie 910 von einem halbstündigen auf einen einstündigen Takt sorgt bei vielen Bürgern für Unmut. Foto: RiegerPress

Die Stadt stellt sich in Wildensorg den Anregungen und der Kritik der Bürger. Die vertrauen diesmal den Versprechen der Verwaltung.

Die diesjährige Bürgerversammlung wies gleich mehrere Phänomene auf: So "gestand" Sozial- und Ordnungsreferent Ralf Haupt seine "heimlichen Talente" als Taschendieb, die Veranstaltung im Gasthof Heerlein im Stadtteil Wildensorg war sehr gut besucht, es gab eine lebhafte Aussprache und - man höre und staune: Es wurde erstmals nach vielen Jahren kein einziger Antrag vonseiten der Bürger gestellt.

Zu Beginn der rund zweistündigen Veranstaltung nahm Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) die Bürger mit auf einen imaginären Spaziergang durch Bamberg. Vom Osten der Stadt her schilderte er das Voranschreiten der Konversion und zeigte sich dabei zuversichtlich, dass die Stadt im Frühsommer nächsten Jahres die Lagarde Kaserne ihr Eigentum werde nennen können. Weiter ging es gedanklich zum ehemaligen Glaskontorgelände, wo noch in den nächsten Wochen der erste Spatenstich für ein viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus erfolgen soll.

Der virtuelle Spaziergang streifte das "Quartier an der Stadtmauer", zahlreiche Schulen und Kindergärten sowie das entstehende neue Welterbe-Besucherzentrum. Zurück in Wildensorg versprach der Oberbürgermeister die Sanierung der Wildensorger Hauptstraße, gemein hin auch "Rumpelpiste" genannt. Bereits nächstes Jahr sollen schon erste Mittel in den städtischen Haushalt eingestellt werden, damit erste Vorplanungen möglichst zeitnah durchgeführt werden können. Der Spaziergang endete am neuen Baulandmodell, welches anschließend Finanz- und Stiftungsreferent Bertram Felix kurz vorstellte.


Lebhafter Dialog

Die darauffolgende Aussprache mit den Bürgern war ein lebhafter Dialog querbeet durch nahezu alle Themen der Stadt. So sorgte sich beispielsweise Christoph Mergler über die wachsende Terrorgefahr und wollte von der Stadt wissen, wie deren Sicherheitskonzepte vor allem im Hinblick auf Großveranstaltungen wie die Sandkerwa, aber auch den bevorstehenden Weihnachtsmarkt ausschauen würden. Sozial- und Umweltreferent Ralf Haupt berichtete dazu über Maßnahmen, die bereits bei der Sandkerwa 2016 umgesetzt worden seien, wie beispielsweise Rucksackkontrollen bei den Besuchern, verstärkte Polizeipräsenz und der Einsatz eines Besucherleitsystems mittels Lautsprechern. Beim Weihnachtsmarkt werde die Polizei sowohl mit Zivil- als auch uniformierten Beamten Präsenz zeigen. "Allerdings sollten die Besucher des Marktes auch etwas umsichtiger sein. "Selbst ich als unerfahrener Dieb würde dort problemlos Beute machen können, so leichtsinnig wie manche Menschen dort mit ihren Wertsachen umgehen", sagte Haupt.

Christian Hader vermisste die bis zum Jahr 2014 durchgeführten Stadtteilgespräche und freute sich, als OB Starke versprach, diese nächstes Jahr wieder aufleben zu lassen. Johann Georg Wöhler und einige weitere Bürger kritisierten den Zustand der Wildensorger Hauptstraße. Vor allem durch die enorme Zunahme des Schwerlastverkehrs würde die Straße immer mehr verfallen. Einen Antrag zur Verbesserung der Straße stellten sie jedoch nicht, da die Stadt das Problem bereits erkannt hat und wie erwähnt zeitnah erste Vorplanungen verspricht.


Zu wenig Fahrgäste

Etwas Unmut kam in der Gaststätte auf, als einige Bürger die Kürzung der Buslinie 910 von einem halbstündigen auf einen einstündigen Takt beklagten. "Die Busanbindung für Wildensorg wird mit der Liniennetzoptimierung der Stadtwerke schlechter. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es eine zusätzliche Umsteigeverbindung Richtung Innenstadt über das Klinikum geben soll", beklagte unter anderem Georg Wöhler. Zumal es dadurch keinen echten halbstündigen Takt geben werde. Peter Scheuenstuhl, Abteilungsleiter der Verkehrsbetriebe, argumentierte, dass die Stadtwerke bei der Bewertung von Buslinien den Grundsatz der Wirtschaftlichkeit beachten müssten. "Und da auf der Linie 910 bei einer Fahrgasterhebung Werte ermittelt worden sind, die eine durchschnittliche Fahrgastzahl von drei Mitfahrern pro Fahrt ergaben, müssen wir handeln", betonte er. Zumal die Verkehrsbetriebe ein jährliches Defizit von etwa vier Millionen Euro einfahren würden.


Busse sorgen für Lärm

Über laufende Motoren, die über einen längeren Zeitraum von wartenden Bussen an der Konzerthalle zu einer Lärmbelästigung für die Anwohner führen, beklagte sich Markus Motschenbacher. Umweltreferent Haupt will nun prüfen lassen, ob eine Ahndung durch den Parküberwachungsdienst (PÜD) möglich sei, wenn Busse über einen längeren Zeitraum mit laufendem Motor in der Mußstraße stehen. Weiterhin bewegten die Bürger an diesem Abend Lärmbelästigungen aufgrund von Live-Musik am neuen Stadtstrand sowie die übervollen Mülleimer in der Innenstadt.

Trotz der zahlreich vorgebrachten Kritik stellten die anwesenden Bürger an diesem Abend keinen einzigen Antrag, den der Stadtrat auf einer seiner nächsten Sitzung hätte behandeln müssen. Anscheinend wurde darauf verzichtet, da die Stadtverwaltung versichern konnte, dass die dargebrachten Kritikpunkte bekannt seien und man bereits an Lösungsansätzen arbeite.