Rewe hat in Pettstadt (Landkreis Bamberg) den ersten fränkischen 24-Stunden-"Nahkauf" ohne Personal eröffnet. Doch der muss an Sonn- und Feiertagen zu bleiben. Der Fall sorgt für Empörung - und landet jetzt sogar in München.
Rewe testet Marktneuheit:Deutschlands erste"Nahkauf-Box" in Pettstadt (Landkreis Bamberg)eröffnet
"Walk-In Store" ohne Personal - "Josefs nahkauf BOX" hat 24 Stunden geöffnet
Wirbel um Ladenschluss: Landratsamt wendet sich an Betreiber - Sonntagsöffnung nicht erlaubt
"Bedenklich": Heftige Kritik an Söder-Regierung - Öffnungsverbot landet in München
Rewe hat in Oberfranken ein neues Ladenkonzept gestartet: Unter dem Namen "Josefs nahkauf BOX" testet die Supermarktkette in Pettstadt (Kreis Bamberg) ein völlig neues Format. Die lokal im Ort gelegene Innovation soll in der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde in Zukunft die Versorgung mit frischen Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen. Das Besondere: Der kleine Einkaufsmarkt wird ohne Personal betrieben. Doch kurz nach der Eröffnung gibt es einen ersten Rückschlag für die Betreiber: Laut einer gesetzlichen Regelung muss der Supermarkt an Sonntagen und Feiertagen geschlossen bleiben. Der Fall hat so große Wellen geschlagen, dass er nun im Bayerischen Landtag behandelt werden soll.
Update vom 07.04.2022, 11.02 Uhr: Sonntagsöffnungsverbot in Pettstadt schlägt hohe Wellen bis in den Landtag
Die FDP im bayerischen Landtag reagiert auf den Öffnungs-Ärger des Mini-Rewe in Pettstadt (Landkreis Bamberg) jetzt mit einem eigenen Antrag. Die "innovativen Konzepte für die Nahversorgung im ländlichen Raum" würden dadurch beschränkt, dass Bayern "eines der strengsten Ladenschlussrechte bundesweit" habe, teilt die Fraktion mit.
"Die Nahkauf-Box in Pettstadt bietet ein innovatives Konzept eines neuen Dorfladens, welches das Potential hat, um die Nahversorgung im ländlichen Raum nachhaltig zu revolutionieren. Die Politik sollte hier Chancengeber und Möglichmacher statt Fortschrittsverweigerer sein", wird der FDP-Abgeordnet Sebastian Körber aus Forchheim zitiert. "Die Staatsregierung, aber auch Abgeordneten von CSU und Freien Wählern müssen hierzu nun endlich umdenken und Freiräume ermöglichen."
Die Staatsregierung wird in dem Antrag aufgefordert, "für digitale Kleinstsupermärkte eine Öffnung rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, zu ermöglichen". Die Begründung: Dies sei "nicht sinnvoll, da die Öffnung ohne den Einsatz von Personal erfolgt".
FDP hält Verbot der Öffnung von Kleinstsupermärkten an Sonn- und Feiertagen für "bedenklich"
Gleichzeitig bestehe gerade sonn- und feiertags Bedarf nach dem Angebot, weil normale Einkaufsgelegenheiten hier geschlossen hätten, heißt es. Die FDP-Fraktion halte die Schließung auch aus Wettbewerbsgründen - etwa mit Tankstellen - für "bedenklich".
Man sehe die Kleinstsupermärkte als "begehbare Automaten". Der Unterschied zwischen diesen und einem digitalen Kleinstsupermarkt sei "praktisch aber nicht zu begründen, da beide Läden ohne Personal mit einem quasi identischem Sortiment arbeiten" würden.
Aus einem bisher stets auch am Sonntag geöffneten 24-Stunden-Mini Store in Parkstein (Oberpfalz) seien bisher keine Beschwerden bekannt, so die FDP-Fraktion - bis dies das Landratsamt nun "per Weisung aus München" untersagt habe . "Im Gegenteil schätzen die Menschen vor Ort das unkomplizierte Angebot", heißt es.
Update vom 04.04.2022: Erster 24-Stunden-"Nahkauf" in Franken darf an Sonntagen und Feiertagen nicht öffnen
Ernüchterung für die Kundschaft: Der erst kürzlich eröffnete 24-Stunden-Supermarkt "Josefs nahkauf Box" in Pettstadt (Landkreis Bamberg) darf an Sonntagen und Feiertagen doch nicht öffnen. "Wir haben am vergangenen Donnerstag eine Anfrage an die Regierung von Oberfranken gestellt, nachdem wir den Hinweis bekommen haben, dass in Pettstadt ein 7-Tage-Kleinstsupermarkt eröffnet hat", erklärt ein Sprecher des Landratsamts Bamberg gegenüber inFranken.de.
Ob bei der Eröffnung, bei der auch Landrat Johann Kalb (CSU) anwesend gewesen sei, das 7-Tage-Konzept so vorgestellt worden sei, könne der Sprecher nicht sagen, heißt es gegenüber inFranken.de. Am Freitag habe man dann im Landratsamt die Antwort der Regierung von Oberfranken erhalten. Im Juli 2021 hatte das bayerische Kabinett nämlich beschlossen, dass "digitale Kleinstsupermärkte ohne Verkaufspersonal und mit einer reinen Verkaufsfläche von bis zu 100 Quadratmetern" künftig an jedem Werktag, "also von Montag bis Samstag rund um die Uhr öffnen" dürften.
"Ein Verkauf an Sonn- oder Feiertagen ist aufgrund der Vorgaben des Gesetzes über den Schutz der Sonn- und Feiertage nicht zulässig", heißt es in einer Mitteilung des Arbeitsministeriums. Man habe den Betreiber des Mini-Supermarkts im Anschluss an die Antwort "auf die gesetzliche Regelung hingewiesen", so der Landratsamts-Sprecher. Rewe selbst hatte am 27. März 2022 noch mitgeteilt, in Pettstadt könne "der Kunde an sieben Tagen und täglich 24 Stunden einkaufen".Bayern hat mit dem Saarland die strengsten Ladenschlussrechte bundesweit - trotz der Lockerung im Juli 2021. Wie das Digitalmagazin "Invidis" berichtet, soll das Sonntagsöffnungsverbot bisher auch andere Betreiber von Mini-Stores wie Edeka und Tegut davon abhalten, das Konzept in Bayern zu testen.
Erstmeldung vom 30.03.2022, 17.37 Uhr: Rewe testet Innovation in Pettstadt - "Nahkauf-Box" soll Nahversorgungslücke auf dem Land schließen
Bei dem Test-Konzept in der Ohmstraße 15 handelt es sich dem Supermarkt-Riesen zufolge um einen sogenannten "Walk-in-Store": Auf einer Verkaufsfläche von rund 39 Quadratmetern können die Kundinnen und Kunden demnach sieben Tagen die Woche täglich 24 Stunden einkaufen. Das Sortiment umfasse rund 700 Artikel - "vom Apfel bis zur Zahnbürste" finde sich alles für den täglichen Bedarf, kündigt Rewe an. Bezahlt wird bargeldlos an einer sogenannten "Self-Checkout-Kasse" - entweder mit der EC- oder Kreditkarte. Jeder Artikel muss zuvor selbstständig gescannt werden. Nach dem Bezahlvorgang kann der Markt wieder verlassen werden.
Mit der EC- oder Kreditkarte ist der Zugang zum Store rund um die Uhr möglich. Im Ladeninnern kann sich die Kundschaft frei bewegen und ihren Einkauf in Ruhe zusammenstellen. Das Sortiment reicht von frischem Obst und Gemüse, Molkerei- und Tiefkühlprodukten über Trockensortiment, alkoholfreie Getränke bis hin zur Zahnbürste und dem Zigarettenautomaten. Einen Sortimentsschwerpunkt bilden laut Unternehmensangaben Rewe-Eigenmarken, Bioprodukte sowie Produkte von regionalen und lokalen Lieferanten. "Alkoholische Getränke und Spirituosen fehlen im Sortiment", heißt es vonseiten von Rewe.
"Die Betreibung des Stores mit der Warenversorgung, Instandhaltung und Pflege stellt konzeptionell ein Nahkauf-Kaufmann oder eine Nahkauf-Kauffrau über den eigenen Stammmarkt sicher", erklärt Rewe in einer Pressemitteilung. In Pettstadt sind es demnach die Nahkauf-Kaufleute Josef Sier und Thomas Scheuring, die in Walsdorf gemeinsam einen Nahkauf-Markt führen.
Bürgermeister sieht in Rewes neuem Einkaufskonzept "wichtiges Puzzleteil"
Bei der Gemeinde Pettstadt stößt die"Nahkauf-Box" derweil auf große Zustimmung. "Die Nahversorgung ist ein wichtiger Baustein für die Attraktivität einer Kommune", hält Pettstadts erster Bürgermeister Jochen Hack fest. Mit dem neuen Einkaufskonzept komme "ein wichtiges Puzzleteil im Rahmen unserer Weiterentwicklung" nach Pettstadt. "Ich freue mich, dass alle Bürgerinnen und Bürger ihre Grundversorgung jetzt wieder direkt vor Ort und zudem rund um die Uhr vornehmen können", erklärte Hack.
Mit seiner Marktneuheit sieht Rewe einen Ansatz, etwaige Nahversorgungslücken auf dem Land schließen zu können. "Wir möchten mit diesem Test einen Beitrag dazu leisten, um Antworten auf die Frage nach einer zukunftsgerichteten Nahversorgung in den zentrumsfernen Orten ländlicher Räume und dörflichen Siedlungsgebieten zu finden", erläutert Rewe-Bereichsvorstand Peter Maly. Allein in Deutschland gebe es rund 8000 unterversorgte Siedlungsgebiete, in denen die Menschen für den täglichen Lebensmitteleinkauf sehr weite Strecken zurücklegen müssten. Für diese Kommunen eigne sich das Nahkauf-Format perfekt. Das Konzept sichere dort die Nahversorgung, wo sich andere Wettbewerber zurückgezogen hätten.
Auch der fränkische Nahkauf-Kaufmann Josef Sier zeigt sich von dem Konzept überzeugt. "Als Betreiber von fünf Nahkauf-Märkten war es schon immer mein Anliegen, für die Bewohner von Orten und Regionen, in denen es keine Nahversorgung gibt und geben wird, Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel zu schaffen", berichtet Sier. In dem neuen 24-Stunden-Markt bekomme man auf kleiner Fläche alles, was man für den täglichen Bedarf benötigte, direkt vor Ort.
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Der ganze Grund für den „Aufstand“ liegt sicherlich darin begründet, dass ein paar andere Marktbetreiber dem Initiator die paar extra € nicht gönnen.
KaroAcht
@Joe Bamberg: Zur Klarstellung. Ich sprach von "älteren Menschen". Auch da gibt es Menschen, die nicht komplett geistig weggetreten sind, sondern einfach nicht mehr so gerne im Stadtverkehr rumfahren, oder aufgrund nachlassender Sehkraft längere Autofahrten vermeiden (was nicht unvernünftig ist). Sicher haben manche mit dem System Probleme, aber wenn da ein- zweimal jemand mitgeht und erklärt ist das schon erledigt. Ich kenne viele "ältere Menschen", die durchaus mit dem IPhone ihren Impausweis vorzeigen, ihr gebuchtes Bahnticket finden und zwischendurch whatsappen mit der Tochter. Also bitte nicht alle, die einen örtlichen Einzelhandel brauchen oder bevorzugen als Deppen abstempeln.
Joe-Bamberg
das liegt mir absolut fern, ist eine völlig aus der Luft gegriffene Interprätation ihrerseits
Aber ich habe grundsätzlich was gegen eine Ausgrenzung von Mitmenschen jeglichen Alters die sich, aus welchen Gründen auch immer, mit der Benutzung mancher Technologien schwer tun.
KaroAcht
Zitiat"na ja, ob die ganz Sache von "...älteren Menschen..." bedienbar ist, möchte ich doch teilweise in Frage stellen. " Falls ich das missverstanden habe, möchte ich mich entschuldigen. Ich fand das halt nicht anders zu verstehen. Natürlich gibt es auch andere, jüngere Personen, die die Technologie nicht verstehen oder ablehnen. Aber zumindest in meinem persönlichen Umfeld kaufen die Jüngeren nach der Arbeit unterwegs ein oder sind zumindest mobiler. Ein Supermarkt mit Personal ist mir auch lieber. Aber das lohnt sich nicht, wie im Artikel auch beschrieben. Deshalb lieber Nahkauf-Box als gar nix.
KaroAcht
Für das Konzept zwei Daumen hoch. Gerade für ältere Menschen und bei Bedarf von vielleicht nur wenigen Artikeln ist es auch für die Umwelt ein Plus, wenn man nicht in die nächtste Stadt fahren muss. Aber über das Verkaufsverbot an Sonn- und Feiertagen kann man sich auch künstlich aufregen. Wenn man 6 Tage die Woche (außer es ist ein Feiertag) rund um die Uhr einkaufen kann, wieviele Kunden gibt es da, denen Sonntag ein lebenswichtiges Utensil fehlt. Für einen Einkauf in weiterer Entfernung musste man seinen Einkauf noch viel besser planen, damit man nicht 3 - 4 mal fahren muss, weil man die Sahne vergessen hat, dann feststellt, dass man auch ein Mehl gebrauchen könnte und dann auch noch eine Stunde später feststellt, dass man auch mal Kartoffeln kaufen könnte. Auch wenn keine Kassierer (Kassierende pol. korrekt) benötigt werden, so muss doch ständig geschaut werden, ob bis Samstagabend nicht alle Salatköpfe ausgegangen sind, wenn jemand den erst Sonntagfrüh vor dem Kochen kaufen will. Also bleibt auf dem Teppich und freut euch, dass es den Laden fast die ganze Woche gibt.
Der ganze Grund für den „Aufstand“ liegt sicherlich darin begründet, dass ein paar andere Marktbetreiber dem Initiator die paar extra € nicht gönnen.
@Joe Bamberg: Zur Klarstellung. Ich sprach von "älteren Menschen". Auch da gibt es Menschen, die nicht komplett geistig weggetreten sind, sondern einfach nicht mehr so gerne im Stadtverkehr rumfahren, oder aufgrund nachlassender Sehkraft längere Autofahrten vermeiden (was nicht unvernünftig ist). Sicher haben manche mit dem System Probleme, aber wenn da ein- zweimal jemand mitgeht und erklärt ist das schon erledigt. Ich kenne viele "ältere Menschen", die durchaus mit dem IPhone ihren Impausweis vorzeigen, ihr gebuchtes Bahnticket finden und zwischendurch whatsappen mit der Tochter. Also bitte nicht alle, die einen örtlichen Einzelhandel brauchen oder bevorzugen als Deppen abstempeln.
das liegt mir absolut fern, ist eine völlig aus der Luft gegriffene Interprätation ihrerseits
Aber ich habe grundsätzlich was gegen eine Ausgrenzung von Mitmenschen jeglichen Alters die sich, aus welchen Gründen auch immer, mit der Benutzung mancher Technologien schwer tun.
Zitiat"na ja, ob die ganz Sache von "...älteren Menschen..." bedienbar ist, möchte ich doch teilweise in Frage stellen. "
Falls ich das missverstanden habe, möchte ich mich entschuldigen. Ich fand das halt nicht anders zu verstehen. Natürlich gibt es auch andere, jüngere Personen, die die Technologie nicht verstehen oder ablehnen. Aber zumindest in meinem persönlichen Umfeld kaufen die Jüngeren nach der Arbeit unterwegs ein oder sind zumindest mobiler. Ein Supermarkt mit Personal ist mir auch lieber. Aber das lohnt sich nicht, wie im Artikel auch beschrieben. Deshalb lieber Nahkauf-Box als gar nix.
Für das Konzept zwei Daumen hoch. Gerade für ältere Menschen und bei Bedarf von vielleicht nur wenigen Artikeln ist es auch für die Umwelt ein Plus, wenn man nicht in die nächtste Stadt fahren muss.
Aber über das Verkaufsverbot an Sonn- und Feiertagen kann man sich auch künstlich aufregen.
Wenn man 6 Tage die Woche (außer es ist ein Feiertag) rund um die Uhr einkaufen kann, wieviele Kunden gibt es da, denen Sonntag ein lebenswichtiges Utensil fehlt. Für einen Einkauf in weiterer Entfernung musste man seinen Einkauf noch viel besser planen, damit man nicht 3 - 4 mal fahren muss, weil man die Sahne vergessen hat, dann feststellt, dass man auch ein Mehl gebrauchen könnte und dann auch noch eine Stunde später feststellt, dass man auch mal Kartoffeln kaufen könnte.
Auch wenn keine Kassierer (Kassierende pol. korrekt) benötigt werden, so muss doch ständig geschaut werden, ob bis Samstagabend nicht alle Salatköpfe ausgegangen sind, wenn jemand den erst Sonntagfrüh vor dem Kochen kaufen will. Also bleibt auf dem Teppich und freut euch, dass es den Laden fast die ganze Woche gibt.