Es ist das Wochenende der guten Wünsche und des tausendfachen Händeschüttelns. Der muntere Auftrieb der Bürger beginnt in der Konzert- und Kongresshalle, wo die Stadt über 1500 Gäste zum Neujahrsempfang mit Festredner Klaus Töpfer willkommen heißt. Am Tag darauf geht es mit dem gesellschaftlichen Schulterschluss im Luli-Saal weiter. Auch die CSU hat Gott und die Welt eingeladen.
Gott und die Welt? Zumindest einer wird an diesem Nachmittag fehlen. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke. Der oberste Repräsentant der Stadt ist zum Neujahrsempfang der beiden CSU-Kreisverbände Bamberg-Stadt und Bamberg-Land nicht eingeladen - ganz im Gegensatz zu sämtlichen städtischen Referenten, den Geschäftsführern der städtischen Tochter-Unternehmen und den meisten Amtsleitern.
Es war kein durchtriebener Briefträger, der auf dem Weg zum Rathaus die Einladungskarte der CSU mit ihrem bunten Bild von der Landesgartenschau aus Versehen in einem Gulli hat verschwinden lassen. Auch den vielen Helfern bei der CSU, die dafür sorgen, dass so eine Großveranstaltung reibungslos klappt, ist kein Vorwurf zu machen: OB Starke hat keine Einladung bekommen, weil er keine bekommen sollte.
Nun kann sich jeder leicht ausmalen, dass ein viel beschäftigter Mann wie Bambergs Oberbürgermeister nicht sofort Entzugserscheinungen bekommt, wenn er einmal einen Sonntagnachmittag ohne Sektglas durchhalten muss. Vielleicht ist das ja sogar eine nette Abwechslung im OB-Neujahrsempfangsalltagseinerlei, bei der Bamberger CSU anders als bisher nicht dabei sein zu müssen. Zumal schon um 17 Uhr die Brose Baskets gegen Tübingen spielen.
Doch es gibt Nicht-Einladungen, die entfalten weit mehr Wirkung als Einladungen. Ja sie schaffen es sogar, die eigenen Leute zu vergraulen. Warum die CSU ausgerechnet dem obersten Bürger Bambergs die kalte Schulter zeigt, bei dieser Frage zuckt beispielsweise Thomas Silberhorn merkwürdig zusammen. Auch Helmut Müller schüttelt mit dem Kopf. Die Nicht-Einladung des Oberbürgermeisters versteht er nicht.
Aufklärung über den höheren Nutzen einer OB-freien Zone am Sonntagnachmittag im Luli-Saal erhält der Neugierige beim CSU-Kreisvorsitzenden der Stadt, Christian Lange, und bei der CSU-Abgeordneten Melanie Huml, die im Herbst darum kämpfen muss, im Kabinett bleiben zu dürfen. "Es ist Wahljahr", sagt sie, und meint damit, dass zu solchen Anlässen auch der Bamberger Oberbürgermeister weniger Oberbürgermeister als vielmehr Wahlkämpfer ist - und als solcher nicht unbedingt der Stargast der CSU.
Zwar wurde Andreas Starke als Bezirkstagskandidat der SPD noch nicht einmal nominiert, doch glaubt man Christian Lange, ist er bereits der Angstgegner des amtierenden Bezirksrats Siggi Stengel. Doch liebe CSU! Sind die Bezirkstagswahlen wirklich ein Thema beim Neujahrsempfang? - Wer weiß, vielleicht hilft es der Partei, die anstehenden Herausforderungen zu meistern, indem sie echte und vermeintliche Gegner nur konsequent genug aus dem Blickfeld verbannt. Durch Nicht-Einladen, Weggucken und hartnäckiges Leugnen. Ein Feind, den man nicht sieht, den gibt es vielleicht gar nicht.
Doch natürlich hat die selektive Wahrnehmung Tücken. Denn wenn sich die CSU nur noch mit eigenen Leuten umgibt, dann könnten die Schwarzen bald noch mehr unter sich sein als ihnen lieb ist. Zum Beispiel beim Neujahrsempfang: Es soll ja nicht nur das Mittel der Nicht-Einladung geben. Auch das Ignorieren von Anlässen ist eine hohe Kunst. Und was, wenn man eine Nicht-Einladung nicht mal mehr vermisst?
Man muss Herrn OB Starke als Mensch ja nicht unbedingt mögen oder gar lieben,
obwohl warum eigentlich nicht (?).
Stil und Anstand, sowie Respekt vor dem "Amt" des Oberbürgermeisters, hätten
es aber zwingend erfordert, Dr. Starke zum Neujahrsempfang einzuladen!
Fähige Politiker mit Charakter und Niveau hätten das Problem eleganter gelöst !
Stillos und einfach peinlich, den Oberbürgermeister nicht einzuladen! Das zeigt, wes Geistes Kind die Damen und Herren sind.